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Unabhängiger BürgermeisterkandidatPatrick Gartmann: „Pulheim hat so viel Potenzial“

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Ein Mann steht steht auf einem Platz, er lächelt, im Hintergrund die Abtei Brauweiler.

Der Geyener Patrick Gartmann tritt als unabhängiger Bürgermeisterkandidat an.

Patrick Gartmann tritt als unabhängiger Bürgermeisterkandidat an. Er hat kein Parteibuch und bezeichnet sich als politisch neutral. 

Herr Gartmann, Sie möchten Bürgermeister von Pulheim werden. Was motiviert Sie?

Patrick Gartmann: In meiner ehrenamtlichen Arbeit, ob im Förderverein von Kita und Schule oder seit 13 Jahren als Vorsitzender von Germania Geyen, habe ich oft erlebt, wie schwer es ist, in Pulheim etwas zu bewegen. Gute Ideen stoßen oft auf lange Wege, wenig Rückmeldung – und wer gestalten will, wird häufig ausgebremst. Pulheim hatte 15 Jahre lang Zeit – doch viele sagen mir: Es bewegt sich zu wenig. Das werde ich ändern. Mit Mut, Beteiligung und einem Rathaus, das mitzieht statt zu bremsen. Pulheim hat so viel Potenzial. Es wird Zeit, dass wir es gemeinsam in echte Bewegung bringen.

Warum braucht es einen Wechsel an der Verwaltungsspitze?

Nach 15 Jahren stocken noch immer viele Projekte – es fehlt an Führung, Mut und dem Willen, Dinge wirklich anzupacken. Statt neue Wege zu gehen, bleibt vieles liegen – bei Stadtentwicklung, Kitas oder Schulen. Parteipolitik blockiert den Fortschritt. Ich stehe für neue Wege – ohne parteipolitische Scheuklappen. Ich will den Schalter umlegen, zuhören, gestalten und Brücken bauen – für Lösungen, die Pulheim voranbringen.

Welche Ihrer Fähigkeiten werden Sie nutzen, um die Stadtverwaltung mit 824 Beschäftigten zu führen?

Seit vielen Jahren führe ich Teams, verantworte Budgets und begleite Veränderungen in mittelständischen Unternehmen. Ziele setzen, Menschen einbinden und Verantwortung übertragen – das ist für mich der Schlüssel, um gemeinsam etwas zu bewegen.

Mich motiviert es, wenn ein Team gemeinsam etwas schafft – genau das werde ich auch im Rathaus stärken. Viele Mitarbeitende bringen sich mit großem Engagement ein. Sie brauchen gute Bedingungen, Vertrauen und Freiraum für ihre Stärken. Raus aus dem Klein-Klein – hin zu einer Verwaltung, die wieder für die Menschen da ist. Mit Lust auf Umsetzung statt Angst vor Fehlern.

Es ist ein zentrales Thema, da Wohnraum in Pulheim begehrt, aber auch knapp und teuer ist: Wie möchten Sie bezahlbare, auch öffentlich geförderte Wohnungen schaffen?

Der Wohnungsmarkt in Pulheim ist angespannt – und der Bestand an geförderten Wohnungen ist deutlich zurückgegangen. Vieles wurde einfach laufen gelassen. Bezahlbarer Wohnraum darf kein Zufallsprodukt sein. Mit mir wird die Stadt mehr Verantwortung übernehmen – und aktiv auf Investoren zugehen, statt abzuwarten und darauf zu hoffen, dass sich jemand meldet.

Des Weiteren plane ich die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft nach dem Vorbild der kommunalen Wohnungsgesellschaft Erftland. So kann die Stadt selbst Wohnraum schaffen und dauerhaft sichern. Ergänzend setze ich auf die Zusammenarbeit mit Wohnungsgenossenschaften, privaten Anbietern und die gezielte Nutzung von Förderprogrammen.

In der Stadt mangelt es an stationären Pflegeplätzen, an Plätzen in der Tages- und der Kurzzeitpflege. Die Stadt kann sie nicht schaffen, aber sie kann entsprechende Institutionen ansiedeln oder Ansiedlungen unterstützten. Steht das Thema „Wohnen im Alter“ auf Ihrer Agenda und wie wollen Sie es angehen?

Wohnen im Alter darf nicht bedeuten, dass man sein Umfeld verlassen muss. Pflege gehört mitten ins Leben – nicht an den Rand. Wir brauchen Einrichtungen direkt in den Stadtteilen, gut erreichbar und ins Quartier integriert. Dafür müssen wir in Bebauungsplänen rechtzeitig Flächen sichern. Die Stadt darf nicht abwarten, sondern muss aktiv auf Träger zugehen und gemeinsam Angebote schaffen, die gebraucht werden.

