In Bensberg verhinderten mutige Frauen wie Erna Klug und Elisabeth Fritzen ein Blutvergießen beim Einmarsch der Alliierten im April 1945.
KriegsendeMutige Frauen aus Bensberg verhindern weitere Todesopfer

Auch beim Ökumenischen Friedensgebet in Spitze wurde der Opfer des Kriegs gedacht. 1945
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Kriegsende in Bergisch Gladbach: Charly Vollmann ist der Retter, der die Stadt vor der Bombardierung bewahrt. In Bensberg ergriffen Frauen die Initiative. Erna Klug, geborene Strasser (1903-1971) war Mutter von fünf Kindern, eine tatkräftige Person.
Auch Elisabeth Fritzen, geborene Hebborn (1908-1975) setzt sich für ihre Heimatstadt ein. Als am 12 April 1945 die Truppen der US-Amerikaner auf Bensberg vorrückten war es diese Erna Klug die mit einigen weiteren Frauen mit dem damaligen Bürgermeister und Ortskommandanten von Bensberg sprach und sich vehement für eine kampflose Übergabe Bensbergs an die Alliierten einsetze.
Weitere Opfer vermieden
Heute wissen die Historiker: Der Einsatz der Bensbergerin Erna Klug verschonte den Ort vor weiteren sinnlosen Todesopfern und Zerstörung von Wohnhäusern. Seit dem Jahr 2002 erinnert in Bensberg der Erna-Klug-Weg an die Ereignisse, der Weg verbindet die Schloßstraße mit der Steinstraße. Die damalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach, Michaela Fahner, hatte sich entscheidend für die Straßenbenennung eingesetzt.
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Auch der Refrather Heimatkenner Hans Peter Müller berichtet über die damaligen Ereignisse. Die Frauen, so Müller, versammelten sich am Morgen des 12. April auf dem Marktplatz und bedrängten den Ortskommandanten zur Aufgabe. „Am Nachmittag wiederholten sie in größerer Zahl die Aktion, bis der Bürgermeister schließlich bereit war, zum Ortskommandanten zu gehen, aber nichts ausrichten konnte.“
Weiße Betttücher an den Häusern
Weiße Betttücher hingen bereits an vielen Fenstern von Wohnhäusern, an der St.-Nikolaus-Kirche hatten junge Mädchen weiße Fahnen aufgezogen, die aber schnell wieder heruntergeholt wurden. „Da Kapitulation als Wehrkraftzersetzung galt und mit dem Tode bestraft wurde, waren alle in Lebensgefahr.“ Als sich dann Erna Klug anbot, selbst das Übergabeschreiben an die Amerikaner zu bringen, kam es zum Gespräch mit dem Kommandanten und dem Führer des Volkssturms.
„Ergebnis des Gesprächs war letztlich, dass der Kommandant mit seinen letzten neun Fallschirmjägern auf Fahrräder stieg und verschwand.“ Der letzte Beschuss auf Bensberg folgte am 13. April, aus Richtung Lustheide rückten US-Panzer vor. Dann endlich war der Bensberger Bürgermeister bereit, zu kapitulieren, auch der Polizeimeister Peter Krauß hatte ihn dazu gedrängt. Auf dem Bensberger Schloss wehte am Morgen des folgenden Tages die weiße Fahne.
Die kampflose Übergabe
In der Refrather Gaststätte Auerhäuschen, direkt auf der Stadtgrenze zu Köln, erklärten Polizeimeister Krauß, Bürgermeister Schumacher und Dolmetscher Dr. Bauwens die kampflose Übergabe von Bensberg, die Delegation bat um das Ende des Beschusses des Ortes. Die Nachricht sei zum Kommandanten der Panzereinheit am Standort Beningsfeld gebracht worden.
Um 15 Uhr an diesem Tag endete der Krieg in Bensberg mit der kampflosen Besetzung, schildert Müller in seinem Refrather Heimatbuch „Zuhause in Refrath 1945-2020“; dort findet sich auch eine ausführliche Schilderung der Ereignisse. Zwischenfälle mit tragischen Folgen drohten aber weiter in diesen dramatischen Tagen. So schildert Müller, dass sich ein vorrückender Panzer in der Straße am Halben Morgen in Refrath festgefahren habe.
Er wäre sicher, so Müller, durch ein kleines Wohnhäuschen hindurch gewalzt, wenn nicht eine Englisch sprechende Nachbarin den Soldaten den richtigen Weg über die Kaule gewiesen habe.