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KommunalwahlBergheims jüngster Bürgermeister-Kandidat ist 25 Jahre alt

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Thörner trägt eine Brille und ein blaues Hemd. Er steht vor dem Rathaus Bergheim.

Nikolas Thörner ist der Bürgermeister-Kandidat der FDP Bergheim.

Nikolas Thörner geht als Bürgermeister-Kandidat für die Bergheimer FDP in den Wahlkampf. Er ist der Jüngste unter den Bewerbern.

Nikolas Thörner (25) ist der FDP-Kandidat für das Bürgermeisteramt in Bergheim. 1999 in Olpe geboren, zog er als Schüler im Jahr 2014 nach Bergheim. Nach seinem Abitur am Erftgymnasium absolvierte er einen Bundesfreiwilligendienst an einer Grundschule in Köln-Widdersdorf. Aktuell absolviert er ein duales Studium für Business Management bei der RheinEnergie in Köln, das er Ende des Jahres abschließen will. Er engagiert sich seit 2023 politisch bei der FDP und ist seit 2024 Vorsitzender der Jungen Liberalen in Bergheim.

Warum wollen Sie Bürgermeister in Bergheim werden?

Nikolas Thörner: Ich glaube, in Bergheim läuft vieles nicht optimal. Wenn man sich die Aufgaben eines Bürgermeisters anschaut, dann gibt es zwei verschiedene Kernelemente: Die Repräsentation und die verwaltungsinterne Leitung. Was in Bergheim gerade fehlt, ist ein frischer Spirit für beide Themen mit jemandem, der nicht seit 20 Jahren dabei ist und viele Entscheidungen mitgetragen hat.

Sie sind mit 25 Jahren der mit Abstand jüngste Kandidat. Fehlt Ihnen da nicht die Lebenserfahrung oder die Praxis in der Verwaltung, um den Job gut zu machen?

Die Frage ist ja: Für was braucht man die Erfahrung? Für das Rechtliche gibt es viele Experten in der Stadt Bergheim, die einen sehr guten Job machen. Wie das Kommunalgesetz vorsieht, haben wir einen Volljuristen in der Verwaltungsleitung, von daher habe ich da keine Bedenken. Im Gegenzug kommt aus meiner Generation eine andere Perspektive. Ich kann eine neue Energie reinbringen, Themen hinterfragen, für vielleicht andere Werte und Einstellungen einzustehen.

Was meinen Sie mit anderen Werten?

Ich bin deutlich pragmatischer. Ich halte gar nichts davon, wenn wir sagen: Wir haben Themen vor 20 Jahren schon probiert. Wenn die Idee gut ist, sollten wir lösungsorientiert arbeiten und schauen, wie man sie umsetzen kann. Es dreht sich zu viel um das Drumherum, dann hat irgendwer ein Problem damit, dann läuft etwas durch Verwaltungsinstanzen durch und dann ziehen sich Themen über super lange Zeit. Wir haben viele Projekte in Bergheim, die nicht in vier bis fünf Jahren umgesetzt werden, sondern die eher zehn, 20, 30 Jahre dauern.

Thörner sieht eine Vision, aber ein Fragezeichen bei der Umsetzung

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Viele Menschen sprechen mich auf die L 93n an, das ist die Ortsumgehungsstraße Büsdorf-Fliesteden. Die ist seit 28 Jahren in der Planung und vorher wurde schon fünf, sechs Jahre darüber geredet. Es gibt eine sehr starke Pro-Haltung dafür, gerade in Fliesteden und auch in Büsdorf, aber auch eine sehr starke Kontrahaltung, vor allem in Büsdorf. Alle drei bis vier Jahre wird dieses Thema neu durch das Dorf getrieben, irgendjemand zieht von Haustür zu Haustür, um Unterschriften zu sammeln. Aber die Menschen wollen eine Entscheidung. Es ist wichtig, das deutlich zu fokussieren, auch wenn man sich unbeliebt macht. Also entweder zu sagen: Wir machen das und setzen es um, oder wir machen es nicht und es ist vom Tisch.

Wie würden Sie Volker Mießelers Amtszeit als Bürgermeister bewerten?

Ich habe großen Respekt davor, was er insgesamt für Bergheim getan hat. Als Bürgermeister, in den Stadtwerken und in anderen Funktionen ist er seit über 30 Jahren hier aktiv. Was wir mittlerweile haben, ist ein einigermaßen vernünftiger wirtschaftlicher Plan. Wir siedeln Microsoft an, es kommt ein Digitalpark hinzu. Wir haben jetzt durch die Regionalplanänderungen die Möglichkeit, Anfang Juli die passenden Gewerbeflächen auszuschreiben. Mir fehlt allerdings etwas Zentrales: Mit der Leitstrategie wurde eine Zukunftsvision für Bergheim dargestellt, aber darin steht nicht, wie man sie umsetzen möchte.

