Der Mann gab zu, die beiden Sprengsätze angebracht zu haben. Seine drei Mittäter sind weiterhin flüchtig - Polizisten schildern dramatische Szenen.
ProzeßDarum beteiligte sich ein 25-Jähriger an einer Bankautomaten-Sprengung in Bergheim

Der Angeklagte und Verteidiger Simon Groß (l.) beim Prozeßauftakt im Kölner Landgericht.
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Es waren Szenen wie in einem Gangsterfilm: Binnen einer Minute explodierten zunächst zwei Sprengsätze an einem Bankautomaten einer Volksbank-Filiale im Zentrum von Bergheim-Quadrath-Ichendorf. Während der Geldautomat völlig zerstört wurde, lag der Vorraum der Filiale in Trümmern.
Doch ehe die vier Automatensprenger den Tresor aus dem Bankautomaten bergen konnten, tauchte plötzlich eine Polizeistreife auf. Die Beamten versuchten mit ihrem Wagen, das Auto der Männer noch zu rammen, um sie an der Flucht zu hindern. Doch außer einer kleinen Kollision passierte nichts. Anschließend sei der Audi mit zwei der Männer weggefahren, sie ließen ihre beiden Mittäter zurück. Einer der beiden konnte entkommen, der andere hingegen von den Polizisten gefasst werden.
Auf dem Hinweg hatte die Bande in Heinsberg ein Kennzeichen gestohlen
Seit Dienstag, 9. Dezember, steht der 25-jährige Niederländer aus Amsterdam nun vor dem Kölner Landgericht. Die Anklage der Staatsanwaltschaft legt dem Mann unter anderem Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen zur Last. Zudem wird ihm gewaltsamer Widerstand gegen Polizeibeamte vorgeworfen.
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Gegen 3.50 Uhr am 23. Juni 2025 war der 25-Jährige mit drei weiteren, bislang unbekannt gebliebenen Mittätern mit einem Audi zu der besagten Bankfiliale an der Köln-Aachener-Straße in dem Bergheimer Stadtteil gefahren. Auf dem Hinweg hatte die Gruppe noch kurz in Heinsberg Halt gemacht und von einem Renault Twingo Kennzeichen gestohlen und an den Audi montiert.
Plötzlich erschien ein Anwohner und sprach die Täter an
An der Bankfiliale, so die Vertreterin der Staatsanwaltschaft bei der Anklageverlesung, habe dann der Angeklagte gemeinsam mit einem weiteren Mittäter zunächst die elektrische Schiebetür zum Filialvorraum gewaltsam geöffnet und sich so widerrechtlich Zutritt verschafft. „Dort platzierten sie ein Sprengpack am Geldausgabeautomaten, das sie zwecks Zündung zur Explosion brachten, um aus dem zerstörten Geldautomaten Bargeld zu entwenden, um es für sich zu verwenden“, hieß es in der Anklage.
Als dann aber plötzlich ein Anwohner erschien und die Täter ansprach, und zeitgleich sich auch noch das Polizeifahrzeug dem Tatort näherte, versuchten die Täter wie geschildert Reißaus zu nehmen.
Bergheim: Die ganze Bankfiliale war vernebelt
Die Polizeibeamten dürften die Eindrücke von damals noch lange in Erinnerung behalten. „Die ganze Bankfiliale war vernebelt, auf der Straße lagen Trümmerteile“, sagte der Fahrer (51) des Polizeiautos am Dienstag im Zeugenstand. „Wir sind dann auf das Fahrzeug zugefahren, um es zu rammen und die Täter zu fassen“, erklärte der Zeuge. Doch der Audi sei losgefahren, die Fahrzeuge hätten sich nur leicht touchiert.

Die Bankfiliale wurde bei der Sprengung zerstört.
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Als er dann habe aussteigen wollen, sei der Angeklagte aufgetaucht und habe von draußen die Fahrertür zugehalten. „Er hielt die Tür zu und hat geschrien“, sagte der 51-Jährige. Dabei habe der Angeklagte sich auch an den Hosenbund gefasst: „Es sah aus, als wollte er Waffe ziehen. Ich habe aber nichts gesehen“, sagte der Beamte. Er habe das Fahrzeug dann zurückgesetzt, woraufhin der Angeklagte weggerannt sei.
Alles mit Sicherheitsabstand. Wir wussten ja nicht, ob der bewaffnet ist
Die Beamten nahmen zu Fuß die Verfolgung auf: „Alles mit Sicherheitsabstand. Wir wussten ja nicht, ob der bewaffnet ist“, so der 51-Jährige. Auf einem dunklen Weg habe man den Angeklagten dann aber stellen und unter Vorhalt eines Tasers schließlich festnehmen können.
Über Verteidiger Simon Groß räumte der Niederländer die Vorwürfe ein: „Mein Mandant war Teil der Gruppe, die den Automaten gesprengt hat“, sagte Groß. Der 25-Jährige sei derjenige Täter gewesen, der die beiden Sprengsätze an dem Automaten angebracht habe. Zunächst habe er mit einem Mittäter die Schiebetür geöffnet, woraufhin eine Nebelmaschine in dem Vorraum angegangen sei — Nebelmaschinen stellen eine Schutzeinrichtung dar, mit der Automatensprengern Sicht und Orientierung genommen werden soll.
„Mir wurde aber gesagt, dass ich 20 Sekunden habe, ehe ich nichts mehr sehen kann“, sagte der Angeklagte. Nach der ersten Sprengung sei der Nebel dann auch verzogen gewesen und er habe die zweite Sprengladung im Automaten am Tresor platziert. Mit der dann folgenden zweiten Detonation sei aber auch schon die Polizei aufgetaucht. Beute habe man keine gemacht.
Ihm seien 1000 Euro für den Coup versprochen worden. Geld, das er gebraucht habe, weil er seine Verlobte habe heiraten wollen. „Heiraten kostet eine Menge Geld“, erklärte er nun gegenüber dem Gericht. Der Prozess ist mit weiteren fünf Verhandlungstagen bis Mitte Januar 2026 terminiert.

