In diesem Herbst feierte der Burscheider Kulturverein sein 25-jähriges Bestehen. Der Verein entwickelte sich seit seiner Gründung kontinuierlich weiter.
JubiläumBurscheider Kulturverein erfindet sich seit 25 Jahren immer wieder neu

Der neue Vorstand des Kulturvereins (v.l.): Renate Bergfelder-Weiß (stellvertretende Geschäftsführerin), Wolfgang Schumacher (Obmann Badehaus), Lisa Petzold-Sauer (Geschäftsführerin), Jelle von Dryander (Vorsitzende), Petra Wengenroth-Büscher (stellvertretende Kassiererin, Vermietung), Ulli Sandtner (Kassierer), Gabriele Breidenbach (stellvertretende Vorsitzende).
Copyright: Jelle von Dryander
Kabarett, Kunstausstellungen, Konzerte – der Kulturverein Burscheid hat in den vergangenen 25 Jahren die kulturelle Landschaft in der Stadt geprägt und sich dabei auch immer wieder neu erfunden. Dabei war der Ursprung des Vereins eher ein Missstand, aus dem sich schließlich eine die Stadtgesellschaft bereichernde Gemeinschaft bildete. In den 90er Jahren befand sich die Stadt im Konsolidierungshaushalt: Burscheid musste sparen.
Gleichzeitig wollte man aber nicht auf das Kulturangebot verzichten und so kam die Stadt auf die Idee, Erwachsenenkultur an einen Verein auszulagern. Die Kinderkultur sollte in städtischer Hand bleiben, das ist sie bis heute. Dass es sich ursprünglich um eine „Notlösung“ handelte, war allerdings wohl schon auf der Gründungsversammlung Ende Oktober 2000 nicht mehr zu erkennen. Die „Wochenpost“ berichtete damals über diese erste Sitzung, dass sich „zahlreiche Interessierte eingefunden“ und „viele das Beitrittsformular ausgefüllt“ hätten.
Der Vorstand startete damals mit Silke Hamburger, Lothar Kretzer, Renate Bergfelder-Weiss, Petra Wengenroth, Ulrich Sandtner, Waltraud Küpper, Rolf Gregor, Edeltraud Stöcker und Marie-Luise Mettlach. Drei Vorstandsmitglieder sind dem Verein auch 25 Jahre später im neuen Vorstand erhalten geblieben: Bergfelder-Weiss, Wengenroth und Sandtner engagieren sich noch immer. Das Engagement des Vorstands zeigte sich auch in einem Krippenweg zu Weihnachtszeit, der jahrelang Markenzeichen des Vereins war oder einer Broschüre, die die verschiedenen Denkmäler aus der Umgebung zusammenfasste.
Das Badehaus ist ein sehr vertrauter und sehr geliebter Ort. Es ist unser zweites Wohnzimmer
Mittlerweile ist vor allem das historische Badehaus in der Burscheider Innenstadt das Symbol des Kulturvereins. Seit seiner Schließung 1976 nutzte die Stadt das Gebäude unter anderem als Geflüchtetenunterkunft, vor allem aber als „Lagerraum“, wie die Vorsitzende des Burscheider Kulturvereins, Jelle von Dryander, berichtet. „Das Badehaus wurde mit allem Möglichen vollgestopft, bis es 2006 unter Denkmalschutz gestellt wurde“, so von Dryander. Dem sei ein Antrag im Kulturausschuss der Stadt vorangegangen, das inzwischen heruntergekommene Gebäude in ein Kulturzentrum umzuwandeln.

Kunstausstellung im damals noch unrenovierten Badehaus.
Copyright: Jelle von Dryander
Seitdem hat der Kulturverein einen Nutzungsvertrag mit der Stadt, das heißt aber auch: Der Verein muss sich um die Instandhaltung kümmern und dabei auch einen erheblichen Eigenanteil – zu den Fördermitteln des Denkmalschutzes – hinzugeben. „Damals ist der Verein tatsächlich Klinken putzen gegangen und hat Rohbaubilder von der Geschichte des Badehauses versteigert, um Geld für die Renovierung zu generieren“, erinnert sich die Vorsitzende. Heute beschreibt sie das Denkmal liebevoll als „sehr vertrauten und sehr geliebten Ort – es ist unser zweites Wohnzimmer.“
Und nicht nur bei der Immobilie, sondern vor allem auch bei seinem Programm zeigt der Kulturverein schon zu Beginn Einsatz und Leidenschaft. Der Verein begann mit einem Theater-Abonnement, das sechs Veranstaltungen im Jahr umfasste, darunter auch Kooperationen mit Künstlern wie Marc Matzger oder Guido Cantz. Als die Besucherzahlen 2014 sanken, fokussierte sich der Verein darauf, anstelle der Hans-Hörsch-Halle das Badehaus vorrangig zu nutzen.
Klavierhaus stellte Flügel für Badehaus zur Verfügung
Der Kulturverein richtete sich auch inhaltlich neu aus, denn im Badehaus war es nicht mehr möglich, eine umfangreiche Kulisse aufzubauen. So ging das Konzept des Vereins von da an in Richtung Kleinkunst. Von einem Klavierhaus bekam das Badehaus außerdem dauerhaft einen Flügel zur Verfügung gestellt, den der Verein von da an auch in sein Programm integrierte. So hat sich die Klavierreihe, die es seit 2017 gibt, mittlerweile fest in der Burscheider Kulturszene etabliert.
„Seit dieser Umstrukturierung liegt unser Fokus vor allem auf Kunst und Klavier – darunter Klassik, Jazz und Klavierkabarett“, erklärt Jelle von Dryander. Der Verein erfand sich in den vergangenen 25 Jahren immer wieder neu. Während der Corona-Pandemie lockten die engagieren Freizeit-Kulturmanager die Burscheiderinnen und Burscheider mit der Aktion „Freibad“ zu einer Außenbühne, auf der verschiedene Künstlerinnen und Künstler von Freitag bis Sonntag Theater, Tanz, Musik und auch Kinderkultur präsentierten.
Diese Veranstaltung ist Jelle von Dryander besonders im Gedächtnis geblieben. „Es war eine Bombenstimmung und ein Traum. Mich hat berührt, dass aus dieser Trauer heraus, Menschen gemeinsam angepackt und etwas in Bewegung gesetzt haben“, sagt sie. Und dieses Stichwort fasst wohl auch die vergangenen 25 Jahre angemessen zusammen: Der Verein hat die Kulturszene in Burscheid in Bewegung gesetzt und ist dabei immer in Bewegung geblieben.
Das wollen die Aktiven sich auch weiterhin beibehalten. Dieses Jahr sei für eine Neuorientierung gedacht, verrät von Dryander. Immerhin gibt es nun neue Vorstandsmitglieder, die neue Ideen in das Engagement einfließen lassen werden. Die Vorsitzende sagt dazu: „Man muss nicht immer in alten Mustern verfahren. Was bleiben wird, ist dieses Haus und unsere Aufgabe, es mit Leben zu füllen.“

