Der Wiehler Rat hat die neuen Ausschussvorsitzenden ohne Gegenstimmen gewählt. Wegen der AfD gab es aber sieben Enthaltungen.
Konstituierende SitzungWiehler Stadtrat startet einmütig

Zu Beginn der konstituierenden Sitzung wurden die ausscheidenden Ratsmitglieder verabschiedet. Bürgermeister Ulrich Stücker (r.) zeichnete Karlo Riegert mit dem goldenen Wiehltaler aus.
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Die Auftaktsitzung des Wiehler Stadtrats lässt erwarten, dass die neue Wahlperiode konstruktiv und konfliktarm verläuft. Die Versammlung am Dienstagabend in der Wiehltalhalle war jedenfalls von weitgehender Einmütigkeit geprägt, daran änderte auch die Mitwirkung der auf acht Mitglieder angewachsenen AfD-Fraktion zunächst wenig.
Gegen die Wiederwahl der beiden amtierenden stellvertretenen Bürgermeister Sören Teichmann (CDU) und Udo Kolpe (SPD) gab es nur zwei Gegenstimmen bei drei Enthaltungen. Zudem hatten sich alle sieben Fraktionen bereits im Vorfeld auf die Besetzung der Ausschussvorsitze geeinigt. AfD-Ratsherr Dietmar Rekowski wurde die Leitung des Bauausschusses übertragen.
Wiehler Grüne waren von der AfD überrascht
Der einheitliche Wahlvorschlag musste einstimmig beschlossen werden, um eine langwierige und umständliche Prozedur zu vermeiden. So brachten einige Ratsmitglieder ihre kritische Haltung gegenüber der AfD auch lediglich mit Stimmenthaltung zum Ausdruck, und zwar die vier Grünen, die beiden Linken und UWG-Ratsmitglied Hans-Jürgen Stinner.
Grünen-Sprecher Jürgen Körber gestand der demokratisch gewählten AfD-Fraktion das Recht zu, einen Ausschussvorsitz zu beanspruchen. Zudem habe er keinen Grund, die Integrität der Wiehler Ratsmitglieder anzuzweifeln. In der vergangenen Wahlperiode hätten diese sogar überraschend dem Wiehler Klimaplan zugestimmt, wunderte sich Körber.
Sieben Enthaltungen im Wiehler Rat
Bei einem Ausschussvorsitz gehe es aber auch um eine „Repräsentanz nach außen“. Und dabei müsse man berücksichtigen, dass die Partei ein gerichtlich festgestellter rechtsextremer Verdachtsfall ist und sich nie von Aussagen der Parteispitze distanziert hat, die dem Grundgesetz widersprechen, sagte der Grünen-Sprecher. Er wolle nicht daran schuld sein, dass solche Aussagen allgemein akzeptiert werden. Dennoch verzichtete auch Körber auf eine Gegenstimme, um den Gesamtkonsens nicht zu sabotieren.
Damit zeigte er einen Pragmatismus, der auch den Politikstil vieler der ausscheidenden Ratsmitglieder prägte, die zu Beginn der Sitzung mit Urkunden, Blumen und Geschenkkörben ausgezeichnet wurden. Neben neun Politikerinnen und -politikern, die eine Wahlperiode dabei waren und vier weiteren, die immerhin bis zu 14 Jahren im Rat saßen, ragte Karl-Ludwig „Karlo“ Riegert mit mehr als 21 Jahren heraus, zumal er 18 Jahre als SPD-Fraktionsvorsitzender amtierte.
Bürgermeister Ulrich Stücker würdigte Riegerts Kompromissfähigkeit, Sachorientierung und Verlässlichkeit und zeichnete ihn zu dessen Überraschung mit dem goldenen Wiehltaler aus. Die Ratsversammlung erhob sich für den Applaus von den Sitzen. Riegert nannte seine Erfahrungen in der Kommunalpolitik „eine gute Zeit“ und dankte seinerseits allen anderen Ehrenamtlern, die sich in der Stadt zum Wohl der Bürger einsetzen.
Der neue Wiehler Rat kommt am nächsten Montag, 10. November, 18 Uhr, bereits zu seiner ersten Arbeitssitzung zusammen: Bürgermeister Ulrich Stücker wird den Entwurf für den Haushaltsplan 2026 vorlegen.
Wiehler Rat hat sieben Fraktionen
Der neue Wiehler Rat hat 44 Mitglieder, die in sieben Fraktionen organisiert sind, dazu kommt der stimmberechtigte Bürgermeister. Stärkste Fraktion ist die CDU mit 15 Sitzen, Fraktionsvorsitzende ist Larissa Gebser. Die SPD hat elf Ratsmitglieder, ihr Vorsitzender ist Ingo Kötter. Drittstärkste Fraktion ist die AfD mit acht Sitzen, gleitet wird sie von Daniel Seinsche (vormals Schwach). Sprecher der vierköpfigen Grünen-Fraktion sind Ronja Heukelbach und Jürgen Körber, jeweils zwei Mitglieder haben die übrigen Fraktionen, deren Vorsitzende sind Dominik Seitz (FDP), Matthias Lammerich (Linke) und Hans-Peter Stinner (UWG).

