Der Kirchenkreis An der Agger schnallt den Gürtel enger, auch die zugehörigen Kirchengemeinden verzichten auf viel Geld.
Kirchenkreis muss sparenNicht alle, aber viele Angebote bleiben

Die Kreissynode verabschiedete ein Sparpaket, das aber mit weniger aufzugebenden Angeboten einhergeht als befürchtet.
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Der große Kahlschlag bleibt aus. Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger hat sich am Freitag auf dem Bergneustädter Hackenberg von allen zur Abstimmung stehenden Streichlisten für die kürzeste entschieden. Sie wird die Krankenhausseelsorge in Waldbröl einstellen und die Kurberatung für Mutter, Vater, Kind. Darüber hinaus werden die angehörigen Kirchengemeinden Geld in den Ausgleich des Haushalts stecken, die ihnen eigentlich als künftige, zusätzliche Einnahmen gewunken hatten: In Verhandlungen mit den Kooperationspartnern war es dem Kirchenkreis nämlich gelungen, die aus Kirchensteuern gezahlten Eigenanteile in verschiedenen Bereichen anzupassen.

Superintendent Michael Braun (M.) leitete die Kreissynode. Links Synodalassessor Oliver Cremer, rechts 1. Synodalältester Klaus Dripke. Die Synode fand am Freitag im Evangelischen Gemeindezentrum auf dem Bergneustädter Hackenberg statt.
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Dass die Gemeinden auf dieses Geld verzichten, führt zu Einsparungen in Höhe von 450.000 Euro – ein Betrag, der nun den stattlichsten Teil des Rettungspakets ausmacht. So stattlich, dass Klaus Dripke, 1. Synodalältester, aufstand und sagte, seiner Meinung nach habe Thomas Hildner, der die Trägeranteile als Verwaltungsleiter und Geschäftsführer der Diakonie verhandelt hatte, die Diakonie gerettet.
Einsparungen in stattlicher Höhe wird es auch im Verwaltungsamt geben. Dazu gehört die Aufgabe des Sekretariates für den Jugendreferent und die Stelle des Jugendreferenten selbst, die nicht wieder besetzt wird. All diese Maßnahmen zusammen sollen das drohende Haushaltsdefizit des Kirchenkreises, das bis 2028 bei mehr als einer Million Euro gelegen hätte, decken.
Wir hatten mal 114.000 Gemeindeglieder, dieses Jahr sind wir unter 70.000 gerutscht.
Grund für die Ebbe in der Kasse sind eine Erhöhung der Rückstellungen für Pensionen um fünf Prozent ab dem kommenden Jahr, die inflationsbedingte Kostensteigerung vor allem im Bereich Personal – insbesondere aber der Rückgang der Einnahmen aus der Kirchensteuer aufgrund der vielen Austritte in den vergangenen Jahren. Thomas Hildner: „Wir hatten mal 114.000 Gemeindeglieder, dieses Jahr sind wir unter 70.000 gerutscht.“
Nach einer längeren, offenen Diskussion und einer letztlich einstimmigen Entscheidung (bei einigen Enthaltungen) fasste Superintendent Michael Braun zusammen: „Ein schwieriger und belastender Prozess kommt zu einem Ende. Sie haben ein sehr klares Signal für die Zukunft gesetzt und für den Erhalt der gemeinsamen diakonischen Arbeitsfelder.“ Durch den Beschluss der Synode konnten viele Einrichtungen gerettet werden, die theoretisch auch zur Disposition gestanden hatten, darunter die Notfallseelsorge, die Schuldnerberatung, die Telefonseelsorge, aber auch die Flüchtlingsberatungsstelle und die Trägerschaft des „Hauses für Alle“.
Warnungen vor Schließungen
Mehrfach wurde betont, dass jeder einzelne Posten, der wegfällt, ein großer Verlust sei, auch gesamtgesellschaftlich, denn alle Angebote richteten sich explizit nicht nur an evangelische Christen, sondern an alle. Die Jahreslosung „Prüfet alles und das Gute behaltet“ treffe deshalb auch nicht zu, so Braun, denn alle Angebote seien gut.
Mehrfach wurde auch darauf hingewiesen, dass bei der Aufgabe von Einrichtungen der evangelischen Kirche nicht nur das kirchliche Engagement wegfällt, sondern zugleich die daran angedockten und durchaus namhaften externen Zuschüsse – allein im Falle der Schuldnerberatung wären das mehr als 300.000 Euro jährlich gewesen. Ganz abgesehen vom Engagement, das gut ausgebildete Ehrenamtler leisten, die dann keinen Ansprechpartner mehr hätten. Es gab auch Stimmen, die ausdrücklich davor warnten, die Flüchtlingsberatung aus Kostengründen aufzugeben – dies sei gerade in heutigen Zeiten ein völlig falsches Zeichen.
Keine Mehrheit fanden Anträge aus Ründeroth – einer auf Vertagung der Entscheidung, der andere mit einem alternativen Szenario, bei dem das Jugendreferat erhalten geblieben wäre, allerdings auf Kosten der Schuldnerberatung, der Seelsorge an Gehörlosen, der Kurberatung und der Krankenhausseelsorge.