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Ungewöhnlicher FundBrühlerin stieß auf große Pilze, die nach Kalbfleisch schmecken

4 min
Zu sehen ist Martina Böpple, die große Pilze in ihren Händen hält.

Martina Böpple hat Riesenschirmpilze im Wald gefunden.

Martina Böpple geht regelmäßig im Villewald auf die Suche und fand nun einige besondere Exemplare.

Manchmal sind es nur wenige Schritte die Martina Böpple (63) an den Bäumen entlang gehen muss, um die Schätze des Waldes zu erspähen – die Pilze. Wie im Schlaraffenland sprießen sie zurzeit auch in der Ville aus dem Boden. „Die Vielfalt ist riesengroß“, sagt Böpple und ergänzt: „Doch hütet Euch vor dem, was Ihr nicht kennt.“

Immer wieder fährt ihr der Schreck in die Knochen, wenn sie in den Nachrichten von Menschen hört, die an einer Pilzvergiftung erkranken oder sogar gestorben sind. „Es ist einfach unverantwortlich, Pilze zu ernten, die man nicht kennt“, sagt sie. Es sei ihr auch unmöglich nachzuvollziehen, warum sich Menschen einer solchen Gefahr aussetzen: „Das ist genauso wie das Schwimmen im Rhein – trotz Warnungen passieren auch dabei jedes Jahr wieder Unglücke.“

Fachleute warnen davor, sich auf Handy-Apps zu verlassen

Genauso sei das mit den Pilzen. Fachleute warnen unter anderem davor, sich bei der Bestimmung von Pilzen auf Handy-Apps zu verlassen. „Das ist nicht sicher“, heißt es. Und auch Martina Böpple würde sich nie auf eine App verlassen. Für sie gibt es auch kein „vielleicht“ oder „könnte sein“.

„Was ich nicht hundertprozentig selber kenne, bleibt im Wald“, betont sie. Pilze sammelt sie aber schon seit vielen Jahren. „Wenn ich mit meinem Hund im Herbst durch die Wälder streife, macht das Sammeln von Pilzen einfach Freude“, sagt sie.

Schon vor vielen Jahren habe sie im Urlaub begonnen Pilze zu sammeln. Damals fand sie Pfifferlinge im Wald, der Beginn eines tollen Hobbys. „Das war ein richtiges Schlüsselerlebnis“, erzählt sie weiter. Die Pfifferlinge hätten vorzüglich geschmeckt. „Es ist ein ganz anderer Genuss, die Pilze aus unseren Wäldern zu essen als die aus dem Supermarkt.“ Sie selber kenne nur ein paar Sorten. „Aber dabei bin ich mir ganz sicher“, erklärt sie.

Ihr Wissen habe sie sich aus vielen Fachbüchern angelesen. „Ich habe auch mehrere Exkursionen mitgemacht und bin mit Fachleuten auf Pilzsuche gewesen.“ Mit ihrer Leidenschaft angesteckt hat sie auch schon ihre Tochter und ihr Enkelkind. Gerne sind sie bei der Suche dabei, noch lieber bei der Zubereitung und beim anschließenden Genuss – so wie vor ein paar Tagen. „Vielleicht finden wir ja ein paar leckere Pilze“, dachte Böpple, bevor sie ihren Hund an die Leine nahm und mit ihrer Tochter in den Villewald in Brühl-Badorf stiefelte.

Zu sehen ist die neunjährige Nephele, die Pilze hält.

Ziemlich toll findet auch Nephele (9) das Hobby ihrer Oma.

Mit reicher Beute hatten sie gar nicht gerechnet. Und zunächst habe sie die Pilze auch nicht gesehen. Vielmehr sei es ihre Tochter gewesen, die die Delikatessen entdeckte: Riesenschirmpilze. Mit ihrer Farbe schienen sie farblich mit den trockenen Blättern, die den Waldboden bedeckten, regelrecht zu verschmelzen. Tatsächlich gibt es Exemplare, die so schrill leuchten, dass sie alleine aufgrund ihrer Farbkompositionen einfach nicht zu übersehen sind.

Andere seien hingegen wie Chamäleons – sie passen sich ihrer Umgebung an. So wie der Riesenschirmpilz. „Wir haben dann einige der Pilze an diesem Platz geerntet“, berichtet Böpple. Und in freudiger Erwartung auf ein schlichtes aber köstliches Abendessen, seien sie direkt nach Hause geeilt. „Am besten schmecken junge Riesenschirmpilze“, erklärt Böpple. Ganz wichtig sei, dass der Schirm noch fest sei. „Er darf dem Druck mit dem Fingern nicht nachgeben“, erklärt sie. Alles andere gehöre dem Wald und seinen Bewohnern.

Pilze wie ein Schnitzel paniert und gebraten

Doch die gefundenen Riesenschirmpilze eben nicht. Die kamen in den Korb. Zu Hause habe sie die Stiele abgeschnitten und zur Pilzbürste gegriffen. Der Schirm wurde anschließend durchgeschnitten, gewürzt und wie ein Schnitzel in Ei gewälzt, paniert sowie anschließend knusprig braun von beiden Seiten gebrutzelt.

„Der Riesenschirmpilz schmeckt ein bisschen nach Wald, nussig, und er erinnert in seinem Aroma an Kalbfleisch“, erklärt die Fachfrau. „Es hat sehr gut geschmeckt“, kommentieren auch ihre Tochter und Enkelkind Nephele (9). Beide vertrauen der Oma mit ihrem Gespür und ihrem Wissen und rufen sie auch an, wenn sie mal alleine im Villewald unterwegs sind und zufällig auf Pilze stoßen.


Rufnummern für den Notfall

Die Giftnotrufzentrale der Uniklinik Bonn ist unter 0228/19240 rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zu erreichen. Dort sitzen Experten, die Fragen zum Thema Vergiftung (auch Vergiftungen durch Pilze) beantworten. Bei einer akuten Vergiftung ist es allerdings ratsam, zuerst den Rettungsdienst unter 112 zu wählen und sich dann an die Giftnotrufzentrale zu wenden.

Die Pilzgiftzentrale in Erfurt ist das gemeinsame Giftinformationszentrum (GGIZ), das unter 0361/730730 erreichbar ist und ebenfalls rund um die Uhr Notrufe entgegennimmt. Auf der Homepage gibt die Zentrale bekannt, dass es in diesem Jahr aufgrund des feuchten Wetters und dem daraus resultierenden erhöhten Pilzwachstum bislang auch eine erhöhte Anzahl an Anfragen gegeben habe. (mkl)