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Selbsthilfegruppe„Die Polyneuropat(h)en“ aus Gummersbach wollen ihre Krankheit sichtbar machen

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Die regelmäßigen Treffen der Gruppe „Die Polyneuropat(h)en“ finden im „Haus der Selbsthilfe“ in Gummersbach statt.

Die regelmäßigen Treffen der Gruppe „Die Polyneuropat(h)en“ finden im „Haus der Selbsthilfe“ in Gummersbach statt.

Die Selbsthilfegruppe in Gummersbach hilft Betroffenen und möchte gleichzeitig die Akzeptanz für nicht sichtbare Erkrankungen fördern.

„Stell dich nicht so an!“ Das ist ein Satz, den von Polyneuropathie Betroffene oft hören. Oder sie werden gefragt: „Warum gehst Du so komisch?“ Ein Problem der Polyneuropathie ist nämlich genau das: Sie ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Und nicht ganz einfach zu diagnostizieren. Die Krankheit ist häufig schmerzhaft, nicht heilbar und betrifft zumeist ältere Menschen. Die Symptome lassen sich mit Medikamenten, Physiotherapie und gezieltem Sport lindern – umkehrbar ist eine Polyneuropathie nicht.

Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung des Nervensystems, bei der Nerven geschädigt sind, sodass die Weiterleitung von Reizen gestört wird. Symptome sind Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle, Schmerzen, Muskelschwäche oder Koordinationsprobleme, die oft zuerst in Füßen oder Händen auftreten. Mögliche Ursachen sind Diabetes, Alkoholmissbrauch, Stoffwechselerkrankungen, Medikamente, Infektionen oder ein Vitaminmangel.

Für mehr Verständnis werben

Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe „Die Polyneuropat(h)en“ in Gummersbach sind fest entschlossen, sich einerseits von ihrer Krankheit nicht unterkriegen zu lassen und andererseits für mehr Verständnis für Menschen mit nicht sichtbaren Einschränkungen zu werben. Darum trägt der stellvertretende Vorsitzende der Gruppe, Gerd Langer, auch einen Sonnenblumenanstecker an seinem Revers. Er erläutert: „Die ‚Hidden Disabilities Sunflower‘ steht als Symbol für nicht sichtbare Einschränkungen. Sie steht für Inklusion und Akzeptanz.“

Die Sonnenblume ist das Symbol für nicht sichtbare Einschränkungen.

Die Sonnenblume ist das Symbol für nicht sichtbare Einschränkungen.

Beides gute Stichworte. Denn, wenn die rund zehn Mitglieder der Gruppe gefragt werden, was ihre Treffen so besonders macht, sind sie einig – sie möchten sich die Teilhabe am Leben bewahren, möchten Verständnis für ihre Situation.

Austausch in der Gruppe ist hilfreich

Irmela Meßmeier aus Bielstein (85) lebt allein. Sie sagt, es sei ihr daher wichtig, unter Menschen zu kommen. „In der Gruppe tauschen wir uns aus und erhalten Hilfe. Es ist erleichternd und bereichernd, mit anderen Betroffenen sprechen zu können.“

Gegründet hat sich die Selbsthilfegruppe vor rund zwei Jahren als nicht eingetragener Verein. Die monatlichen Treffen, am jeweiligen vierten Donnerstag im Monat um 17.30 Uhr, finden im Gummersbacher „Haus der Selbsthilfe“, La-Roche-sur-Yon-Straße 5, statt. Dessen Team hat die Gründungsphase mit Fachwissen und ersten Möglichkeiten der Vernetzung unterstützt.

Die Sonnenblume ist die ‚Hidden Disabilities Sunflower‘ als Symbol für nicht sichtbare Einschränkungen. Sie steht für Inklusion und Akzeptanz.
Gerd Langer, stellvertretender Vorsitzender Selbsthilfegruppe

Um stets gut informiert über die aktuelle medizinische Entwicklung oder Hilfsangebote zu sein, laden die Gruppenmitglieder um den Vorsitzenden Helmut Klüver regelmäßig Gäste ein. Den nächsten Vortrag am Donnerstag, 27. November, wird ab 18 Uhr Franz Blaes, Facharzt für Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach, halten.

Um andere Menschen über die Krankheit und ihre Gruppe zu informieren, hatten die Polyneuropat(h)en im Mai beim „Tag der Selbsthilfe“ einen Infostand. Mittlerweile, so berichtet Gerd Langer, seien auch erste Freundschaften entstanden. Rüdiger Noah singt im Männergesangverein Oesinghausen. Und Gerd Langer, wie er lächelnd berichtet, hat schon ein Ticket für das nächste Konzert.

Die Gruppe ist offen für weitere Mitglieder. Was innerhalb der Treffen besprochen wird, unterliegt der Schweigepflicht. Alle Infos zu den Treffen und der Fachvortrag finden sich online.