Mit Floskeln lassen sich die jungen Wähler der Integrierten Gesamtschule Paffrath bei ihrer selbst organisierten Podiumsdiskussion nicht abspeisen.
Bergisch GladbachSchüler nehmen Bürgermeisterkandidaten in die Mangel

Stellen sich den Fragen der Schüler der Integrierten Gesamtschule Paffrath: Marcel Kreutz (SPD) (l.) und Alexander Felsch (CDU).
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Beim Schlagabtausch der beiden aussichtsreichsten Kandidaten auf den Chefsessel im Rathaus ist das Forum der Integrierten Gesamtschule Paffrath mit 400 Schülern voll besetzt. Mit ihren Fragen sprechen die jungen Leute Themen an, die konkret ihre Generation bewegen: Freizeitangebote, Radwege, Klimaneutralität, Verspätungen bei der S-Bahn. Mehrfach nehmen die sechs Moderatoren aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaften Marcel Kreutz, Kandidat von SPD und Grünen, und Alexander Felsch, der für CDU und FDP antritt, gehörig in die Mangel.
Wie bei einer Quizshow teilen die Kandidaten in mehreren Schnellfragerunden ohne Worte mit, wofür sie stehen. Die rote Seite auf dem Pappschild heißt Nein, die grüne Ja. Dazwischen gibt es nichts. Sehr aussagekräftig sind die Antworten gleich auf die beiden ersten Fragen. „Funktioniert Politik in Bergisch Gladbach gut?“ Ohne zu zögern, kommt von beiden Rot. Bei „Handyverbot in Schulen?“ besteht dagegen keine Einigkeit. Felsch: Nein, Kreutz: Ja.
Bevor es losgeht, sind die Oberstufenschüler ihr Frage-Konzept noch einmal durchgegangen. Bei der Vorbereitung war Guido Wagner, Redaktionsleiter der Lokalredaktion Rhein-Berg von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Bergische Landeszeitung beteiligt. „Unsere Mission ist, zu informieren“, sagt Lino.
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Die Aula der IGP ist voll besetzt. Unter den Oberstufenschülern sind viele Erstwähler.
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Vor allem die Schüler, die zum ersten Mal wählen dürfen, sollen angesprochen werden. „Bei der Kommunalwahl können wir mit unserer Stimme in der Stadt konkret etwas bewirken“, betont Mathilda. Von den BM-Kandidaten erwarte sie: „Ehrlichkeit und konkrete Aussagen, ohne auszuweichen.“
Es überrascht, dass das Thema Sanierung der maroden Schulen keine Rolle spielt, obwohl doch gerade die IGP im Schulalltag seit Jahren tagtäglich mit massiven Mängeln kämpft. Es wisse ja jeder, was hier los sei, hätten sich die Schüler gedacht. Andere Themen erscheinen ihnen wichtiger.
Die Schüler wünschen sich eine Lösung für das Jugendzentrum Q1
Zum Beispiel, welche Optionen es gibt, das Jugendzentrum Q1 als wichtigen Hotspot am Standort auf dem Quirlsberg zu retten? Kreutz betont, Jugendzentren seien für ihn eine Herzensangelegenheit. Beim Q 1 gehe es um Brandschutz, es gebe also rechtliche Schwierigkeiten: „Wir suchen nach einer Lösung.“
Felsch setzt sich ebenfalls dafür ein, das Q 1, solange es geht, offenzuhalten. Er kritisiert, die schlechte Kommunikation seitens der Verwaltung und dass die für die Sanierung des Jugendzentrums vorgesehenen 1,8 Millionen Euro nicht längst für die Sanierung eingesetzt worden seien.
Beim Streitthema Skatepark tritt Kreutz entschieden auf: „Ich möchte, dass die Planung genauso umgesetzt wird, wie sie ist, mit Bolzplatz und Basketballfeld. Wir haben sonst nichts in der Stadt.“ Felsch dagegen will nach einem Kompromiss mit den Anwohnern suchen, die sich gegen den Lärm wehren.

Das Schülerteam ist extrem gut vorbereitet. Floskeln lassen sie nicht durchgehen.
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Dass das Thema Umweltschutz bei den jungen Leuten ganz oben auf der Liste steht, überrascht nicht. Ob die Stadt Investitionen von Privatleuten subventionieren könne, um bis 2045 klimaneutral zu werden?
In diesen Punkt besteht Einigkeit in beiden Lagern. Beide halten Klimaschutz für eine wichtige Aufgabe der Stadt. Beide setzen dabei hauptsächlich auf PV-Anlagen auf Dächern und energieeffizientes Bauen, etwa bei Schulneubauten.
Mia bohrt nach: Werden auch private Anlagen, etwa zum Heizen gefördert? Es ist Kreutz, der sagt, wie es ist: „Für solche Subventionen hat die Stadt kein Geld.“ Beim Punkt Ausbau der S11 harmonieren die Kontrahenten ebenfalls. Beide wollen bei der Deutschen Bahn Druck machen, um den Bau des zweiten Gleises voranzubringen.
Wichtig sind den Jugendlichen sichere Radwege. Aber werden dafür auch Parkplätze wie in Schildgen wegfallen? „Ja“, sagt Kreutz, „aber nicht alle.“ Die Schulradwege müssten sicherer gemacht werden, gegebenenfalls als Fahrradstraßen ausgewiesen werden. Jeden einzelnen Schulstandort wolle er sich ansehen.
Felsch sagt, er wolle sich zuerst auf die Reparatur und Pflege des vorhandenen Radwegenetzes konzentrieren. Er weist auf die Existenznöte der Händler in Schildgen hin. Zudem kündigt Felsch eine Task-Force „Schlagloch“ an.
Die letzte Frage sorgt im Saal und auf der Bühne für Erheiterung: „Was finden Sie an Ihrem Kontrahenten gut?“ Felsch antwortet: „Ich würde mit ihm zusammen ein Kölsch trinken gehen.“ Kreutz meint: „Er ist ein angenehmer Sparringspartner.“