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FlächenDas mühsame Geschäft Entsiegelung in Leverkusen geht weiter

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So viel Pflaster muss heute nicht mehr sein, hier soll entsiegelt werden. An der Adolfsstraße war der Haupteingang zur Landesgartenschau 2005.

So viel Pflaster muss heute nicht mehr sein, hier soll entsiegelt werden. An der Adolfsstraße war der Haupteingang zur Landesgartenschau 2005. 

Mühsam und zäh wirkt die Suche nach städtischen Flächen, die entsiegelt werden können.

Eine Wiese zu versiegeln, scheint viel einfacher zu sein, als einen gepflasterten Platz zu entsiegeln. Zu dem Schluss kann man jetzt kommen, da die zweite Runde der Entsiegelungsbemühungen der Stadt Leverkusen angebrochen ist.

Fest steht bisher, dass der 968 Quadratmeter große Parkplatz an der Scharnhorststraße in Manfort vom Pflaster befreit werden soll. Der Platz wird Kirmesplatz genannt, auch wenn da seit mindestens einer Generation keine Kirmes mehr stattgefunden hat, wenn dort zwischen Kirche und Hochhaus überhaupt schon jemals ein Karussell oder eine Bierbude gestanden hat. Der Rückbau soll 702.000 Euro kosten, wovon Leverkusen um 70.000 Euro zahlen müsste, den Rest trägt das Land.

Auf der neuen Entsiegelungsliste der Stadt steht jetzt als größte Fläche der Vorplatz des Neulandparks an der Adolfsstraße. Dort hat die Stadtverwaltung 1245 Quadratmeter versiegelten Grunds ausgemacht, die ohne Verlust wieder zu Wiese oder Buschland gewandelt werden können. Die Gegend hat es sicher nötig, dass etwas fürs Mikroklima gemacht wird: Wenige Meter nördlich asphaltiert die Autobahn GmbH gerade große Bereiche für die erweiterte Autobahn 1.

Platz wurde 2005 gepflastert

Der Platz außerhalb des umzäunten Parks war vor 2005 gepflastert worden, weil die Landesgartenschau an manchen Tagen große Besuchermassen anzog. An der Adolfsstraße war der Haupteingang. Im Neulandpark selbst ist keine Entsiegelung geplant, obwohl im unteren Bereich eine große Fläche gepflastert ist.

Die Fläche am Neulandpark dürfte unstrittig sein. Anders verhält sich die Lage aber an der Musikschule, wo der Schulhof entsiegelt werden soll. Die Stadt will die Entsiegelung des Hinterhofs der Schule an der Friedrich-Ebert-Straße vorantreiben. Die asphaltierte Fläche wird von Lehrern und Musikschüler-Elterntaxis genutzt. Die Verwaltung schreibt, dass dort 1200 Quadratmeter vom Belag befreit werden können.

Umstrittenes Leverkusener Projekt: Entsiegelung des Musikschulhofs

Das Projekt ist aber so umstritten, dass die Vorlage in diesem Jahr in der Bezirksvertretung I durchgefallen war, und zwar mit Pauken und Trompeten. Politikern, auch von CDU und SPD, war der voraussichtliche Baupreis von 879.000 Euro für eine Hinterhofbegrünung einfach zu hoch. Zwar würde das meiste Geld vom Land bezahlt, Leverkusen müsste noch einen Eigenanteil von 175.800 Euro aufbringen, für die man einen Investitionskredit aufnehmen will. Das sei immer noch zu viel, befanden die Bezirkspolitiker zuletzt und argumentierten, dass zurzeit in der Stadt soziale Investitionen gestrichen würden. Jetzt kommt die Sache wieder auf den Tisch, zuerst im Umweltausschuss am 20. November.

Der Parkplatz hinter der Musikschule könnte entsiegelt werden. Foto: Ralf Krieger

Der Parkplatz hinter der Musikschule könnte entsiegelt werden.

Prüfen will die Verwaltung die Herrichtung des großen Parkplatzes vor dem Kulturausbesserungswerk und dem Haus der Jugend in Quettingen nach dem Schwammstadtprinzip. Der Platz wurde zwar erst mit dem Bau der Bahnstadt gestaltet, aber die teils überflüssige Pflasterung ist üppig. Auch hier soll es über Fördergeld geschehen. Das Kulturausbesserungswerk und das Haus der Jugend soll mit planen dürfen.

Der Plan für den Parkplatz der Musikschule Foto: Stadt Leverkusen

An der Musikschule ist auch eine Bühne geplant.

Mühsam ist die Suche und während die Stadtverwaltung viel Geld für Entsiegelung ausgeben muss, werden andernorts Vorgärten plattiert, ohne dass das Folgen hat. Die Umweltschützerin Martina Frimmersdorf weist zuletzt wieder auf neue privat versiegelte Vorgärten hin, zuletzt in der Wolf-Vostell-Straße. Dass inzwischen auch Vorgärten in den denkmalgeschützten Kolonien mit Folie und Schotter versiegelt werden, hat schon beim Kolonieverein mindestens für Diskussionen gesorgt. Womöglich wäre in der Summe der Effekt einer drastischen Erhöhung der Regenwassergebühr für versiegelte Flächen wirksamer als die erneute Suche und die teure Entsiegelung.

Bei der neuen Entsiegelungsrunde oder -modul, wie es die Stadtverwaltung nennt, wurden jetzt Flächen mit einer Mindestgröße von 500 Quadratmetern in Betracht gezogen. Die Verwaltung hat einige versiegelte Flächen gefunden, die aber erst auf Altlasten geprüft werden müssen. Denn: Das schönste Grundwasser ist nichts wert, wenn es zuvor durch eine Altlast gesickert ist.