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Versuchter Mord„Skurril“ nennen Zeugen den Beschuldigten im Fall der Bluttat von Hoffnungsthal

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Ein Polizeiauto steht vor dem abgesperrten Volberger Friedhof.

Um nach Beweisen zu suchen, hatte die Polizei drei Tage nach der Tat den Volberger Friedhof abgesperrt.

Der mutmaßliche Täter soll an einer Psychose leiden und einen 54-Jährigen in Rösrath-Hoffnungsthal niedergestochen haben.

„Skurril“, „komisch“, „seltsam“ – so charakterisierten am Montag im Prozess um die Bluttat von Hoffnungsthal Zeugen den Beschuldigten (33). „Der ist ständig bei uns durchs Restaurant gegangen, hat sich an verschiedene Tische gesetzt. Das ist bei uns im Haus nicht üblich“, sagte eine Kellnerin (21). Eine Kollegin (46) bestätigte den Eindruck der 21-Jährigen, sagte aber auch: „Ich hatte ein komisches Bauchgefühl.“

Das bestätige sich spätestens, als der 33-Jährige wenig später auf dem Parkplatz mit einem Messer auf einen Restaurantgast einstach und ihn lebensgefährlich verletzte. Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Antragsschrift aber davon aus, dass der 33-Jährige aufgrund einer paranoid-halluzinatorischen Psychose in schuldunfähigem Zustand handelte.

Der Beschuldigte soll das Opfer bereits im Restaurant belästigt haben

Sie beantragt die dauerhafte Unterbringung des 33-Jährigen in einer Psychiatrie. Der Beschuldigte schweigt bislang zum Vorwurf.

Im März, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll der 33-Jährige zunächst selbst Gast im Restaurant „Fachwerk Hoffnungsthal“ gewesen sein, wo er das spätere Opfer und dessen Begleiterin am Nebentisch über längere Zeit belästigt habe. Wiederholt habe der 33-Jährige dem Mann und der Frau zugeprostet und sie zur „guten Wahl“ ihres Essens beglückwünscht.

Drei Tage nach der Tat sperrte die Polizei den Volberger Friedhof ab

Später soll der Mann dann auch noch vorgeschlagen haben, die Rechnung für das Paar zu begleichen, was diese aber dankend abgelehnt haben sollen. Dies ließ in dem Beschuldigten starke Aggressionen gegenüber dem Geschädigten aufkommen“, hieß es zu dieser Szene in der Antragsschrift der Staatsanwaltschaft. Später soll der Beschuldigte dem Paar dann beim Verlassen des Restaurants aufgelauert und auf den in das Auto seiner Begleiterin einsteigenden Mann mehrmals mit einem Messer eingestochen haben. Drei Tage nach der Bluttat hatte die Polizei den Volberger Friedhof etwa 350 Meter entfernt vom Lokal abgesperrt. „Es ist dort nach Beweismitteln gesucht worden“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer damals auf Nachfrage.

Beide Bedienungen gaben an, dass der Beschuldigte nicht den Eindruck gemacht habe, unter Alkohol oder Drogen zu stehen. „Der war auch nicht unhöflich, nur komisch“, sagte die 46-Jährige.

Zehn Minuten später wurde die Tür aufgestoßen, der Gast kam blutüberströmt rein und sagte: Ruft die Polizei, ich wurde abgestochen
Zeugin im Fall der Bluttat von Hoffnungsthal

Weiter erinnerte sich die Zeugin, dass der Beschuldigte irgendwann kurz vor seinem endgültigen Verlassen des Restaurants gesagt habe: „Das dauert mir jetzt alles zu lange.“ In dem Zusammenhang habe der 33-Jährige ihr noch gesagt, dass er mit dem Gast reden wolle. „Da habe ich ihm gesagt: Aber vielleicht will der nicht mit Dir reden.“ Und weiter: „Zehn Minuten später, in der Zwischenzeit hatte das Paar bezahlt, wurde die Tür aufgestoßen, der Gast kam blutüberströmt rein und sagte: Ruft die Polizei, ich wurde abgestochen.“

Am vergangenen Freitag hatte in dem Prozess bereits der Geschädigte ausgesagt und geschildert, wie er und seine Begleiterin von dem 33-Jährigen belästigt worden seien. Nach dem Verlassen des Restaurants, als er gerade in den Wagen seiner Begleiterin habe einsteigen wollen, sei er plötzlich von dem Beschuldigten mit einem Messer angegriffen worden.

Das Opfer konnte Karate und Jiu-Jitsu

Er habe Glück gehabt, dass er noch nicht ganz eingestiegen war: „Ich habe mich mit allem gewehrt, was ich hatte“, sagte der Geschädigte. Dabei kamen ihm offensichtlich nicht nur ein allgemein fitter Zustand, sondern auch seine Fertigkeiten im Kampfsport — der Mann hatte mit Mitte 20 einen schwarzen Gurt im Karate und einen braunen in Jiu-Jitsu gemacht — zugute.

Dennoch wurde er schwer verletzt. Unter anderem wurden alle Strecksehnen der linken Hand durchtrennt. Bis heute sei die Hand nur sehr eingeschränkt zu gebrauchen, berichtete der Linkshänder. Eine weitere Operation an der Hand sei für Januar geplant. Der Prozess wird fortgesetzt.