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Konzept verabschiedetMarienheide setzt stärker aufs Fahrrad

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt einen Radfahrer auf einem Radweg, der mit einem Fahrradsymbol gekennzeichnet ist.

Ein Radweg mit Fahrrad.

Einstimmig hat der Gemeinderat in Marienheide ein Fahrradkonzept verabschiedet, das die Weichen für die Zukunft stellen soll. 

Wer in Marienheide mit dem Fahrrad unterwegs ist, kämpft mit vielen Widrigkeiten. Es gibt kaum Radwege, und wenn, dann sind sie oft zu schmal und meist nur durch einen Strich von der Fahrbahn abgegrenzt. Es fehlt an Querungshilfen, Radwege sind falsch oder gar nicht ausgeschildert, oder Poller stehen im Weg. Dazu kommen Schlaglöcher und Schäden durch Wurzelaufbrüche.

Doch das soll sich ändern. Nach mehreren Jahren Vorarbeit liegt jetzt ein umfangreiches, in die Zukunft weisendes Radwegekonzept für Marienheide vor. Im Bau- und Planungsausschuss stellte Philipp Herzog vom Aachener Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen das Papier vor.

Unfälle mit Radfahrerbeteiligung ausgewertet

Ausgangspunkt war dabei eine Bestandsanalyse, bei der alle Unfälle mit Radfahrerbeteiligung aus den vergangenen drei Jahren ausgewertet wurden. Mit rund sieben bis acht Unfällen hält sich deren Zahl in Grenzen, einen besonderen Schwerpunkt gibt es nicht. Die Analyse zeigt aber außerdem, dass es kein flächendeckendes Angebot an sicheren und alltagstauglichen Radverbindungen gibt, sondern nur einzelne Strecken.

Um das langfristige Ziel – ein alltagstaugliches und flächendeckendes Wegeangebot – zu erreichen, haben sich die Planer folgende Ausgangsfrage gestellt: „Wo würden Radfahrer fahren, wenn sie dies gesichert könnten?“ Im nächsten Schritt wurden verschiedene Ziele mit einem hohen Publikumsverkehr erfasst und priorisiert. Dazu zählen öffentliche Einrichtungen wie das Rathaus, Schulen und der Bahnhof, aber auch beliebte Freizeitziele wie die Talsperren sowie große Arbeitgeber.

Radwege sollen auch überregional eingebunden werden

Wichtig ist aber auch die Frage, wie sich Radwege überregional einbinden lassen – sowohl in benachbarte Kommunen als auch Nachbarkreise. So entsteht nach und nach eine Art Spinnennetz mit verschiedenen, idealtypischen Radwegen. Berücksichtigt werden dabei auch die mitunter heftigen Anstiege im Gelände.

Viel Wert haben die Planer auf eine Bürgerbeteiligung gelegt. Vom 17. Juni bis 12. Juli 2024 gab es eine Online-Umfrage samt interaktiver Kartendarstellung. Die Bürgerinnen und Bürger konnten sowohl eigene Ideen eintragen als auch vorgestellte Ideen „liken“ oder diese kommentieren. Knapp 200 Online-Besucher wurden gezählt.

Bürgerbeteiligung spielt eine große Rolle

Die Planer beschäftigten sich aber auch mit Fragen des Ausbaus und der Qualitätsstandards. Dazu zählen nicht nur die Wege selbst, sondern auch die Beleuchtung und die Ausschilderung. Fahrradwege stoßen vor allem dann auf Akzeptanz, wenn sie sicher sind – und das heißt, dass sie vom Autoverkehr möglichst getrennt werden. Doch auch der sogenannte „Mischverkehr“ kann sicher sein – wenn dafür gesorgt ist, dass Autos nur langsam fahren, zum Beispiel in Tempo-30-Zonen.

Fahrradstraßen sind eine Option für die Zukunft. Berücksichtigt werden soll die Sicherheit der Fußgänger – vor allem bei gemischten Fuß- und Radwegen. Auch Infrastruktureinrichten wie Abstellanlagen und Ladestationen für E-Bikes zählen zu den Qualitätskriterien.

Wenn alles umgesetzt würde, lägen wir jenseits von 30 Millionen Euro
Stefan Meisenberg, Bürgermeister

Die verschiedenen Analysen mündet schließlich in einen Maßnahmenkatalog mitsamt groben Kostenschätzungen. Klar ist – auch angesichts der schwierigen Haushaltslage – dass sich ein solches Konzept nur schrittweise umsetzen lässt, bestenfalls in den 15 bis 20 Jahren. Denn neue Radwege kosten nicht nur viel Geld, sie gehen auch immer mit einer längeren Planungs- und Bauphase einher. Vor allem, da viele Straßen nicht der Gemeinde, sondern dem Kreis oder dem Land gehören. „Wenn alles umgesetzt würde, lägen wir jenseits von 30 Millionen Euro“, sagte Bürgermeister Stefan Meisenberg.

Mit dem Radwegekonzept habe man eine strategische Grundlage für zukünftige Entscheidungen, um den Radverkehr in der Gemeinde Marienheide und wichtige Anbindungen in die Nachbarkommunen zu stärken, erklärte Fachbereichsleiter Christoph Dreiner.

Thorsten Bandahl ist nicht nur sachkundiger Bürger für die Marienheider Grünen, sonder auch 1. Vorsitzender des ADFC Oberberg. Er lobte die Arbeit des Planungsbüros und wies darauf hin, dass die Planer alle Strecken selbst mit dem Fahrrad zurückgelegt hätten – das sei nicht selbstverständlich. Lob gab es auch von den Vertretern der anderen Fraktionen. Am Ende votierten sowohl der Bau- und Planungsausschuss als auch der Rat einstimmig für das Radwegekonzept.


Das Radwegekonzept Marienheide basiert auf einer Bürgeranregung der Arbeitsgemeinschaft Mobilität, eine von drei Arbeitsgemeinschaften des Marienheider Klimabeirates. Dort engagieren sich Marienheider Bürgerinnen und Bürger für den Klimaschutz. Das Konzept wurde maßgeblich von dem Aachener Straßen- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen erarbeitet, unter Mitwirkung des Rathauses und von Bürgerinnen und Bürgern.