Die Stadt verschiebt immer wieder Projekte. Meist, weil Personal fehlt. Wie wollen Sie das ändern?

Wir müssen ehrlich analysieren, warum Personal fehlt – nicht nur wegen unbesetzter Stellen, sondern auch durch Überlastung, Krankheit oder veraltete Strukturen. Der Personalbedarf muss von Anfang an berücksichtigt werden – nicht nur bei den Baukosten, sondern auch bei Planung und Umsetzung.

Pulheim darf im Wettbewerb um Fachkräfte nicht weiter zurückfallen. Wer gute Leute will, muss moderne Bedingungen bieten: digitale Abläufe, gute Technik, Flexibilität. Ich werde die Verwaltung als attraktiven Arbeitgeber aufstellen – mit klarer Führung, flexiblen Zeiten und Anreizen wie städtischen Azubi-Wohnungen. Nur mit einem zukunftsfähigen Arbeitsumfeld sichern wir Stabilität und Fortschritt.

In Ihrem Wahlprogramm schreiben Sie, dass es bei größeren Projekten eine verpflichtende Bürgerbeteiligung geben soll – vor der Entscheidung. Bei Bauprojekten ist sie gesetzlich vorgeschrieben. Welche Projekte meinen Sie und wie stellen Sie sich diese verpflichtende Bürgerbeteiligung vor?

Bürgerbeteiligung ist für mich ein Gewinn – und soll ein fester Bestandteil unserer Stadtpolitik werden. Zu oft werden Bürgerinnen und Bürger zu spät einbezogen. Das schafft Frust und Misstrauen. Ich möchte einen Kulturwandel. Mit meinem Beteiligungsformat „Pulheim im Gespräch“ werde ich Themen frühzeitig mit den Menschen vor Ort diskutieren – etwa über den Pulheimer See, sichere Schulradwege oder den möglichen Standort eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Auch bei Fragen zu Verkehr, Bildung, Klimaschutz oder der Nutzung öffentlicher Räume soll Beteiligung selbstverständlich werden. Bürgerbeteiligung bedeutet für mich: zuhören, ernst nehmen und gemeinsam bessere Entscheidungen treffen – bevor Fehler passieren.

Sie möchten sich für gute Bedingungen für die gesamte Wirtschaft in Pulheim einsetzen, damit Pulheim ein starker und attraktiver Standort wird, beispielsweise für Handwerk, Dienstleistungen, moderne Arbeitsformen und den Einzelhandel? Wo genau sehen Sie Handlungsbedarf?

Pulheim hat viele engagierte Betriebe – aber es fehlt an Planungssicherheit, digitaler Infrastruktur, bezahlbaren Flächen und echtem Austausch. Einige Unternehmen wandern ab, weil sie sich nicht ausreichend unterstützt fühlen. Das ist ein Alarmsignal. Ich sehe drei Aufgaben: 1. Klare Kriterien für Gewerbeflächen und aktives Leerstandsmanagement. 2. Lebendige Zentren mit Aufenthaltsqualität, Stadtmarketing und Veranstaltungen. 3. Schnellere, digitale Genehmigungen – mit klaren Ansprechpartnern und verlässlichen Abläufen. Regelmäßige Wirtschaftsforen sollen den Dialog zwischen Stadt und Unternehmen stärken – offen, praxisnah und auf Augenhöhe.

Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Ich spüre viel Zuspruch. Viele wünschen sich einen Bürgermeister, der unabhängig entscheidet, zuhört und Verantwortung übernimmt. Ich trete mit Überzeugung und klarem Willen an – damit Pulheim wieder vorankommt.

Wo sehen Sie Pulheim im Jahr 2030?

Pulheim 2030 ist mit mir eine lebenswerte Stadt mit klarer Richtung. Moderne Technologien gehören zum Alltag, Kitas und Schulen sind digital aufgestellt, und Inklusion wird selbstverständlich gelebt. Beim Klimaschutz setze ich auf konkrete Maßnahmen mit klarer Verantwortung. Die Verwaltung arbeitet strukturiert, lösungsorientiert und gemeinsam mit Politik und Bürgerschaft. Pulheim hat ein klares Profil entwickelt – eine Stadt, die nicht nur verwaltet, sondern gestaltet: mit Richtung, Klarheit und eigener Handschrift.


Zur Person

Patrick Gartmann, 53, ist in Brauweiler aufgewachsen und lebt mit seiner Familie in Sinthern. Seit vielen Jahren engagiert er sich ehrenamtlich – zunächst im Förderverein von Kita und Schule seiner Kinder, seit 13 Jahren als Vorsitzender des SC Germania Geyen. Er bringt nach eigenem Bekunden langjährige Erfahrung aus leitenden Positionen in mittelständischen Unternehmen mit und ist regelmäßig auf Unternehmertreffen und Tagungen präsent.