Immer wieder gehen Personen in Seen schwimmen, obwohl dort Badeverbote ausgeschrieben sind. Ordnungsämter warnen vergeblich.
Ehemalige KohlegrubeErtrunkener aus dem Brühler Berggeistsee soll obduziert werden

Im Berggeistsee in Brühl auf der Kreisgrenze zu Bornheim ist am Sonntag ein 51-jähriger Mann gestorben.
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Nur das zusammengeknüllte und in einen Karton neben dem überfüllten Papierkorb gestopfte rot-weiße Flatterband der Polizei erinnert am Montagmorgen noch an den schrecklichen Unfall am Berggeistsee. Kurz vor 18 Uhr war am Sonntag der Mann, der seit den Mittagsstunden vermisst worden war, leblos im Wasser aufgefunden worden. Rettungskräfte fanden ihn in rund zehn Meter Tiefe unweit der Stelle, an der er aus bisher noch nicht geklärter Ursache untergegangen war.
Kollegen des aus Ostdeutschland stammenden Mannes hatten die Rettungskräfte alarmiert. Wenig später suchten 80 Einsatzkräfte nach dem Vermissten. Notfallseelsorger kümmerten sich um die Kollegen des Gesuchten, der nach Angaben der Polizei 51 Jahre alt ist. Er hatte beruflich im Rheinland zu tun. Die Kriminalpolizei Bonn hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Eine Obduktion wurde angeordnet. Sie könnte Aufschluss auf die Todesursache geben.
Badeverbot im Brühler Berggeistsee
Baden ist im Berggeistsee verboten. „Das Badeverbot gilt generell für alle Seen der Ville, mit Ausnahme der Seen mit Badestrand wie dem Bleibtreusee, Heider Bergsee, Liblarer See, Zieselsmaar und Otto-Maigler-See“, erklärte auf Anfrage Revierförster Uwe Fandler. Immer wieder stelle das Regionalforstamt auch entsprechende Schilder auf, die jedoch entweder beschädigt, zerstört oder auch gestohlen würden. Das Problem des „Wildbadens“ am Berggeistsee ist altbekannt. Immer wieder würden solche Fälle den Rathäusern in Brühl und Bornheim mitgeteilt, hieß es. Die mit Regenwasser und Grundwasser gefüllte ehemalige Kohlegrube Berggeist liegt zum größten Teil im Naturschutzgebiet, genau auf der Grenze des Rhein-Erft- und des Rhein-Sieg-Kreises.
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„Der See hat weder einen Zulauf noch einen Ablauf. Gefährlich sind in erster Linie die Kaltwasserzellen, die stellenweise unmittelbar unter der Wasseroberfläche liegen“, so ein Feuerwehrmann der Stadt Bornheim. Nur wenige Schritte sind es vom See bis zum Phantasialand. Mitunter nutzen Besucher des Phantasialands auch Seebesucher die Wanderparkplätze. Schon morgens ist dann kein freier Parkplatz mehr zu haben.
Ordnungsämter am Berggeistsee im Einsatz
Beide Kommunen wissen davon und kontrollieren an eigenen Angaben regelmäßig. „Zudem weisen die Mitarbeiter des Ordnungsamts Schwimmer auf das Badeverbot hin“, so ein Sprecher der Pressestelle der Stadt Bornheim. Auch am Sonntag soll die Coloniastraße regelrecht zugeparkt gewesen sein. „Abgeschleppt wurde aber kein Fahrzeug, das hätte uns weder mehr Platz verschafft, noch hätte es den Einsatz in irgendeiner Weise beschleunigt“, erklärte Bornheims Feuerwehrsprecher Ulrich Breuer.
Er betonte, dass die Rettungsboote ohnehin zum Wasser hätten getragen werden müssen, weil die Zuwege zum Wasser mit den Anhängern nicht so einfach zu befahren seien. Nach dem Rettungseinsatz hätte man jedoch die Mitarbeiter des Ordnungsamts gerufen, die Verwarnungen verteilt haben.
Immer wieder sterben Menschen im Berggeistsee in Brühl
Es ist nicht der erste Badeunfall im Berggeistsee: Im Juli 2009 war ein 72-jähriger Mann ertrunken. Eine Frau hat den leblos im Wasser treibenden Mann entdeckt. Zeugen haben ihn aus dem See gezogen und vergeblich versucht zu reanimieren. Im August 2003 war ein erst 17-jähriger Jugendlicher im See ertrunken. Er war mit Freunden im Bereich der Halbinsel schwimmen und untergegangen. An alle Badetoten erinnert ein Bildstock, der in den 1960er Jahren in Seenähe an den Stamm einer alten Robinie in etwa drei Metern Höhe montiert wurde.

Im April 2022 wurde das Kreuz zur Erinnerung an alle im See ertrunkenen Menschen nach der Restaurierung von Pfarrer Matthias Genster neu gesegnet.
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Schon zwei Jahre nach der Schließung der Grube Berggeist 1936 soll dort ein Junge in dem Gewässer ertrunken sein. Belegt ist, dass 1947 ein erst 20 Jahre alter Pater des damals nahe gelegenen Dominikanerklosters im See ertrunken ist. Wahrscheinlich war es sogar ein Mönch aus der Schreinerei des Klosters, der den Bildstock geschaffen und in der Nähe des Sees aufgehängt hatte. Nach fast 70 Jahren wurde der Bildstock 2022 auf Initiative von Walberberger Bürgern aufwendig restauriert. Bei der feierlichen Einsegnung im April 2022 dankte Pfarrer Mathias Genster den Initiatoren.
„Respekt, dass ihr diese Initiative ergriffen habt“, sagte er. Und mit Blick auf den Bildstock erklärte er: „Das Kreuz mahnt und erinnert.“ Es erinnere an die Ertrunkenen im See und daran, dass die Freude am Leben nicht immer gut ausgeht und es mahne und rufe dazu auf, stets mit Bedacht und Vernunft unterwegs zu sein.
Zahl der Badetoten angestiegen
411 Menschen sind deutschlandweit bei Badeunfällen 2024 gestorben, berichtet die Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit Sitz in Bad Nenndorf (Kreis Schaumburg) – das sind 112 mehr als 2021. Generell ist die Zahl der Ertrunkenen in den vergangenen Jahren in der Bundesrepublik deutlich gestiegen. Noch ist unklar, ob es in diesem Jahr einen erneuten Anstieg gibt. Allein am Wochenende 21./22. Juni registrierte die DLRG bundesweit mindestens 15 Badetote – so viele wie an keinem anderen Wochenende in diesem Jahr. (jtü)
Badeverbot auch im Pulheimer See
Lebensgefahr: Steil abfallende Ufer, eine Tiefe von bis zu 30 Metern, extrem unterschiedliche Wassertemperaturen: Das Baden und Schwimmen im Pulheimer See kann unter den derzeitigen Bedingungen lebensgefährlich sein. Deshalb weist die Stadt in einer Mitteilung ausdrücklich auf das weiterhin bestehende Badeverbot hin – „auch wenn die sommerlichen Temperaturen noch so verlockend für einen Sprung ins kühle Nass sind“. Um zukünftig den Pulheimer See zugänglich zu machen und schließlich auch das Baden zu ermöglichen, muss der bestehende Bebauungsplan verändert werden. Als „Startschuss“ ist dafür ein entsprechender Aufstellungsbeschluss notwendig. Den soll der Planungsausschuss in seiner öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 2. Juli, fassen. Ziel ist es demnach, die Freizeit- und Naherholungsnutzungen am Pulheimer See zu ermöglichen. (jtü)