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Laden lokalBedburger Juweliere machen aus Alt wieder Neu

3 min
Uhren und Schmuck präsentiert Georg Wahlen in seinem Juweliergeschäft.

Uhren und Schmuck präsentiert Georg Wahlen in seinem Juweliergeschäft.

In unserer Serie „Laden lokal“ stellen wir das Bedburger Juweliergeschäft Wahlen vor. Individueller Schmuck ist gefragter denn je.

Es tickt nicht bunt durcheinander in den Verkaufsräumen wie beim Kuckucksuhrenladen. Die meisten Uhren arbeiten heute nahezu geräuschlos. Uhren und Schmuck sind die Standbeine des Juweliergeschäfts, das Georg Wahlen in fünfter Generation an der Lindenstraße betreibt. Gülden und silbern blinken die Auslagen in Schaufenstern und Ladentischen.

Wahlen und sein Team haben ihr ständig aktualisiertes Angebot auf Stammkunden und junge Leute gleichermaßen ausgerichtet. Da findet sich neben der gediegenen Armbanduhr der gehobenen Preisklasse die BVB-Uhr, neben eleganten Brillantgeschmeiden für gesetztere Semester der erste Freundschaftsring für Teenies und natürlich Eheringe. „Die Uhr mit dem dezenten Logo von Borussia Dortmund habe ich schon mehrfach verkauft“, sagt Wahlen. (Schade: Eine Geißbock-Uhr hat er nicht im Angebot.)

Bedburg: Gehobenes Uhren-Segment lohnt sich nicht mehr

Auch die jährlich zur Tour de France in neuem Design herausgebrachte „Chrono-Bike“ des bekannten Uhrenbauers und Tourteam-Sponsors Festina hat einen prominenten Platz im Regal. „Wir haben das ganz gehobene Uhren-Segment aber nicht mehr im Programm“, sagt Wahlen und begründet das mit geringen Margen und hohen Umsatzforderungen der Hersteller. „Die können wir in Bedburg nicht erreichen.“

Service und Beratung nennt Wahlen als Pluspunkte im lokalen, inhabergeführten Einzelhandel. Reparatur auch von großen Uhren, Uhrband- und Batteriewechsel, neue Gläser, Reinigung – die Meisterwerkstatt erledigt alles, damit die Uhr auf Dauer und akkurat mit der Zeit geht. „Junge Kunden kommen zu uns, um den ersten Ring für die Freundin oder das mit Namen gravierte Armband zu kaufen“, sagt Wahlen. „Die Kunden werden mit uns älter, es kommen aber viele neue hinzu.“

In der Meisterwerkstatt fertigt, repariert und ändert Goldschmiedin Sabine Meisenberg  Schmuckstücke.

In der Meisterwerkstatt fertigt, repariert und ändert Goldschmiedin Sabine Meisenberg Schmuckstücke.

Wahlens Schwester, die Goldschmiedemeisterin Sabine Meisenberg, arbeitet Schmuck, etwa Erbstücke, nach den Wünschen der Kunden um. In ihrer Werkstatt fertigt sie Schmuckstücke an, ändert die Weite von Ringen, fasst Edelsteine neu ein, reiht Perlenketten neu auf, graviert den Namen des oder der Liebsten in Ketten und Armbänder und lötet defekte Stücke fachmännisch wieder zusammen. Auch durch Corona habe sich „ein anderes Wertigkeitsbewusstsein entwickelt“, sagt Wahlen. „Aus Alt mach Neu“ liege im Trend.

„Dabei erfahren wir auch viele interessante Geschichten rund um die Schmuckstücke und ihre zurückliegenden Besitzerinnen und Besitzer“, weiß Meisenberg zu berichten. „Schmuckstücke sollen individuell sein. Die muss man anziehen und schauen, wie sie stilistisch und farblich wirken. Dabei hilft unsere Beratung“, sagt Meisenberg. Das schätzen vor allem unsere Stammkunden, die oft seit Generationen bei uns einkaufen“, sagt sie. Das könne der Onlinehandel nicht leisten. Dennoch sind beide sich einig, dass der Online-Handel die Lage für die Einzelhändler „immer schwieriger“ mache.

„Das Geschäft ist ein täglicher Spagat“, sagt Meisenberg. Gold werde als gute Kapitalanlage gesehen, Silberschmuck sei vielfältiger in der Gestaltung und daher ein wachsender Markt. Aber auch Titan, eigentlich als Alternative für Allergiker entwickelt, werde wegen der dezent-matten Oberfläche immer beliebter. Über die Zukunft machen sich Wahlen (64) und seine Schwester Meisenberg noch keine Gedanken, obwohl eine sechste Generation nicht in Sicht ist. „Wir machen das, solange es uns Spaß macht und sich lohnt“, sagen beide mit erkennbarem Optimismus.


Uhrmachermeister Hubert Wahlen gründete das Unternehmen vor rund 180 Jahren in Grevenbroich. Ihm folgten Josef Wahlen und im 20. Jahrhundert Wilhelm Wahlen, Toni Wahlen, allesamt Uhrmachermeister, und 2007 Diplomkaufmann Georg Wahlen, der 1990 in die Firma eintrat, als Inhaber nach. Seit 1992 ist Sabine Meisenberg als Goldschmiedemeisterin tätig. Es gibt fünf Mitarbeitende. Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnete Josef Wahlen sein Uhrengeschäft am Marktplatz, in den Nachkriegsjahren wurden die Geschäftsräume an den heutigen Standort an der Lindenstraße verlegt. In den 70er-Jahren erweiterten Toni Wahlen und seine Frau Annette das Geschäft.