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Jazztage LeverkusenOrganisator Stiens fordert Stadt zur Übernahme von Erholungshaus auf

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Jazztage-Organisator Fabian Stiens vor dem Scala-Club

Jazztage-Organisator Fabian Stiens freut sich auf ein vielfältiges Programm im November.

Die 46. Jazztage bieten drei Wochen lang Jazz, Blues, Pop und Funk von lokalen und internationalen Musikern und Sängern – vielleicht zum vorletzten Mal im Erholungshaus.

In sieben Wochen ist es wieder soweit: Die 46. Jazztage beginnen am Dienstag, 4. November. Das Forum, das Erholungshaus, der Scala-Club und weitere Spielstätten werden drei Wochen lang Ziel von Jazz-, Blues-, Funk- und Popmusik-Fans aus der Stadt, der Region und weit darüber hinaus sein. Doch das Festival beginnt an neuer Spielstätte – und gleich mit einem echten Höhepunkt: Der Oscar-Preisträger und mehrfacher Grammy-Gewinner Jon Batiste kommt am 4. November in die historische Stadthalle Wuppertal.

Batiste, musikalischer Leiter der „Late Show“ des US-Talkshow-Moderators Stephen Colbert, eröffnet die Jazztage damit also gewissermaßen von außerhalb. Es fehle „ein richtig großer Saal in Leverkusen“ für solche Stars der Jazz-Szene, begründete Jazztage-Organisator Fabian Stiens am Dienstag bei der Programmvorstellung die Wahl des Konzertortes. Der große Saal mit 1000 Sitzplätzen im Forum ist für Konzerte mit solchen Stars offenbar nicht ausreichend. Den Weg in die historische Stadthalle habe die Bayer-Kulturabteilung geöffnet, so Stiens. Bayer ist auch in diesem Jahr wieder der wichtigste Sponsor der Jazztage.

Es fehlt ein richtig großer Saal in Leverkusen
Fabian Stiens

Noch kleiner als das Forum, aber mit seinen etwa 700 Sitzplätzen aus Stiens' Sicht zusammen mit dem ihm gehörenden Scala-Club die schönste Konzert-Location der Jazztage ist das Erholungshaus. Und hinter dessen Zukunft steht seit der Ankündigung der Bayer-Kultur, sich Ende 2026 aus dessen Betrieb zurückziehen zu wollen, ein riesiges Fragezeichen. „Wir haben die Zusage, dass wir auch für die Jazztage im kommenden Jahr mit dem Erholungshaus planen können“, so Stiens. Er werde mit dafür kämpfen, „dass das nicht vor die Hunde geht“. Und Stiens hat eine klare Forderung an den kommenden Oberbürgermeister der Stadt: „Hebbel oder Richrath sollen sich schleunigst ein Konzept überlegen und dafür sorgen, dass der Laden aufrechterhalten wird. Nicht nur für die Jazztage – auch zum Beispiel für das Junge Musical.“

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Stiens machte auch klar, dass das Schicksal der Jazztage nicht von der Zukunft des Erholungshauses abhängt. „Die Jazztage werden weiter existieren, auch wenn das Erholungshaus geschlossen wird.“ Aber, seit 2020, als der Bau an der Nobelstraße erstmals regelmäßige Spielstätte des Festivals war, hat es sich aus Sicht des Opladener Musik-Experten zum wichtigsten Konzerthaus der Jazztage etabliert. Die Bayer-Kultur habe im Übrigen zugesagt, das Festival ab 2026 für weitere drei Jahre zu fördern.

Die Jazztage werden weiter existieren, auch wenn das Erholungshaus geschlossen wird
Fabian Stiens

Musikalisch bietet die 46. Auflage des Festivals wie bereits seit vielen Jahren schon natürlich viel Jazz, aber auch Blues, Funk und viel Pop. „Das Jazztage-Festival war immer schon 'Beyond'. Es gibt viele Menschen, die anderes als Jazz bei uns genießen wollen“, sagt Stiens. Das stimmt zwar nicht so ganz. In den ersten Jahren beschränkte sich das Festival tatsächlich auf Jazzmusik. Aber bereits in den 1990er Jahren nahmen es die damaligen Organisatoren vom Verein Jazz Lev nicht mehr so ganz genau mit der Abgrenzung zu anderen Genres.

Das Festival, das bis zum 23. November dauert, bietet also von Vielem etwas: Elvis Costello eröffnet die Jazztage dann am Mittwoch, 5. November, gemeinsam mit der WDR Bigband an traditioneller Spielstätte: im Forum. Und tags drauf geht es mit dem nigerianischen Funk-Musiker Keziah Jones an gleicher Stelle gleich hochkarätig weiter.

Es gibt alte Bekannte wie Candy Dulfer (am Freitag, 7. November, im Forum) und Künstler, die Stiens schon immer mal in Leverkusen haben wollte: Chilly Gonzales ist am Mittwoch, 12. November, ebenfalls im Forum zu hören.

Wer einen der Gurus des Fusion Jazz mal live erleben will, muss tags darauf ins Forum eilen: Drummer Billy Cobham, 80 Jahre alt, aber vom Hocker hinter der Snare nicht wegzubekommen, tritt mit der Time Machine Band im Forum auf. Das Festival wartet außerdem mit einer großen Zahl hochkarätiger Musikerinnen auf: Neben Dulfer sind da Dee Dee Bridgewater (Freitag, 21. November, Erholungshaus), Lizz Wright (Sonntag, 16. November, Erholungshaus), Angélique Kidjo (Montag, 17. November, Erholungshaus) oder das Sharon Mansur Trio zu nennen. 

An Lizz Wrights Konzertabend tritt im Übrigen auch eine erst 21-jährige Künstlerin aus Leverkusen „mit einer unfassbaren Stimme und der Gabe, die Musik weiterzubringen“, auf, so Frank Weiffen vom städtischen Kulturbüro: Emily Otto, die von der Stadt in ihrer musikalischen Entwicklung gefördert wird. „Es ist eine Sensation, dass sie jetzt im Vorprogramm von Lizz Wright auftritt“, so Weiffen. 

Stichwort musikalischer Nachwuchs: Im Rahmen des Festivals wird es wieder den Future Sounds Wettbewerb geben, den die Stiftung der Sparda Bank West seit 2010 fördert, aus Überzeugung, wie Korinna Krumpholz von der Stiftung sagte. „Die jungen Musiker bringen das Genre mit experimentellen oder lyrischen Klängen nach vorne.“ Das Kuratorium habe gerade die Förderzusage bis 2028 erteilt, so Krumpholz. Sechs Formationen treten im Rahmen der Jazztage im Wettbewerb auf. Das Publikum entscheidet über die Gewinner. 

Eine weitere neue Spielstätte hat Stiens ebenfalls gemeinsam mit der evangelischen Kirche organisiert: am Sonntag, 9. November, tritt Gitarrist Leo Kottke in der Christuskirche auf. Die Kirche reiht sich ein in den Reigen, kleinerer, intimer Konzertorte wie dem Freudenthaler Sensenhammer, der Jazzkneipe „topos“ oder der Gaststätte „Notenschlüssel“.

Das gesamte Programm der Jazztage ist wie immer im Internet zu finden.

www.leverkusener-jazztage.de