Beim Fahrradklimatest 2024 verbessert sich Rhein-Sieg leicht, bleibt aber im unteren Mittelfeld. In vielen Kommunen ist deutlich Luft nach oben.
Luft nach obenSo schneidet Rhein-Sieg beim Fahrradklimatest ab – Zwei Kommunen deutlich verbessert

Beim Fahrradklimatest des ADFC verbesserten sich einige Kommunen, andere treten auf der Stelle. Hier eine Fahrradstraße in Hennef.
Copyright: Klaus Heuschötter
Es gibt einen leichten Aufwärtstrend beim Fahrradklima im Rhein-Sieg-Kreis. Das zeigt der aktuelle Fahrradklimatest für das Jahr 2024. Zahlreiche Städte und Gemeinden im Kreis haben sich deutlich verbessert, was die Voraussetzungen für einen fahrradfreundlichen Ort angeht, andere treten jedoch auch eher auf der Stelle.
Zu den Städten, die sich deutlich verbessert haben, gehören im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis vor allem Hennef und Eitorf. Dagegen gebe es in Troisdorf, Niederkassel und Siegburg keine nennenswerten Fortschritte, teilt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mit. Die Stadt Rheinbach im Linksrheinischen ist demnach klar der beste Aufholer, bundesweit bleibt Meckenheim im Vergleich an der Spitze.
Fahrradklimatest Rhein-Sieg: Sicherheitsgefühl und Erreichbarkeit sind wichtige Kriterien
Der Fahrradklimatest wird per Befragung alle zwei Jahre durch den ADFC mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt. Erfasst werden dabei zum Beispiel Meinungen über Stress oder Spaß beim Radfahren im Straßenverkehr des Wohnortes. Weitere Punkte wie Sicherheitsgefühl, Radverkehrsführung, Benachteiligung, Baustellenführung, Abstellmöglichkeiten, Erreichbarkeit des Stadtzentrums, Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer oder Mitnahme des Rads in ÖPNV werden ebenfalls abgefragt.
Alles zum Thema ADFC
- Fahrradklima-Test Stadt Königswinter „springt“ beim ADFC-Test vom letzten auf den vorletzten Platz
- Kerpen, Erftstadt und Pulheim abgerutscht Bergheim und Brühl schneiden beim ADFC-Fahrrad-Test am besten ab
- ADFC-Fahrradklimatest Großstädte in NRW schneiden schlecht ab - Köln verbessert sich leicht
- Umfrage Oberbergs Städte und Gemeinden schneiden beim Fahrradklima-Test nur mäßig ab
- Zwei Menschen starben ADFC fordert Tempo 30 an der Unfallstelle in Hürth
- Kundgebung am Heumarkt Köln radelt für die Verkehrswende – Redner fordert Stopp von Tunnelbau
- Von Mehl und Papier Diese Mühlen im Rheinland öffnen am Pfingstmontag für Besucher
Dadurch ergibt sich ein lokales Meinungsbild, zu dem im Herbst 2024 bundesweit 213.000 Personen beigetragen haben. Im Rhein-Sieg-Kreis beteiligten sich 2329 Menschen an der Umfrage – 184 weniger als bei der Erhebung 2022.
Lohmar erhält nach Meckenheim zweitbeste Bewertung als fahrradfreundliche Stadt
Das System der Bewertungen basiert auf den Schulnoten von 1 bis 6. Demnach hat sich die Durchschnittsbewertung in Rhein-Sieg gegenüber 2022 von 3,9 auf 3,8 leicht verbessert. Um beim Schulnotenvergleich zu bleiben, ist das jedoch gerade so noch über der Bewertung „ausreichend“. Der Kreis rangiert also nach wie vor eher im unteren Mittelfeld. Meckenheim ist mit 2,7 die bestbewertete Kommune im Kreis und liegt auch in der Stadt-Größenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner bundesweit auf Platz zwei.
Hinter Meckenheim reiht sich im Kreis Lohmar als zweitbeste Fahrradstadt ein, mit einer Note von 3,4. Dahinter liegt Bad Honnef mit 3,5 auf dem dritten Platz. Alle weiteren Kommunen kommen auf Noten zwischen 3,5 und 4. Die Schlusslichter bilden rechtsrheinisch die Städte und Gemeinden Much, Windeck, Königswinter und Neunkirchen-Seelscheid mit Benotungen zwischen 4,1 und 4,5.
Leihsystem in Rhein-Sieg positiv: Für Befragte aber weniger wichtig als Sicherheitsgefühl
Lohmar zeichnet sich in der Auswertung des Fahrradklimatests vor allem durch die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,4), öffentliche Fahrräder und Fahrradverleih (2,5) sowie eine niedrige Diebstahlquote aus (2,5). Schwächen sind allerdings die Führung für den Fahrradverkehr an Baustellen, die Mitnahme im ÖPNV und vor allem das Fahren im Mischverkehr mit Kfz, das nur mit einer 4,1 bewertet wird.
Eine Tendenz zur Verbesserung zeigen die Ergebnisse der Umfrage in Bad Honnef. Die Stadt wurde 2022 noch mit einer Note von 3,6 bewertet, diesmal mit 3,5. Deutlicher verbessert haben sich auch Hennef und Eitorf, deren Noten von 3,9 auf 3,5 und von 4,3 auf 4 gestiegen sind. Verschlechtert hat sich Neunkirchen-Seelscheid von einer 4 auf eine 4,5. Hennef hat sich damit auf den vierten der 19 Plätze im Rhein-Sieg-Kreis verbessert. Zu Buche schlagen dabei besonders die neuen Radpendlerrouten und die geplante Fahrradstation in Hennef.
Es gibt weiterhin sehr viel Luft nach oben.
Im Vergleich weicht der Rhein-Sieg-Kreis besonders bei der Bewertung des Fahrradleihsystems vom Bundesdurchschnitt ab – und zwar ins Positive. Der Fahrradklimatest zeichnet das Leihsystem als besondere Stärke im Kreis aus, ebenso wie den Schutz vor Diebstahl. Eine große Schwäche seien aber Einbahnstraßen. Wichtig war den Befragten laut Auswertung das Fahrradleihsystem jedoch eher nicht. Als viel wichtiger wird das Sicherheitsgefühl empfunden, ähnlich wie die Ampelschaltungen für Fahrräder und die Möglichkeit der Mitnahme im ÖPNV. Diese für die Teilnehmenden wichtigsten Kriterien erhalten durchweg eine mäßige Bewertung von 4 bis 4,5.
„Insgesamt geht es erneut in die richtige Richtung“, sagt Peter Lorscheid Sprecher des ADFC für den Rhein-Sieg-Kreis. „Dabei sieht man deutlich, dass für die Kommunen, in denen konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, auch die Bewertungen besser ausfallen.“ Aber die leichten Fortschritte im Kreis dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Infrastruktur insgesamt nach wie vor schwach bewertet werde und dass weiterhin viel Luft nach oben vorhanden sei.
„Besonders im Rechtsrheinischen gibt es sehr viele Kommunen, wo sich in Sachen Radverkehr sehr wenig tut und die Radfahrenden zu Recht Fortschritte erwarten, die die Planungsphase hinter sich haben und konkret im Alltag erfahrbar sind“, urteilt Lorscheid.