Im Hotel Schützenhof trafen sich Vertreter der rund 3500 Mitglieder aus 27 Burschenschaften, die sich über Deutschland verteilen.
EitorfAfD-Politiker Nolte ist Podiumsteilnehmer beim Burschenschafts-Treffen

Die Burschenschafter aus dem Saal engagierten sich mit Wortbeiträgen bei der Podiumsdiskussion.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Ungewohnt war das Bild im Saal des Schützenhofs in Eitorf-Alzenbach. In Anzügen gekleidete Männer mit bunten Bändern von der Schulter über die Brust zur Hüfte und mit grünen, blauen sowie roten Kappen auf dem Kopf saßen an den Tischen. Es war nicht die vorgezogene Sessionseröffnung, es war der zehnte Burschentag der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft (ADB).
AfD-Politiker Jan Nolte war der einzige Bundespolitiker
Es war ein Blick in eine Parallelwelt. Der ADB habe, im Gegensatz zu den anderen Verbänden, einen kulturbezogenen Vaterlandsbegriff, so Verbands-Pressesprecher Michael Schmidt. Deshalb fänden sich in seinen Reihen auch Menschen mit Migrationshintergrund. Moderator Uttam Das, dessen Vater Inder ist, dient als Beispiel.
Bei der Vorstellung der Diskutanten zum Thema „Der deutsche Beitrag zur Bündnis- und Landesverteidigung und die Bundeswehr der Zukunft“ zeigte sich ein Riss im Publikum. Als Das den AfD-Politiker Jan Nolte ankündigte, Mitglied im Bundestag mit Sitz im Verteidigungsausschuss, applaudierte ihm nur der, mit Blick auf die Bühne, rechte Teil des Publikums. Diese Heterogenität zeigte sich auch in den Beiträgen der Zuschauer.
Das war nicht unser Wunschpodium.
Nolte war der einzige Bundespolitiker, der der Einladung der Burschenschaften gefolgt war. „Wir haben alle Fraktionen im Bundestag angeschrieben“, sagte Schmidt. Doch einzig die AfD habe zugesagt. Die Partei habe eine gewisse Affinität zu den Burschenschaften. Die Bundeswehr war mit einem Jugendoffizier vertreten, Hauptmann Raphael Schewiola. „Das war nicht unser Wunschpodium“, so Schmidt.
Aufmerksam verfolgten die Verbandsbrüder, wie sie sich untereinander nennen, die Beiträge der vier Podiumsteilnehmer. Anderthalb Stunden mussten sie sich gedulden, bevor Moderator Das sie aufforderte, ihre Fragen vorzubringen. Während das Podium wahlweise von Kriegs- und Wehrtüchtigkeit Deutschlands sprach, mahnte ein Fragesteller in seinem Statement an, viel mehr für die Friedensfähigkeit Deutschlands zu tun.

Der Jugendoffizier der Bundeswehr, Hauptmann Raphael Schewiola, und das Bundestagsmitglied der AfD, Jan Nolte, diskutierten über Bündnis- und Landesverteidigung.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Ein anderer hob die Friedensbemühungen des früheren SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt hervor. Oberstleutnant der Reserve Markus Schlager legte seinen Schwerpunkt auf die Aufwuchsfähigkeit der Truppe durch Reservisten. Er gehört zur Teutonia Freiburg.
Jan Schiffer, Redaktionsleiter der Verbandszeitung und von der Alemannia Köln, ist ehemaliger Zivildienstleistender und hatte den Kriegsdienst verweigert, weil er zu seiner Zeit kein Vertrauen in die Institution hatte, wie er sagte.
Podiumsteilnehmer Jan Schiffer hat den Kriegsdienst verweigert
Nolte reagierte, mit Zitaten von Björn Höcke konfrontiert, schmallippig: „Da müssen sie ihn selbst nach fragen“. Der Aussetzung der Schuldenbremse und dem Sondervermögen stehe er skeptisch gegenüber, solange er keine „Geheimdienst-Informationen habe, dass Russland 2029 nach Deutschland einmarschiert“.
Er glaube nicht, dass Putin die Nato angreifen werde. Viel Beifall bekam er für seine markigen Einlassungen zu Heimat und Vaterlandsliebe. Eine ganze Menge Baustellen sieht das AfD-Bundestagsmitglied, eine davon sei die Wehrpflicht. Das Grundgesetz will er allerdings nicht ändern, um auch Frauen in die Armee zu holen. Mit den anderen Podiumsteilnehmern verständigte er sich auf die allgemeine Dienstpflicht.

Der Verband Allgemeine Deutsche Burschenschaft füllte das Podium mit eigenen Verbandsbrüdern auf.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Schewiola unterstrich das, die Verteidigungsleistung der Bundeswehr im Kriegsfall bezifferte er bei etwa 30 Prozent, der Rest sei gesamtgesellschaftliche Aufgabe — allein die große Zahl von geschätzt rund 1000 Schwerverletzten täglich nannte er.
Einig waren sich alle, dass das Recht auf Kriegsdienstverweigerung nicht angetastet werden darf. Schlager schätzte die Sicherheitslage kritischer ein als die anderen, Schiffer sieht wie Schewiola eine steigende Bereitschaft junger Menschen, eine Uniform anzuziehen.

