Neue Wohnungen bedeuten für die „grüne Kommune“ auch Flächenversiegelung. Dadurch fürchten Anwohner Überschwemmungen.
MuchDie Gemeinde braucht mehr Wohnraum – vor allem für Zuzügler

Neubauprojekte, wie hier an der Dr. Wirtz-Straße im Ortskern, erfordern auch Investitionen im Untergrund.
Copyright: Cordula Orphal
Wo kann in Much Wohnraum entstehen? Über kein Thema wird derzeit so engagiert diskutiert, ja gestritten wie über neue Baugebiete. Zwar schrumpft die Bevölkerung im Bergischen langfristig durch Überalterung, doch wollen immer mehr Menschen, auch Jüngere und Familien, aus der Stadt aufs Land ziehen.
Von diesem Trend könnte die Gemeinde mit ihren aktuell 15.000 Einwohnern profitieren, die dank der ausgeweiteten Schnellbuslinien gut an die Bahnhöfe in Siegburg und Overath angebunden ist. Je mehr Zuzug, desto besser lasse sich die Infrastruktur finanzieren, lautet die Argumentation im Rathaus. Eine zurückgehende Bevölkerung bedeute, dass zum Beispiel Kosten für Straßen- und Kanalsanierung auf weniger Köpfe verteilt werden müssten.
Much ist „grüne Kommune“: Ökologie sollte immer mitgedacht werden
Doch bedeuten neue Wohnviertel auch zugleich Flächenversiegelung und mehr Verkehr. Zum Leidwesen der alten Nachbarn, die zudem eine Überlastung der Kanäle und Überschwemmungen fürchten. Das Neubaugebiet in Much-Krahm wurde kürzlich beschlossen, das sogenannte Klimaquartier, das ein Investor auf privatem Grund plante, allerdings auf Eis gelegt.
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Much ist „grüne Kommune“, die Ökologie sollte immer mitgedacht werden. Auch auf diesem Feld herrscht nicht immer Einigkeit: Zu zwei ausgewiesenen Arealen für Flächensolaranlagen sollen keine weiteren hinzukommen. Das Projekt der Energiegenossenschaft Rhein-Sieg am Müllerhof wurde jetzt im Gemeinderat beschlossen, die Bürger können sich mit privaten Investments beteiligen. In Gerlinghausen steht man noch am Anfang.
Windkraft ist ebenso umstritten. Es gibt drei Potenzialflächen und noch mehr Investoren, doch viele Grundstückseigentümer wollen nicht verpachten.
Ortszentrum in Much wandelt sich – Tiefbau wegen Wasserschutzgebiet teuer
In Esinghausen beackert die Initiative Solawi (Solidarische Landwirtschaft) nach ökologischen Prinzipien einen Gemüsegarten – es ist nach Hennef die zweite Solawi im Rhein-Sieg-Kreis. Von der Bürgerschaft wird auch die Villa Much getragen, ein Begegnungszentrum für Jung und Alt. Die Landwirtschaft hat noch große Bedeutung und prägt das Brauchtum, dafür stehen mehrere Erntevereine in den Ortsteilen.
Das Ortszentrum wandelt sich: Der schmucke Kirchplatz wurde saniert, an der benachbarten Dr.-Wirtz-Straße wächst ein großes Bauprojekt in die Höhe, unter anderem mit barrierefreien Wohnungen und Pflegestation. Jeder Hochbau erfordert auch Investitionen in den Tiefbau. Da Much im Wasserschutzgebiet der Wahnbachtalsperre liegt, wird der Kanalausbau besonders teuer. Das Füllmaterial im Straßenuntergrund stammt aus alten Bergwerken und muss wegen der Schadstoffbelastung aufwendig entsorgt werden.