Rund 140 Wanderfreunde folgten Gästeführerin Karin Wedde-Mühlhausen und Guido Wagner, dem Autor dieses Artikels, auf den Lüderich.
Ausflug auf den LüderichBergischer Wandertag führte auf sagenumwobenen Berg

In zwei Gruppen haben Karin Wedde-Mühlhausen und Guido Wagner (2.v.l.) die rund 140 Wanderinnen und Wanderer auf den Lüderich geführt.
Copyright: Anton Luhr
Der siebenjährige Julian aus Kürten ist Feuer und Flamme, als er davon hört, dass es unterwegs Glitzersteine zu finden gibt. Zusammen mit Familienangehörigen und knapp 140 weiteren großen und kleinen Wanderfreunden steht er am Samstag auf dem Rösrather Rathausplatz und lauscht, wie Gabi Wilhelm von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ Wanderfreunde zum zweiten „Bergischen Wandertag“ begrüßt, den „Das Bergische“ – präsentiert von Bergischer Landeszeitung und Kölner Stadt-Anzeiger sowie Radio Berg – organisiert hat.
Diesmal geht's mit Gästeführerin Karin Wedde-Mühlhausen und dem Autor dieser Zeilen in zwei Gruppen auf dem Rösrather Bergbauweg hinauf auf den Berg Lüderich – jenen sagenumwobenen Berg zwischen Rösrath-Hoffnungsthal und Overath, auf dem schon in vorchristlicher Zeit Silber- und Bleierz sowie in späterer Zeit bis 1978 vor allem Zink abgebaut wurde.
Der Weg führte vorbei an Villen und historischen Industriegebäuden
Das historische Werkzeug gibt's wie das Erz gleich am Start der Wanderung zu sehen, selbst damit arbeiten dürfen die Wandernden später am Förderturm des früheren Hauptschachts der Grube Lüderich damit. Zuvor jedoch geht's durch historische Industriegebäude der ehemaligen metallverarbeitenden Fabrik Reusch und vorbei an den herrschaftlichen Villen der Fabrikanten und des letzten Bergwerksdirektors vom Lüderich. Und immer wieder ist das Symbol der gekreuzten Bergleutewerkzeuge, Schlägel und Eisen, zu entdecken.
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Der Förderturm war am Wandertag zu besteigen – auf eigene Gefahr.
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Der siebenjährige Julian hat unterdessen noch eine ganz andere Aufgabe bekommen. Er soll unterwegs herausfinden, wozu die Bergleute wohl eine Art metallene Gabel verwendet haben. Am Förderturm des früheren Franziskaschachts ruft er „Ich hab's herausgefunden“ und zeigt, dass die Gabel genau in die beiden dafür offenbar vorgesehenen Löcher am Förderwagen passt. „Mit der Gabel wurden die Förderwagen in das Zugseil einer sogenannten Bremsbahn eingehängt“, erklärt der Wanderführer, „die vollen Wagen sind dann an dem Seil auf einer schrägen Bahn zu Tal gefahren und haben an dem Seil, das oben am Berg über eine Umlenkrolle lief, die leeren Wagen wieder bergauf gezogen.“ Julian freut sich, dass er die Lösung herausgefunden hat und bekommt als Preis ein gerade neu erschienenes Buch über den 2024 als „Deutschlands schönster Wanderweg“ ausgezeichneten „Bergischen Weg“. Denn auch den streift der Rösrather Bergbauweg immer wieder.
Sagen und Legenden ranken sich um den Lüderich
Ob glitzernde Steine, einstürzende Stollen oder scheinbar blutrot verfärbte Bäche – der Bergbau am Lüderich hat seit alters her auch die Fantasie der Menschen, die hier lebten angeregt. So entstand wohl auch die Sage vom Einsturz des Lüderichs, der vor dem Zusammenbruch mutmaßlich doppelt so hoch wie heute gewesen sein soll. Allein die blutroten Bäche, die wie in Hoffnungsthal der Rothenbach, aus ihm hervorquellen, erinnern bis heute an die Tragödie. Natürlich weiß der siebenjährige Julian, dass das rot verfärbte Wasser wohl weniger vom Blut verschütteter Bergleute, als vielmehr von aus dem metallreichen Berg herausgewaschenem „Rost“ herrührt. Aber spannend sind die alten Sagen und Legenden allemal. Ebenso wie die Erklärung der Wanderführer.

Historisches Bergwerksgerät durften die Wanderer ausprobieren.
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Unter dem Förderturm legten die Wanderfreunde eine kurze Rast ein.
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Karin Wedde-Mühlhausen, die den Bergbauweg vom Start in Hoffnungsthal mit ihrer Gruppe in Gegen-Uhrzeigersinnrichtung gewandert ist, erreicht die Mittagsrast mit ihrer Gruppe unterdessen fast zeitgleich mit der anderen Gruppe, die dem Bergbaurundweg in die andere Richtung gefolgt ist. Unterm Förderturm des ehemaligen Hauptschachts der Erzgrube Lüderich wartet der Küchenchef des neuen Restaurants namens „Bergwerk“ im früheren Maschinenhaus des Schachts, Sascha Zander, mit seinem Team schon auf die Wanderer, hat Muffins und Würstchen ebenso im Angebot, wie Kaffee, Wasser und Frischgezapftes.
Den Abschluss machte ein Einblick in einen Luftschutzbunker im Berg
Timo Stein, der Wegepate der Etappe des „Bergischen Wegs“ über den Lüderich, zeigt, wie Bergleute früher nur mit einem Hammer und einem Bohrmeißel ein Sprengloch in den Fels getrieben haben. Das Werkzeug stammt, wie viele Bergbauexponate, die an diesem Tag beim Bergischen Wandertag zu sehen sind, von dem im vergangenen Jahr verstorbenen Bergbauexperten und ehemaligen Overather Bürgermeister Siegfried Raimann, der sich zeitlebens für die Erinnerung an die Geschichte des Bergbaus in der Region eingesetzt und auch an der Erstellung des Bergbauwegs tatkräftig mitgewirkt hat.
Zum Abschluss des Bergischen Wandertags wartet in Hoffnungsthal noch eine besondere Attraktion auf die Teilnehmenden: Der Rösrather Geschichtsverein gibt bei Führungen Einblicke in den in den Lüderich getriebenen Luftschutzbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg – eine faszinierende Entdeckung, die einen ganz besonderen Tag auf dem Rösrather Bergbauweg abrundet.