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Jubiläum in ErftstadtBäckerei Horst in Bliesheim feiert 100-Jähriges

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Zu sehen ist eine Bäckerei von außen.

Die Bäckerei Horst an der Frankenstraße in Bliesheim lockt mit Köstlichkeiten, wie es sie so kaum ein zweites Mal in Erftstadt gibt.

Der Großvater von Matthias Horst hat die Bäckerei am 17. September 1925 mit seiner Frau Katharina an der Frankenstraße in Bliesheim eröffnet.

„Es ist die beste Bäckerei im ganzen Landkreis“, sagt Roland Kraska. So oft wie möglich kommt er aus Liblar mit dem Fahrrad nach Erftstadt-Bliesheim, um eines der Brote aus der Backstube von Matthias Horst zu kaufen. Und so wie Roland Kraska denken viele Menschen in Bliesheim und Umgebung.

Mein Großvater hat diese Bäckerei vor 100 Jahren, am 17. September 1925, zusammen mit seiner Frau Katharina hier auf der Frankenstraße eröffnet
Matthias Horst

Entsprechend groß war jetzt auch die Schar der Gratulanten, die Matthias Horst und seiner Frau Michaela zum 100. Geburtstag ihrer Bäckerei gratulierten. Und Horst wurde nicht müde, den Besuchern zu erzählen: „Mein Großvater hat diese Bäckerei vor 100 Jahren, am 17. September 1925, zusammen mit seiner Frau Katharina hier auf der Frankenstraße eröffnet.“

Zu sehen ist die Schwarz-Weiß-Aufnahme einer Bäckerei.

Im Laufe der vergangenen 100 Jahre gingen unzählige Torten, Brötchen und Brote über die Verkaufstheke. (Repro)

Geschichte der Bäckerei Horst beginnt unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg

Zum Jubiläum hat Horst viele Torten gebacken, und seine Frau hat etliche alte Fotografien im Schaufenster auf einer Stellwand befestigt. Überdimensional groß waren auch die Ziffern der goldenen 100, die mit Gas gefüllt unter der Ladendecke schwebte. Die Geschichte der Bäckerei beginnt aber eigentlich schon einige Jahre früher - unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, als Peter Horst aus Rösberg im Vorgebirge nach Bliesheim kam, um in der Mühle zu arbeiten.

Dort fand er auch sein Glück. Denn schnell funkte es zwischen ihm und der Tochter des Müllers – Katharina Hommelsheim. Die beiden heirateten und stellten sich mit ihrer Bäckerei in der Frankenstraße schnell auf eigene Beine. Und genau dort steht die Bäckerei noch heute.

Zu sehen ist eine transparente

Eine Auszeichnung zum Jubiläum.

Fast scheint es, als tickten hinter der Ladentüre sogar die Uhren ein bisschen langsamer. Das hohe, schwungvoll gebogene Schaufenster, aber auch die schönen Fliesen auf dem Boden erinnern tatsächlich an längst vergangene Zeiten. Die alten geschnitzten Holzformen für das Weihnachtsgebäck, die an den Wänden im Verkaufsraum hängen, scheinen, als seien sie schon vor 100 Jahren im Einsatz gewesen.

Zu sehen ist der Verkaufsraum mit Theke eine Bäckerei.

Vor 100 Jahren wurde die Bäckerei in Bliesheim eröffnet. Heute kommen die Kunden von nah und fern, um bei Familie Horst Brot zu kaufen.

Die Backstube hinter dem Verkaufsraum könnte von ihrer Ausstattung allerdings moderner kaum sein. Der Tag beginnt früh für die Eheleute – sehr früh. Um wochentags um 5.30 Uhr das Geschäft öffnen zu können, muss der Bäckermeister schon kurz nach Mitternacht die Öfen anheizen. Samstags gehen die Eingangstüren der Bäckerei sogar schon um 4.30 Uhr auf. Meistens duftet dann die ganze Frankenstraße wie eine Backstube. Und wenn der frische Duft der gebackenen Brote und Brötchen durch die Straßen im Ort zieht, dann können sich Michaela und Matthias Horst sicher sein, dass die Kunden nicht lange auf sich warten lassen.

Bliesheim: Jakob, der Papagei, soll im Schaufenster auf einer Stange gesessen haben

Vom Hörensagen wissen auch heute noch einige Bliesheimer von Jakob, dem Papagei, der früher im Schaufenster auf einer Stange gesessen haben soll. Der konnte sprechen und soll jeden Kunden mit der Frage gefragt haben: „Hast du auch bezahlt.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Bäckerei Horst nicht nur gebacken. „Hier wurde auch Eis selber hergestellt“, berichtet Michaela Horst. Sie steht heute oft im Verkaufsraum, wenn ihr Mann hinten in der Backstube arbeitet. Dort verbindet er alte Tradition mit modernen und neuen Backtrends. Das Bauernbrot zum Beispiel bereitet er nach alter Tradition.

Zu sehen ist eine Torte mit Beeren und Schokolade.

Die legendäre Aida-Torte.

„Wir arbeiten auch ausschließlich mit naturbelassenen Rohstoffen“, erklärt der Bäckermeister. Dann zählt er auf: Man nehme Getreide beziehungsweise Mehl, Salz, Zucker, Wasser sowie Hefe oder Sauerteig und ganz viel Ruhe, Zeit und Liebe. Je länger der Teig ruhen dürfe, desto besser entwickeln sich auch die Aromen. „Unser Bauernbrot hat so auch schon mein Opa gebacken, das Rezept hat er selber entwickelt“, berichtet Matthias Horst. Eine lange Tradition haben auch die Herren- und die Aida-Torte, die sein Vater kreiert und schon genau so gebacken und verziert hat, wie Matthias Horst das heute macht.

Sein Vater Fritz Horst hat die Bäckerei 1953 übernommen und sie zusammen mit seiner Frau Anna weitergeführt. Als er viel zu früh im Jahre 1994 starb, hatte Matthias Horst bereits den Gesellenbrief in der Tasche. „Den Meister hat mein Mann an der Abendschule der Handwerkskammer in Köln neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit in der Backstube absolviert“, berichtet Michaela Horst. Als sie 2012 den Bäckermeister aus Bliesheim heiratete, wusste sie von Anfang an, dass er nur mit der Bäckerei zu haben war.

Seitdem sind sie ein Team, das gemeinsam den Betrieb in ihrer kleinen Bäckerei aufrecht hält – und sich mit ganz viel Fleiß und Können und mit besten handgemachten Produkten gegen die großen Bäckereien und Brotfabriken erfolgreich behauptet.