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Vor der Stichwahl in RösrathParteien suchen Nähe oder Abgrenzung

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Wieviel „Austausch“ haben die Fraktionen im Rösrather Stadtrat? Zu dieser Frage gibt es einen Schlagabtausch vor der Stichwahl am Sonntag.

Wieviel „Austausch“ haben die Fraktionen im Rösrather Stadtrat? Zu dieser Frage gibt es einen Schlagabtausch vor der Stichwahl am Sonntag.

Vor der Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Rösrath suchen Parteien teils die Nähe zu anderen, teils grenzen sie sich deutlich ab.

In den letzten Tagen vor der Stichwahl um das Bürgermeisteramt am 28. September suchen die Parteien teils die Nähe zu anderen, teils grenzen sie sich von ihrer Konkurrenz ab. Dabei gibt es auch scharfe Töne. Wellen geschlagen hat insbesondere das Interview dieser Zeitung mit den Bürgermeisterkandidaten Yannick Steinbach (SPD/Fors-Park) und Giselher Dick ((Grüne/ZLR). Dabei arbeiten sich CDU, SPD und Fors-Park an Interview-Äußerungen von Dick ab. Durch seine Aussage, er sei „in engem Austausch mit CDU, SPD, Fors-Park“ und anderen fühlen sich die Genannten vereinnahmt und grenzen sich ab.

„Wie er darauf kommt, erschließt sich nicht“, sagt CDU-Fraktionschef Marc Schönberger. „Einfach zu sagen, dass man in gutem Austausch ist, finde ich schon sportlich.“ Er betont, dass der Vorstand der CDU Rösrath beschlossen habe, keine Wahlempfehlung für die Stichwahl abzugeben – weder für Steinbach noch für Dick. Auch gegenüber Steinbach bleibt die CDU auf Distanz: Vor dem Hintergrund seiner Interview-Aussage, es gebe „inzwischen ein funktionierendes Bündnis zwischen CDU, SPD und Fors-Park“, stellt Schönberger fest, es gebe bisher „keine wie auch immer gearteten Absprachen zwischen den Fraktionen“. Er macht aber klar: „Wer zum Bürgermeister gewählt wird, wird von uns eine faire Chance bekommen.“

Distanzierte Reaktion der SPD

„Überrascht“ von Dicks Aussage über einen „engen Austausch“, auch mit der SPD, zeigt sich SPD-Fraktionschefin Petra Zinke. Sie wisse nichts von einem solchen Austausch, weder mit dem Vorstand der SPD Rösrath noch mit der Fraktion. „So was macht man nicht“, sagt Zinke zu der Interview-Aussage, die sie als ungerechtfertigterweise vereinnahmend empfindet.

Zu den von Dick festgestellten „großen Übereinstimmungen“ zwischen seinem eigenen Wahlprogramm und dem der SPD erklärt die Rösrather SPD-Vorsitzende Tülay Durdu, dass es programmatische Gemeinsamkeiten nicht „in einem solchen Ausmaß“ gebe, wie Dick es darstelle – „er verdreht Tatsachen“, kritisiert Durdu. Zinke stellt fest, natürlich gebe es Übereinstimmungen mit den Programmen verschiedener Parteien, aber nicht speziell mit Grünen und ZLR.

"Gegenpositionen" zu Grünen und ZLR

Gegenüber den Abgrenzungen von CDU und SPD wiederum erklärt ZLR-Fraktionschef Daniel Jaeckel, mit deren Fraktionen im Stadtrat habe er sich „immer gut verständigt“ – darauf habe Dick sich bezogen. Dick selbst sagt, es gebe eine „sehr vertrauensvolle“ Zusammenarbeit mit CDU- und SPD-Fraktion.

Mit Blick auf Dicks Aussage zu dem „engen Austausch“, auch mit Fors-Park, sagt Kandidat Steinbach, der seit fünf Jahren als Fors-Park-Fraktionschef amtiert, es gebe „einfach gar keinen Austausch“. Das liege daran, dass es bei den politischen Inhalten „nicht so viele Schnittmengen“ gebe: Grüne und ZLR hätten in vielen Fragen „strikte Gegenpositionen“ zu Fors-Park bezogen. Zu Dicks Interview-Aussage, er sei „ein Mann der Mitte“, sagt Steinbach: „In den letzten zehn Tagen vor der Wahl erfindet er sich neu.“ Grüne und ZLR hätten sich im Stadtrat in wichtigen Fragen in einer Minderheitsposition eingerichtet,   wollten grüne Inhalte ohne Abstriche vertreten.

Wahlempfehlung der AfD unerwünscht

Während Kandidat Dick politische Nähe zu anderen sucht und auf distanzierte Reaktionen stößt, sind auch andere Annäherungen unerwünscht. So hat die AfD Rösrath für die Stichwahl eine Empfehlung für Steinbach abgegeben – und erntet Ablehnung. Im Vergleich zu Dick traue er Steinbach „eine wesentlich sachlichere Amtsausübung“ zu, erklärt AfD-Ratsherr Jörg Vennedey, der in der ersten Runde der Bürgermeisterwahl für die AfD antrat. „Ich lehne diese Unterstützung ab“, sagt Steinbach zu der AfD-Wahlempfehlung, er will sie aber auch nicht überbewerten: Auch andernorts positioniere sich die AfD gegen Kandidaten der Grünen. SPD-Fraktionschefin Zinke weist die AfD-Unterstützung für den Kandidaten von SPD und Fors-Park ebenfalls zurück, es habe dazu „kein Gespräch“ gegeben.

Bei all der Abgrenzung von der Unterstützung oder Nähe der politischen Konkurrenz ist eine Wahlempfehlung der Linken Rösrath, die sich für Dick ausspricht, immerhin willkommen. Dick nehme Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung ernst, so die Linke. „Ich begrüße das“, sagt Dick zu der Empfehlung – die Linke unterstütze ihn als Person. Die FDP Rösrath hat – wie die CDU – keine Wahlempfehlung gegeben.