Was fehlt Ihnen da konkret?

Wie möchten wir Menschen mit Migrationshintergrund in Bergheim gesellschaftlich integrieren? Wie möchten wir uns mit dem demografischen Wandel entgegentreten? Da sind ein paar Bauprojekte geplant, aber wie man Bergheim wirklich zukunftsfähig macht und den Menschen ein schönes Leben ermöglicht, wird nicht aus dem sichtbar, was die Stadt Bergheim aktuell präsentiert. Wie möchten wir unsere Jugend durch Bildung darauf vorbereiten, dass sie in ganz anderen Bereichen arbeiten muss? Viele Menschen streben hier leider keinen Bildungsabschluss an, wie möchte man das aufgreifen? Es werden oberflächliche Ziele formuliert. Sollte Volker Mießeler nochmal gewählt werden, hat er da großen Handlungsbedarf und muss sich fragen, wie er Bergheim nach seiner Amtszeit übergeben möchte.

Als Bürgermeister will Thörner Jugendliche stärker beteiligen

Wenn Sie Bürgermeister werden, was wären die ersten drei Themen, die sie schnell anstoßen würden?

Als Erstes würde ich eine Beratungsfirma beauftragen, um die Arbeitsprozesse in der Verwaltung zu entschlacken, zu automatisieren, zu digitalisieren und mit KI zu supporten. Da geht es nicht darum, dass wir Arbeitsplätze streichen, sondern dass der Job einfacher wird und die Angestellten mehr für die Bürgerinnen und Bürger leisten können. Als Zweites ein Projekt zur Integration von Schulen und Bildung mit einem Jugendrat. Man kann darüber streiten, ob wir das stattdessen als Generationenrat umsetzen sollten, in dem auch Senioren dabei wären. Aber wir brauchen ein Projekt, mit dem unsere Schülerinnen und Schüler an der Planung der Stadt teilhaben. Das ist wichtig, um gesellschaftlichen Extremen vorzubeugen und dafür zu sorgen, dass Bergheim am Ende für alle Generationen passend gemacht wird. Als Drittes die Ortsumgehungsstraßen. Dafür sollten wir uns ehrlich mit allen Bürgerinnen und Bürgern hinsetzen, am besten mit einer Umfrage.

Die meisten Parteien außerhalb der CDU sind mit der derzeitigen Führung der Stadt Bergheim unzufrieden.
Nikolas Thörner, FDP-Bürgermeister-Kandidat

Bundesweit hat die FDP ihre Probleme. Auch in der letzten Bundestagswahl in Bergheim ist die FDP unter fünf Prozent geblieben. Rechnen Sie sich realistische Chancen aus, als Bürgermeister gewählt zu werden?

Am Ende wählen die Menschen in Bergheim eine Person, nicht einen Bundestrend. Die meisten meiner Konkurrenten haben ein ähnliches Zielfeld. Wir haben vier ältere Herren und mich. Ich habe ein Alleinstellungsmerkmal, was die Zielgruppe anbelangt, die mich potenziell wählt. Ich bin ein sehr junger Kandidat und habe da ein sehr breites Freundesnetzwerk. Ich habe eine sehr gute Beziehung zu vielen Migrantinnen und Migranten. Ich denke nicht, dass in der ersten Runde ein Kandidat über 50 Prozent kommt. Wenn es eine Stichwahl gibt, hängt vieles daran, für wen sich die anderen Parteien aussprechen. Und hört man sich im Bergheimer Stadtrat um, sind die meisten Parteien außerhalb der CDU mit der derzeitigen Führung der Stadt Bergheim unzufrieden.

Wenn wir fünf Jahre in die Zukunft schauen, wo steht Bergheim dann im Bestfall?

Im Bestfall haben wir Microsoft fertig angesiedelt, wir haben den Digitalpark, wir haben die Gewerbeflächen ausgeschrieben. Wir haben viel neuen Wohnraum geschaffen. Wir haben unsere Kitas und Schulgebäude fertig saniert. Wir haben für die Kinder, die wegen Corona zuhause waren und viele soziale Kompetenzen nicht lernen konnten, Hilfsangebote gemacht und dafür gesorgt, dass diejenigen, die dann ihre Schulabschlüsse gemacht haben oder versucht haben, einen Weg in die Gesellschaft gefunden haben. Wir haben Bildung als Faktor für den sozialen Zusammenhalt gefördert und unsere Vereine unterstützt. Wir sind als Menschen mehr zusammengewachsen, haben ein positives Lebensgefühl und können mit viel Optimismus in die Zukunft schauen.