Mit neuen Abgasreinigungsanlagen soll auch die Geruchsbelästigung in umliegenden Orten deutlich verringert werden.
Gute GeschäfteEisenwerk Brühl steckt trotz Zollstreits 47 Millionen Euro in moderne Technik

Das Brühler Eisenwerk investiert viele Millionen Euro in den Immissionsschutz. Dafür ist ein neuer Schornstein gebaut worden.
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Die ersten Ergebnisse der jüngsten Arbeiten an einer besseren Abgasreinigung sind weithin sichtbar. 52 Meter hoch ragt ein neuer, weißer Schornstein an der Kölnstraße, gleich gegenüber der Betriebshallen des Brühler Eisenwerks in den Himmel. Der Hersteller von Motorenblöcken für den Bau von Autos und leichten Nutzfahrzeugen hat ein umfangreiches Programm gestartet, um den gesetzlichen Bestimmungen gerecht zu werden und auch die Geruchsbelästigung in der Umgebung zu minimieren.
Wo bis vor kurzem noch Autos von Mitarbeitern geparkt wurden, entsteht eine neue Abluftreinigungsanlage, zu der auch der Schornstein gehört. Abgase werden künftig vom Werk per Rohrleitung über eine Brücke auf die andere Straßenseite geleitet, wo sie in einer leistungsstarken Entstaubungsanlage landen. 175.000 Kubikmeter Abluft können pro Stunde gereinigt und in eine angeschlossene sogenannte Aufkonzentrationsanlage mit thermischer Nachverbrennung weitergeleitet werden.
Brühl: Neue Anlage des Eisenwerks soll im Sommer gestartet werden
In den Betriebsferien im Sommer soll die Anlage gestartet werden. „Das Investitionsvolumen beträgt zwölf Millionen Euro“, erklärt Matthias Pampus-Meder, der der Geschäftsführung des rund 1500 Mitarbeiter zählenden Eisenwerks angehört.
Bei der verwendeten Technologie handele es sich um ein im Gießereibereich bislang nicht eingesetztes hochmodernes Verfahren, betont er den innovativen Charakter der Anlage. Damit trage man den Anforderungen des Immissionsschutzes und des Klimaschutzes optimal Rechnung. „Leider spart man in Summe damit keine Energie, aber wir können die Emissionen unter die vorgegebenen Grenzwerte bringen und den dafür sonst benötigten CO2-Ausstoss erheblich reduzieren“, sagt er.
Einen weiteren Schritt will das Eisenwerk unmittelbar nach Inbetriebnahme der Anlage in Angriff nehmen. Noch im Sommer beginnt auf der anderen Werksseite, an der Bergerstraße, der Bau einer zweiten, noch größeren Abluftreinigungsanlage. Diese soll 2027 in Betrieb gehen und 35 Millionen Euro kosten.
Sie ist dank ihrer Leistungsstärke in der Lage, die komplette Abluft aus dem Bereich der großen Formanlage, in der die Motorblöcke gegossen werden, sowie deren Peripherie zu reinigen. „In Summe wird sich dies deutlich positiv auf die Geruchssituation auswirken“, ist Pampus-Meder überzeugt. Alle Arbeiten fänden in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln statt.
Trotz der Bauvorhaben bangen die Verantwortlichen des größten Arbeitgebers der Stadt Brühl um den Fortbestand des Werks. Die verschärfte europäische Umweltgesetzgebung könne im Extremfall zur Schließung führen, hieß es unlängst. Pampus-Meder beklagt Fehler in den Vorgaben aus Brüssel. Denn dort werde von technischen Möglichkeiten zur Einhaltung der geforderten Grenzwerte ausgegangen, die nur bei kleinen Abluftmengen funktioniere.

Matthias Pampus-Meder, Geschäftsführer des Brühler Eisenwerks
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Beim Abgasvolumen des Eisenwerks hingegen müsse eine enorme Menge Erdgas eingesetzt werden, um die Abgase so zu erhitzen, dass die Schadstoffbelastung wie gefordert sinkt. Dafür ist eine Nachverbrennung bei Temperaturen von 850 Grad Celsius erforderlich. „Das wäre technisch und wirtschaftlich kaum darstellbar und wenn doch für die Klimabilanz verheerend“, erklärt Pampus-Meder, der eine Ausnahmegenehmigung durch nationale Behörden fordert.
Die derzeitige Geschäftslage sieht er positiv. „Entgegen des negativen Trends in der Automobilindustrie war das Jahr 2024 für das Eisenwerk Brühl zufriedenstellend bis gut.“ Auch derzeit sei die Auslastung auf einem stabilen Niveau. „Natürlich bewegen uns die Entwicklungen bei Ford in Köln und die möglichen Einflüsse durch die amerikanische Zoll-Politik. „Bislang müssen wir jedoch nur geringfügige Reduzierungen der Absatzmengen nach Amerika verzeichnen“, erklärt der Manager. So seien bei einer Absatzmenge von rund 250.000 Stück für April knapp 10.000 Teile für Mexiko reduziert worden.
Initiative „Uns stinkt’s“ kritisiert Zeitpunkt der Maßnahmen
Hans-Hermann Hürth, Vorsitzender der Ortsgemeinschaft Brühl-Ost, freut sich, dass sich beim Eisenwerk etwas in Sachen Immissionsschutz tut. „Keine Frage, das ist positiv. Die technischen Möglichkeiten sollten ausgeschöpft werden“, sagt er.
Willi Koch von der Initiative „Uns stinkt’s“, die sich gegen Geruchsbelästigungen und Umweltbeeinträchtigungen engagiert, sieht es kritischer. „Nach unserem Kenntnisstand wird sich die Situation erst 2027 wirklich verbessern. So lange müssen wir durchhalten. Die Maßnahmen hätte das Werk deutlich früher ergreifen müssen. Es geht schließlich nicht nur um Arbeitsplätze, sondern auch Menschen.“