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Bezahlbare MietenWipperfürth prüft Gründung einer Genossenschaft

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt zwei Mehrfamilienhäuser, die dem Gemeinnützigen Bauverein Wipperfürth gehören.

 Günstige Mietwohnungen - wie hier an der Engelbertusstraße - sind in Wipperfürth nicht leicht zu finden

Die Stadt Wipperfürth prüft die Gründung einer Wohnungsbaugenossenschaft, die für günstigen Wohnraum sorgen soll

„Wir haben seit Jahren stetig steigende Mieten, aber fast keine privaten Investoren“, beklagte kürzlich Jens Groll, Kämmerer der Hansestadt Wipperfürth und zugleich Geschäftsführer der städtischen Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft WEG. Mit der Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugenossenschaft will die Verwaltung auf längere Sicht gesehen hier Abhilfe schaffen. In der Stadtratssitzung stellte die Verwaltung deshalb erste Pläne zur Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugenossenschaft vor.

Anders als private Makler müsse eine solche Genossenschaft keine finanziellen Gewinne erwirtschaften und könne zudem auf Fördergelder zugreifen. Ein solches Modell einer kleinen Genossenschaft habe sich in der kommunalen Praxis vielfach bewährt, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Detmold, Greven und Drolshagen werden als Beispiele genannt.

Kämmerer stellt Pläne im Wipperfürther Rat vor

Zur Gründung einer Genossenschaft braucht es demnach mindestens drei Mitglieder. Neben der Stadt Wipperfürth und der WEG soll noch ein sogenannter Systempartner das Know-how für den Bau und die Bewirtschaftung der Mietwohnungen einbringen. Weil die Stadt zwei der drei Gründungsmitglieder stellen will, hat sie bei allen wesentlichen Entscheidungen ein großes Mitspracherecht – etwa bei der Miethöhe, die laut Groll möglichst unter neun Euro pro Quadratmeter liegen soll. Die Stadt Wipperfürth will dazu auch eigene Grundstücke in die Genossenschaft einbringen. Solche Grundstücke gibt es zum Beispiel auf dem ehemaligen Tüv-Gelände an der Gartenstraße.

In der Politik ist eine gewisse Skepsis erkennbar. „Es ist gut, dass sich die Stadt dem Thema widmet“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Mederlet. Er verwies darauf, dass auch in der Satzung der WEG der Wohnungsbau als Ziel festgesetzt sei. „Die WEG hat das lange erfolgreich gemacht, dann nicht mehr so erfolgreich.“ Worin der Mehrwert einer zusätzlichen Genossenschaft liege, sei ihm noch nicht klar, so Mederlet.

Bezahlbarer Wohnraum ist äußerst knapp
Dieter Voß (CDU)

„Bezahlbarer Wohnraum ist äußerst knapp“, so Dieter Voß (CDU). „Wir müssen alles tun, um Wohnraum zu schaffen.“ Unterstützung kam auch von den Grünen und der FDP. Klaus Felderhoff (UWG) mahnte, dabei auch Menschen mit Einschränkungen im Blick zu behalten. Bei einer Enthaltung beschloss der Rat, die Vorüberlegungen zur Gründung einer solcher Genossenschaft zu unterstützen und die Verwaltung zu beauftragen, die Vorbereitungen dafür zu prüfen.

Für Immobilienmakler Pierre Schildberg von Schmitz Immobilien zäumt die Stadt das Pferd von hinten auf: „Der Bedarf an günstigen Wohnungen ist immens, aber das gilt nicht nur für Wipperfürth.“ Wohnen werde immer mehr zu einem Luxusgut. Die Stadt Wipperfürth aber habe es jahrelang versäumt, neue Bauflächen auszuweisen. „Investoren hätte es genug gegeben“, so der Makler.

Immobilienmakler ist skeptisch

„In der Innenstadt ist aufgrund der Veränderungssperre so gut wie gar nichts möglich“, kritisiert Schildberg. Ganz anders sei die Situation etwa im benachbarten Lindlar, wo in den vergangenen Jahren mindestens 1200 neue Wohneinheiten entstanden seien.

Skeptisch ist auch Peter Brachmann, Geschäftsführer des Gemeinnützigen Bauvereins Wipperfürth. Er bezweifelt, dass es die Stadt gelingen kann, mit der Gründung einer neuen kommunalen Wohnungsbaugenossenschaft ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, schon aufgrund der zuletzt enorm gestiegenen Baupreise.

Der Bauverein – auch er ist als Genossenschaft organisiert – hatte zuletzt 2020/2021 mit zwei Mehrfamilienhäusern an der Engelbertusstraße zwölf günstige Mietwohnungen mit einem Quadratmeterpreis von acht Euro errichtet. Weitere Bauvorhaben seien derzeit nicht konkret geplant, so Brachmann. „Wir bauen nur mit eigenem Geld und müssen erst neues Kapital ansparen.“