Vor 300 Jahren legte Kurfürst Clemens August den Grundstein zur Errichtung von Schloss Augustusburg. Heute zählt der Bau zum Unesco-Welterbe.
Schloss AugustusburgWeltkulturerbe lockt mit Rundgängen und Open-Air-Picknick nach Brühl

Der Grundstein zum Bau von Schloss Augustusburg wurde vor 300 Jahren gelegt. Über die Erbauer informiert ein besonderer Rundgang.
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Für den Kölner Kurfürsten und Erzbischof Clemens August von Bayern war der 8. Juli 1725 ein feierlicher Tag. Die Junggesellen der Stadt standen Spalier, als der Regent in Brühl zur Grundsteinlegung seines sommerlichen Lust- und Jagdschlosses Augustusburg schritt.
Für Handwerker, Architekten, Künstler und Gartenbauer aus vielen Ländern war dieser Tag der Startschuss für ein gewaltiges Bauprojekt. An der Stelle der 36 Jahre zuvor von französischen Truppen gesprengten Wasserburg schufen sie in mehr als vier Jahrzehnten mit ihren Ideen, ihrer Kraft und ihrem Können einen Prachtbau, ein herausragendes europäisches Gesamtkunstwerk, das heute zu den Unesco-Welterbestätten gehört.
An elf Stationen im Schloss wird die bewegte Baugeschichte greifbar
Das Wirken, die Techniken und das Zusammenspiel dieser Fachleute erfahren anlässlich des 300. Jahrestags der Grundsteinlegung besondere Würdigung. Ein neu konzipierter Rundgang, ein großer Aktionstag, ein „rokoköses“ Picknick, ein Informationstag zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Schlosspark und eine Fachtagung eröffnen Einblicke und stellen das Schloss Augustusburg, benannt nach dem zweiten Vornamen des Bauherren, in vielfältiger Weise vor.
„Es ist ein bunter Strauß von Veranstaltungen, mit denen wir hoffentlich viele Menschen erreichen“, erklärte Regina Junga, die seit rund fünf Jahren als Dienststellenleiterin die Geschicke der Brühler Schlösser lenkt.

Das prachtvolle Treppenhaus entstand nach den Plänen von Balthasar Neumann.
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Den Auftakt macht am Freitag, 18. April, die Sonderpräsentation „Über Stuck & Stein – 11 Objekte erzählen“. An elf Stationen im Schloss wird bis Ende November die bewegte Baugeschichte greifbar. Zu sehen sind bislang selten gezeigte Gemälde, Zeichnungen und Radierungen sowie Objekte und Modelle aus dem Depot, die entlang der regulären Besucherroute in den historischen Räumen präsentiert werden.
Dazu zählen etwa Tonmodelle, die als Entwurf für die deutlich größeren steinernen Giebelskulpturen dienten, eine Zeichnung für die Gestaltung eines Deckenfreskos im Gardensaal oder ein Plan für die Anlage des Gartens.
„Von der Planung durch den Architekten Johann Conrad Schlaun über die Umgestaltung durch François de Cuvilliés bis hin zum Prunktreppenhaus nach Plänen von Balthasar Neumann – die Geschichte des Schlosses ist geprägt von damals innovativer Architektur, internationalem Austausch und jahrzehntelanger Bautätigkeit“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Xenia Schürmann.
Der Aktionstag am Sonntag, 13. Juli, schlägt unter dem Titel „Über Lack und Leim“ die Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart. Unter Beteiligung von Kölner Dombauhütte, Deutscher Stiftung Denkmalschutz, Akademie des Handwerks, Freundeskreis Brühler Schlösser und Gärten und Stuckateurinnung Köln wird gezeigt, wie man früher gebaut hat und wie sich das Handwerk seither entwickelt hat. „Vielleicht können Besucher dann auch mal selbst den Hammer in die Hand nehmen“, sagt Junga. In Workshops kann das Wissen über alte Techniken und Kunsthandwerk vertieft werden. Anmeldungen sind online möglich.

Zu den Exponaten zählt auch der Plan für die Anlage des Gartens.
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Am Abend schließt sich dann ein großes Picknick an einer Open-Air-Tafel an (Tickets gibt es im Internet). Am Samstag, 27. September, werden die Auswirkungen des Klimawandels auf den Schlosspark und Anpassungsstrategien im Rahmen eines weiteren Aktionstags vorgestellt. Am 21. und 22. November folgt dann eine Fachtagung zum Schlossbau im Dorothea-Tanning-Saal des benachbarten Max-Ernst-Museums. Programm und Anmeldemodalitäten sind ebenfalls online hinterlegt.
„Das Jahr bietet einige Bonbons“, ist Christiane Winkler, Leiterin PR und Marketing in der Schlösserverwaltung, überzeugt. Dazu gehören erneut auch Themenführungen und die neue Möglichkeit, sonntags losgelöst von Rundgängen das Schloss zu erkunden. Damit trage man dem besonderen Andrang am Sonntag Rechnung, erklärt Junga, die nebenbei einen Bestwert verkünden konnte: im vergangenen Jahr besuchten mehr als 100.000 Gäste die Prachtbauten – mehr als die Hälfte kamen aus dem Ausland. Weitere Informationen gibt es online, unter 02232/44000 oder per E-Mail.