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BürgerantragVilla in Leichlingen soll kein Zentrum für Geflüchtete werden

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Villa in der Schützenstraße

Diese Villa in der Schützenstraße will die Stadt Leichlingen kaufen. Bei den Anwohnern löst das größte Bedenken aus.

Der Plan der Stadtverwaltung, in der Schützenstraße ein Gebäude für 1,5 Millionen Euro zu erwerben und weitere Unterkünfte dazu zu bauen, stößt bei Anwohnern auf Ablehnung. 

Der Plan der Stadtverwaltung, in der Schützenstraße eine Villa zu kaufen, um dort Geflüchtete unterzubringen, stößt auf Widerstand. Leichlingerinnen und Leichlinger haben sich zusammengetan, eine Unterschriftenliste gemacht und einen Einwohnerantrag gestellt. Sie halten es für eine schlechte Idee, in einem der teuersten Wohngebiete der Stadt für rund 1,5 Millionen Euro ein Haus zu kaufen. Erst recht, weil dafür ein Nachtragshaushalt beschlossen werden muss und neue Schulden aufgenommen werden. 

„Unser Anliegen richtet sich nicht gegen die Aufnahme und Integration von Schutzsuchenden, sondern gegen die Größenordnung und die Standortwahl des geplanten Projekts“, heißt es im Antrag. Beunruhigend finden sie vor allem die Idee, auf dem Grundstück weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Mindestens in diesem Punkt, das sagte am Donnerstag auf Anfrage CDU-Fraktionschef Helmut Wagner, bestehe Einigkeit mit den Anwohnern: Durch Zubau von möglicherweise zwei Gebäuden die Kapazität von derzeit 44 Personen in etwa zu verdoppeln – das sei mit der stärksten Kraft im Stadtrat nicht zu machen. 

Als vor einem Monat im Stadtrat über den Ankauf der Villa beraten und beschlossen wurde, das notwendige Geld durch einen Nachtragshaushalt für 2025 bereitzustellen, hatten sich die Christdemokraten der Stimme enthalten. Nicht, weil die CDU grundsätzlich gegen das Projekt sei, unterstrich Wagner am Donnerstag: „Wir sehen die Notwendigkeit, Flüchtlinge unterzubringen“ – und wenn das in einer Jahrhundertwende-Villa in bester Lage geschehe, sei das eben so.

Die Stimmenthaltung im Oktober resultiere daraus, dass die CDU noch Fragen hinsichtlich der Sicherheit des Gebäudes habe. Alle Antworten habe die Stadtverwaltung noch nicht gegeben. 

Zu viel für die Infastruktur

Sie verweisen darauf, dass die Villa in einem reinen Wohngebiet liegt und die geplante Belegung mit vielen Menschen deutlich die Kapazitäten der Infrastruktur übersteigen werde. Es werde viel Verkehr geben, man brauche Parkplätze. Möglicherweise könnten Rettungswege in der überaus engen Schützenstraße nicht offen gehalten werden. Ein Thema, das auch die CDU umtreibe, sagte Fraktionschef Wagner.

Helmut Wagner, CDU-Fraktion Leichlingen

Auch CDU-Fraktionschef Helmut Wagner hat noch Zweifel an dem Projekt in der Schützenstraße.

Baurechtlich betrachtet, glauben die Antragsteller, sei die geplante Unterkunft für Geflüchtete eine Sondernutzung, die den Charakter des Gebiets verändere. Auch das sei fragwürdig an dem Plan.

Schon die jetzige Belegung mit rund 40 Personen zeige, dass es Probleme gibt. Die Lärmbelästigung sei hoch in reinen Wohngebieten. Mit dichter Bauweise und kleinen Grundstücken sei das eine Schwierigkeit. Zum derzeitigen Zustand der Villa, die die Stadt seit Februar 2024 angemietet hat, heißt es: „Die Menschen leben hier bereits jetzt unter mir als fragwürdigen Bedingungen in einer prekären Wohnsituation.“

Auf keinen Fall etwas dazubauen

Die im Rathaus kursierende Idee, auf dem recht großen Grundstück der Villa weitere Unterkünfte zu errichten und so insgesamt 80 Personen Platz zu bieten, beunruhigt die Anwohner besonders. Große Einheiten gefährdeten die Integration, anstatt sie zu fördern. Auch da gibt es eine Gemeinsamkeit mit der CDU-Haltung.

Im Übrigen fühlen sich Bürgerinnen und Bürger von der Stadtverwaltung nicht mitgenommen. Es gab lediglich einen Ratsbeschluss, der aber keine detaillierte Information oder gar Beteiligung. Ein Gesprächsangebot habe er inzwischen gemacht, berichtete Christdemokrat Wagner. Auf Fragen und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger einzugehen, „ist schließlich unsere Aufgabe“.

Statt einer geflüchteten Unterkunft im Wohngebiet halten sie andere Standorte für geeignete. Infrage käme etwa das frühere Firmengelände von Siemag und Rosenkaimer auf der Hochstraße, die frühere Paul-Klee-Schule, der Parkplatz am Büscherhof hinter dem Freibad oder das alte Rathaus mit der angrenzenden Sparkasse.

Für ebenfalls geeignet erachten die Antragsteller den Parkplatz an der Balker Aue. Der sei kein Landschaftsschutzgebiet, voll erschlossen und zentrumsnah. Auch ein Grundstück neben Lidl oder das Gelände des ehemaligen Hallenbades seien wohl die besseren Standorte, um Geflüchtete unterzubringen.