ADFC-Chef Fell kritisiert, dass die Stadt nach dem Unfall mit zwei Toten Anfang Juni zu wenig getan habe, um die Sicherheit zu erhöhen. Die Verwaltung weist den Vorwurf zurück.
„Noch nichts passiert“Fahrradclub fordert Sofortmaßnahmen nach tödlichem Unfall in Hürth

Ein neuer Auslegermast soll die Ampel an der Unfallkreuzung Frechener Straße/Theresienhöhe übersichtlicher machen.
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Der Fahrradclub ADFC fordert Bürgermeister Dirk Breuer in einem Schreiben auf, mehr für die Sicherheit entlang der Frechener Straße zu unternehmen. „Nach dem schrecklichen Unfall am 4. Juni mit zwei getöteten Menschen ist noch nichts passiert, was den Autoverkehr verlangsamen und die Aufmerksamkeit der Autofahrenden erhöhen würde“, so Axel Fell, Vorsitzender des ADFC Rhein-Erft. Die Stadt weist den Vorwurf zurück.
Ein 20-Jähriger soll mit seinem BMW laut Zeugen bei Rot und mit hohem Tempo in eine Schülergruppe gefahren sein, die die Frechener Straße an der Ampel überquerte. Eine zehnjährige Schülerin und ein Begleiter (25) starben im Krankenhaus. Der Unfall löste große Betroffenheit aus. Hunderte Menschen forderten in einer Petition und bei einem Schweigegang Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit.
Hürther Stadtverwaltung ließ das Verkehrsaufkommen messen
Dass die Stadt nach dem Unfall das Verkehrsaufkommen und die Geschwindigkeit auf der Frechener Straße gemessen habe, bezeichnet der ADFC-Vorsitzende jetzt als „Alibi“. Fell: „In Hürth gibt es kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit.“ Hürth sei seit 2016 Spitzenreiter der polizeilichen Unfallstatistik im Rhein-Erft-Kreis, was Verunglückte bei Unfällen anbelangt, die meisten Unfälle ereigneten sich aufgrund unangepasster Geschwindigkeit und falschen Fahrverhaltens.
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Der ADFC fordert die Stadt auf, unmittelbar an den Unfallstellen auf der Frechener Straße die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde zu reduzieren. Außerdem sollten gefährliche Stellen und Querungen für Fußgänger und Radfahrer mit Warnschildern versehen werden. Weiterhin fordert der ADFC bauliche Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung. Auch ein Rotlichtblitzer steht auf der Forderungsliste.
ADFC fordert die Stadt Hürth zum schnellen Handeln auf
„Diese Sofortmaßnahmen würden die Sicherheit an der Unfallstelle aus unserer Sicht unmittelbar erhöhen, sie können und müssen von der Stadt Hürth als zuständiger Straßenverkehrsbehörde angeordnet werden“, meint Fell.
Ein Sprecher der Stadtverwaltung widersprach der Ansicht des ADFC, bei der Erfassung der Verkehrsströme und Geschwindigkeiten durch Zählgeräte und eine Kamera habe es sich um „Alibimaßnahmen“ gehandelt. Vielmehr seien die Daten objektive Grundlage, um Schwachstellen zu erkennen und „geeignete, rechtssichere Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu entwickeln“. Dabei arbeite die Stadt mit den zuständigen Fachbehörden zusammen. Auch die Forderungen des ADFC würden geprüft.
„Das Vorgehen erfolgt bewusst nicht aktionistisch, sondern mit der notwendigen Sorgfalt“, so der Verwaltungssprecher, der festhält, dass der tragische Unfall auf „individuelles Fehlverhalten“ zurückzuführen sei. Bereits umgesetzt sei die Versetzung eines Tempo-70-Schilds an eine bessere sichtbare Stelle am Fahrbahnrand, außerdem werde an der Kreuzung zur besseren Sichtbarkeit ein neuer Ampelmast mit längerem Ausleger installiert.