CDU-Kandidat René Kauffmann hat nur einen kleinen Vorsprung vor dem parteilosen Bewerber Jan Gutowski. Sie müssen in die Stichwahl.
Kommunalwahl 2025Reichshofer Bürgermeisterwahl geht weiter – AfD zweitgrößte Fraktion im Rat

Sportliche Geste: Reńe Kauffmann (l.) und Jan Gutowski wollen auch im verlängerten Wahlkampf fair bleiben.
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15. September: Die Enttäuschung im Reichshofer Unionslager ist groß
Das Wahlergebnis in Reichshof muss den Christdemokraten eine Warnung sein: Nur 35,4 statt 44,9 Prozent, 13 statt 16 Sitze in einem von 34 auf 38 Sitze angewachsenen Rat. Die Enttäuschung im Unionslager ist entsprechend groß, zumal CDU-Bürgermeisterkandidat René Kauffmann überraschend in eine Stichwahl muss, deren Ausgang völlig offen ist.
Vielleicht spielte auch das Thema „Schwimmbad Wildbergerhütte“ eine Rolle? Die FWO darf sich zu den Wahlgewinnern zählen. Zwar ging eins der drei Direktmandate verloren, doch im neuen Rat reicht das Plus von fast zwei Prozent (von 14,1 auf 16 Prozent) für ein Anwachsen der Fraktion von vier auf sechs Ratsherren.
Die zwei Prozent, die die SPD verloren hat, wirken sich nicht auf deren Fraktion aus – sie bleibt fünfköpfig. Wie gehabt zu zweit wird die FDP im neuen Rat vertreten sein, allerdings mit zwei neuen Gesichtern, Monika Treutler und Lukas Hillen. Auch die Vertreterin der Linken, Gerhild Pett, ist neu. Die grüne Fraktion schrumpft, von vier auf drei Mitglieder. Dabei war der Einbruch prozentual schon dramatisch, von 13 auf weniger als sieben Prozent.
AfD stellt in Reichshofer Gemeinderat künftig die zweitgrößte Fraktion
Zu denken muss geben, dass es für die Reichshofer AfD mit einem Wahlkampf ohne lokalpolitische Aussage für fast 21 Prozent gereicht hat, diese hat künftig eine achtköpfige und stellt damit die zweitgrößte Fraktion. Und in Hunsheim I und Brüchermühle I konnte sie ihre Direktkandidaten Eugen Schmidt und Angelo Zientarski durchbringen.
Es dürfte spannend werden zu beobachten, wie in der neuen Konstellation notwendige politische Mehrheiten zustande kommen. Viel Zeit, sich zu sortieren, bleibt dem neuen Gemeinderat nicht.
Direkt gewählt: CDU: Benjamin Häcke, Matthias Klein, Dirk Lünschermann, Otto Christian Engelbertz, Thomas Funke, Frank Dick, Ira Achenbach, Monika Gries, Isabella Selent, Lars Dissmann, Senol Aktas, Viktoria Welter, Andreas Gewehr. AfD: Eugen Schmidt, Angelo Zientarski. FWO: Rüdiger Jungjohann, Reinhard Krumm.
Über die Reserveliste: SPD: Anja Theis, Gerald Zillig, Marlies Schirp, Robert Oliver Böer, Susanne Maaß. FWO: Matthias Leienbach, Karl Bodo Leienbach, Markus Lutz, Marco Hebel. Grüne: Beate Mauelshagen, Jürgen Barth, Oliver Wiesner. FDP: Monika Treutler, Lukas Hillen. Linke: Gerhild Pett. AfD: Christian Willm Kuipers, Olga Schmidt, Andreas Tupicyn, Frank Schieweg, Waldemar Wagner, Arthur Ertel.
14. September: In Reichshof geht die Bürgermeisterwahl in die Stichwahl
Die Reichshofer Bürgermeisterwahl geht in eine zweite Runde. Der favorisierte CDU-Kandidat Reńe Kauffmann ist von seinem früheren Parteifreund Jan Gutowski am Ende überraschend deutlich unter die 50-Prozent-Marke gedrückt worden. Ungewohnt spannend war die Bürgermeisterwahl im Reichshof diesmal allemal.
Die Amtszeit von Rüdiger Gennies währte 16 Jahre, er war so lange Chef im Denklinger Rathaus wie Helmut Kohl und Angela Merkel im Kanzleramt. Diesmal hatte kein Bewerber einen Amtsbonus auf seiner Seite. CDU-Kandidat Kauffmann konnte allerdings als Vizebürgermeister und Mitglied der mächtigsten Ratsfraktion sein Profil besser schärfen als die Konkurrenten.
Kauffmann wertet gutes Abschneiden der AfD als „Katastrophe“
Der einstige FDP-Ratsherr hatte schon vor zehn Jahren Ambitionen auf den Bürgermeisterposten. Nach Jahren als parteiloser, aber direkt gewählter Ratsherr für Sinspert kam er erst vor drei Jahren zur CDU. Schon um 20.40 Uhr, noch bevor die letzten Wahlbezirke ausgezählt waren, zeichnete sich die Stichwahl so deutlich ab, dass Kauffmann bei der Wahlparty im Denklinger Ratssaal an Gutowskis Stehtisch kam, um ihm die Hand zu schütteln.
Dessen ungeachtet wertete Kauffmann das gute Abschneiden der AfD als „Katastrophe“, die sich auch in seinem Ergebnis spiegele: „Wer AfD wählt, wählt keinen CDU-Bürgermeisterkandidaten.“ Das hätten auch die Ratswahlergebnisse in diesen Bezirken bewiesen. Der Union und ihrem Kandidaten geschadet hat in diesem Bereich der Gemeinde zudem die Diskussion um das Schwimmbad in Wildbergerhütte.
Jan Gutowskis Plan, als parteiloser Kandidat gegen seine frühere Heimatpartei CDU zu punkten, ist jedenfalls gelungen: „Das Etappenziel ist erreicht.“ Gescheitert ist Gerald Zilligs Kandidatur. Der Frühstart des Sozialdemokraten, der bereits im April 2023 seine Bewerbung bekanntgab, hat nicht zum Sieg geführt. Nun will er sich als Ratsmitglied für den Reichshof einsetzen.