Als die alarmierte Polizei kam, war der Martinszug schon vorbei. Bereits im vergangenen Jahr soll es Beschimpfungen gegeben haben.
„Oder ich fahr’ dich um“Ordner beim Martinszug in Brühl beschimpft – Absperrungen ignoriert

Das Fest der Hilfsbereitschaft und der Nächstenliebe - St. Martin in Brühl-Heide. Vereinzelte Autofahrer umfahren allerdings die Straßensperrungen. Polizei kam zu spät.
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Immer noch ist Andrea De Jong fassungslos, wenn sie daran denkt, was ihr und ihren Helfern am Montagabend beim Heidener Martinszug passiert ist. „Aus dem Weg oder ich fahr dich um“, wiederholt sie die Drohung, die sich Ordner auf der Bergstraße anhören mussten.
De Jong ist Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Brühl-Heide, die die Tradition des Martinszugs im Dorf hochhält. Die Ehrenamtler organisieren den Zug alleine, bis hin zum Sicherheitskonzept. Das sieht „unter anderem vor, dass sämtliche Zufahrtsstraße nach Brühl-Heide so abgesperrt werden, dass keine Fahrzeuge während des Umzugs in den Ort hinein- oder hinausfahren können“, erklärt sie. Dafür hätten Vereinsmitglieder zum Beispiel ihre Privatwagen als Straßensperren eingesetzt. So auch an der Bergstraße, wo eine Ehrenamtlerin neben ihrem Wohnmobil die Verkehrslage im Blick hielt und sich von der Autofahrerin anbrüllen lassen musste.
Eigentlich hätten unsere Ordner direkt Terroralarm auslösen müssen
„Anschließend hat die Autofahrerin Gas gegeben und hat mit hoher Geschwindigkeit das quer auf der Fahrbahn stehende Wohnmobil über den Bürgersteig umfahren“, berichtet De Jong. „Eigentlich hätten unsere Ordner direkt Terroralarm auslösen müssen“, resümiert die Dorfgemeinschaftsvorsitzende. Kein Mensch habe schließlich zu diesem Zeitpunkt dafür garantieren können, dass diese Autofahrerin nicht noch mehr Unheil anrichten würde.
Einige Helfer hätten sich die Autonummer aufgeschrieben. „Inzwischen haben wir Anzeige erstattet“, so De Jong. Es sei nicht der einzige Verkehrsteilnehmer gewesen, der die Straßensperre auf der Bergstraße ignoriert und über den Bürgersteig umfahren habe. An der Sperre der Freiheitsstraße sei es während des Umzugs dann zu weiteren sehr unschönen Szenen gekommen. Die Ehrenamtler wurden dort als Nazis und mit dem Hitlergruß beschimpft – nur weil sie, um den Martinszug zu sichern, die Straße sperrten und natürlich auch dort die Durchfahrt in den Ort verhindern versuchten. „Weil sich unsere Ehrenamtler derartig bedroht gefühlt haben, wählten sie den Notruf der Polizei“, schildert De Jong die Lage.
Kreis der Helfer wird durch solche Vorfälle immer kleiner
Leider sei die Polizei aber erst gekommen, als die Straßensperren längst aufgehoben und der Martinszug beendet waren. „Wir haben wirklich schon viel erlebt“, sagt De Jong. Bereits im vergangenen Jahr habe es Beschimpfungen gegeben. Immer schwerer sei es deswegen auch ehrenamtliche Helfer, etwa zur Absicherung des Martinszugs, aber auch des Karnevalszuges, zu finden. „Wir können doch eigentlich stolz auf unser lebendiges Dorf sein – in dem das Brauchtum wie Martin und auch Karneval noch einen festen Platz haben“, sagt sie und mahnt: „Solche Eskalationen sorgen aber auch immer dazu, dass der Kreis der Helfer kleiner wird.“
Das Sicherheitskonzept sei nicht die Idee der Dorfgemeinschaft. Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin der Polizei, dass ihnen aktuell noch keine Strafanzeige vorliege. „Aber wir gehen der Sache nach“, hieß es. Und sollte sich der mögliche Anfangsverdacht einer Straftat bestätigen, dann werde die Polizei auch ermitteln und dabei möglicherweise auch den Staatsschutz einschalten.

