1:1 trennen sich Bayer 04 Leverkusen und der 1. FC Köln in der Frauen-Bundesliga. Die Stimmung im Haberland-Stadion war dabei etwas Besonderes.
„Geht hier nicht um Show“Was das Derby der Frauen zwischen Leverkusen und Köln ausmacht

Viele Besucherinnen und Besucher sind wegen mehr als nur des Sports gekommen – wegen des Erlebnisses, der Stimmung, der Haltung.
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Strahlender Sonnenschein, fast schon frühsommerliche Temperaturen und 1754 Fans im Ulrich-Haberland-Stadion: Das ist das Rheinderby der Frauen-Bundesliga zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln am Montagabend. Das Spiel endet leistungsgerecht 1:1, doch der Fokus liegt an diesem Tag nicht nur auf dem Ergebnis. Viele Besucherinnen und Besucher sind wegen mehr als nur des Sports gekommen – wegen des Erlebnisses, der Stimmung, der Haltung.
„Ich komme mit meiner Tochter regelmäßig her“, erzählt Julia Meier, während sie sich mit einem Kaltgetränk auf die Stadionstufen setzt. „Der Frauenfußball ist authentischer. Es geht hier nicht um Show, sondern um den Sport. Das gefällt uns beiden.“ Auch ihre zwölfjährige Tochter Lena nickt zustimmend: „Ich spiele selber im Verein. Es ist cool, meine Vorbilder in echt zu sehen.“

Viele Stimmen an diesem Nachmittag betonen die besondere Nähe zwischen Fans und Spielerinnen.
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Viele Stimmen an diesem Nachmittag betonen die besondere Nähe zwischen Fans und Spielerinnen. „Die Mädels nehmen sich Zeit nach dem Spiel, geben Autogramme, machen Fotos – das ist im Männerfußball fast unvorstellbar“, sagte Tim Schulte aus Köln-Mülheim, der mit einer kleinen Gruppe von FC-Fans gekommen ist. „Man merkt, dass hier noch echtes Herzblut drin steckt.“
Obwohl es ein Derby ist, bleibt die Stimmung friedlich. Die Menschen fachsimpeln, lachen und feuern die Teams gemeinsam an. Auf den Tribünen sieht man Trikots beider Teams, Familien, Fangruppen, viele Kinder. „Ich finde es schön, dass es hier nicht so aufgeheizt ist“, meint Claudia Bergmann. „Natürlich will man gewinnen – aber das Miteinander zählt hier mehr als das Gegeneinander.“ Auch ältere Fans finden sich unter den Zuschauerinnen und Zuschauern. Rolf Zimmermann ist zum ersten Mal im Haberland-Stadion: „Ich habe das Derby in der Zeitung gesehen und gedacht: Probier’s mal aus.“
Wünsche für die Zukunft
Trotz der positiven Stimmung bleibt der Blick vieler Fans auch kritisch. „Ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit für den Frauenfußball“, sagt Tim Schulte. „Mehr Berichterstattung, bessere Anstoßzeiten, mehr Präsenz in den Medien – das wäre wichtig.“ Auch Mario Richter, ein glühender Bayer-Fan, ergänzt: „Es wäre toll, wenn das Ulrich-Haberland-Stadion auch mal richtig voll wäre. Die Spielerinnen hätten es verdient.“

Ganze Als das Spiel abgepfiffen ist, applaudieren beide Fanlager – ein Ausdruck von Respekt, von Freude an einem fairen Spiel und an einem gelungenen Nachmittag.Fans versammelten sich im Ulrich-Haberland-stadion.
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Ein häufig gehörter Wunsch ist zudem Gleichberechtigung – nicht nur im sportlichen Sinne. „Es geht nicht darum, dass Frauenfußball genauso sein soll wie Männerfußball“, sagt Mario Richter. „Es geht darum, dass er genauso ernst genommen wird.“
Als das Spiel abgepfiffen ist, applaudieren beide Fanlager – ein Ausdruck von Respekt, von Freude an einem fairen Spiel und an einem gelungenen Nachmittag. Ein Sonntag, wie man ihn sich öfter wünschen würde – sportlich, sonnig, sympathisch.