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Haftbefehl erlassenBruder soll Syrer in Kerpener Flüchtlingsunterkunft getötet haben

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Flüchtlingsunterkunft in Kerpen.

In der Unterkunft in Kerpen an der Bruchhöhe wurde der 29 Jahre alte Syrer getötet.

Der Bruder soll aus Magdeburg angereist sein. Er bestreitet die Tat.

Die Ermittler der Mordkommission Köln haben einen 26-jährigen Mann festgenommen, der unter Verdacht steht, am vergangenen Wochenende einen 29 Jahre alten Syrer in der Flüchtlingsunterkunft in Kerpen-Sindorf (Bruchhöhe) getötet zu haben. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um den Bruder des Opfers, so die Staatsanwaltschaft Köln.

Laut Mitteilung soll der Tatverdächtige in der Nacht auf Dienstag (15. April) gegen 0.30 Uhr in der Flüchtlingsunterkunft in Kerpen-Sindorf von Beamten der Mordkommission festgenommen worden sein. Offenbar wussten die Ermittler recht schnell, nach wem sie suchen mussten.

Kerpen: Sicherheitsdienst hatte Opfer gefunden

Wie die Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mitteilten, soll es zwischen den Brüdern in der Nacht auf Samstag (12. April) zum Streit gekommen sein. Das Opfer war jedoch erst am Sonntag in den Morgenstunden vom Sicherheitsdienst in seinem Wohncontainer entdeckt worden. Er soll im Bereich des Betts blutüberströmt gelegen haben. Am Hals wurden Schnittverletzungen festgestellt. Offenbar wurde ihm die Kehle durchgeschnitten. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. 

Zum Hintergrund machten die Polizei und Staatsanwaltschaft noch keine Angaben. In seiner Vernehmung bestritt der Festgenommene jede Tatbeteiligung. Der 26-Jährige lässt sich anwaltlich vertreten. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde am Mittwoch (16. April) vom zuständigen Richter Haftbefehl wegen des Verdachts des Totschlags erlassen. Der 26-Jährige habe anders als das Opfer nicht in der Unterkunft gewohnt, sondern sei in Magdeburg gemeldet, sagte ein Sprecher der Polizei Köln.

Wie weiter mitgeteilt wird, hatte der Bruder die Unterkunft in Kerpen am Dienstag, also mehrere Tage nach der Tat, nochmals aufgesucht. Was er dort wollte, ist unklar. Fest steht, dass der Sicherheitsdienst umgehend die Polizei darüber informierte und die Beamten den 26-jährigen Syrer festnehmen konnten. „Die Ermittlungen zur Motivlage dauern derweil noch an“, so ein Sprecher der Polizei. 

Als erste Kerpener Politikerin hat sich die Grünen-Vorsitzende Annika Effertz zum Tod des 29-jährigen Syrers im Namen ihrer Partei und Fraktion geäußert. Die Nachricht über den gewaltsamen Tod eines aus Syrien geflüchteten Mannes habe sie zutiefst entsetzt: „Unser ganzes Mitgefühl gilt der Familie und den Freunden des Opfers. Solche Gewalttaten sind inakzeptabel und schockieren uns alle.“

Wir müssen alles daran setzen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen
Annika Effertz

Es sei bisher nicht möglich zu beurteilen, ob es ein strukturelles Problem gibt durch die psychische Belastung, denen Geflüchtete in einer solchen Einrichtung ausgesetzt sind und ob die Tat durch organisatorische Maßnahmen hätte verhindert werden können. Grundsätzlich aber gelte, dass das Zusammenleben von vielen Geflüchteten unterschiedlicher Herkunft auf engsten Raum in den Containersiedlungen die Integration nicht fördere und Konflikte jeder Art provoziere.

Eine schrittweise  dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge wäre wünschenswert, sagt Effertz, die bei der Kommunalwahl im September als Bürgermeisterkandidatin antritt. Und weiter: „Wir müssen alles daran setzen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen. Dies erfordert eine umfassende Aufklärung des Vorfalls durch die zuständigen Behörden, sowie einen gesellschaftlichen Zusammenhalt zur Betreuung der durch die Tat zusätzlich traumatisierten Menschen im Umfeld der Tat.“