Die Stadt Königswinter hat beim Fahrradklima-Test 2024 erneut nur mäßig abgeschnitten. Bürgermeister Lutz Wagner sieht die Stadt aber auf dem richtigen Weg.
Fahrradklima-TestStadt Königswinter „springt“ beim ADFC-Test vom letzten auf den vorletzten Platz

Viel Platz haben Radfahrer seit Ende 2024 auf dem verbreiterten Radweg zwischen Niederdollendorf und Oberkassel.
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„Es ist ein kleiner Sprung, aber es ist ein Sprung in die richtige Richtung.“ So kommentierte Peter Lorscheid, der verkehrspolitische Sprecher des Fahrradclubs ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, das Abschneiden der Stadt Königswinter beim Fahrradklima-Test 2024. Denn die Drachenfelsstadt hat sich im Vergleich zur Klimatestausgabe 2022 vorgearbeitet — wenn auch nur vom letzten auf den vorletzten Platz unter den 19 Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises.
„Ich nehme das Ergebnis als Ansporn, auf dem Weg weiterzumachen“, analysierte Bürgermeister Lutz Wagner am Dienstag die Gesamtnote von 4,30, nachdem es zwei Jahre zuvor noch die Note 4,54 gegeben hatte. Ganz vorne im Rhein-Sieg-Kreis liegt mit der Gesamtnote von 2,66 erneut Meckenheim. Königswinters Nachbarstadt Bad Honnef kommt mit der Note 3,47 auf Platz 3 im Kreis.
Mobilitätsmanagerin betont die leichten Verbesserungen in fast allen Bereichen
Königswinter halte wenigstens nicht mehr die „rote Laterne“, meinte Peter Lorscheid bei der Analyse der Zahlen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. Und auch Stefanie Otto, die Mobilitätsmanagerin der Stadt, hob hervor, dass es im Zweijahresvergleich in den einzelnen Positionen — von Fahrradleihsystem über Fahrradförderung bis zu Führung an Baustellen oder Breite der Radwege – fast überall Verbesserungen gegeben habe. Wenn auch nur leichte.
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175 Radfahrer aus Königswinter machten beim Klimatest 2024 mit. Zwei Jahre vorher waren es 180 Teilnehmer. Relativ gute Noten gaben sie in der aktuellen Umfrage beispielsweise bei den Fahrradleihsystemen (3,1; das Angebot macht im ganzen Rhein-Sieg-Kreis die RSVG) oder bei der Wegweisung für Radfahrer (3,4).
Die schlechtesten Noten gab es mit jeweils 5,0 bei der Frage nach den Oberflächen der Radwege sowie der Breite der Radwege. Dass die Erreichbarkeit des Stadtzentrums nur die Note 3,8 bekommen hat, begründete Peter Lorscheid mit der umstrittenen Radverkehrsregelung auf der Rheinpromenade (Fußgängerzone für Radfahrer frei), wo sich Fußgänger und Radler den knappen Platz teilen müssen.
Bekanntlich sollen in Zukunft nach der Modernisierung der Rheinallee Radfahrer über die Straße statt über die Promenade geführt werden, in Richtung Norden entgegen der Einbahnstraße.
Fund einer Granate verzögerte Ausbau des Rheinradwegs bei Niederdollendorf
Laut Lorscheid bewerten die Teilnehmer des Klimatestes vor allem das, was sie vor Ort vorfinden und weniger die geplanten Projekte. So gesehen hatte Königswinter Pech, dass zum Zeitpunkt der Umfrage der erneuerte und verbreiterte Radweg zwischen Niederdollendorf und Oberkassel noch nicht fertig war. Der Fund einer Granate aus dem Zweiten Weltkrieg hatte für Verzögerungen gesorgt. Das 1,5-Millionen-Euro-Projekt war erst im Dezember fertig.
„Wir wären gerne schon weiter“, betonte der Bürgermeister. Er verwies nicht nur auf den modernisierten Rheinradweg bei Niederdollendorf; dort stünden die nächsten Bauabschnitte vor dem Start. Die Stadt arbeite zudem an einer Fahrradachse zwischen der Altstadt und dem Grünen Weg. Kostenpunkt: ebenfalls rund 1,5 Millionen Euro. Über die Sanierung von Wirtschaftswegen seien im Berggebiet (unter anderem bei Bockeroth) neue Radwegeverbindungen geschaffen worden.
Für knapp 700.000 Euro sollen im ganzen Stadtgebiet rund 1400 neue Fahrradabstellanlagen geschaffen beziehungsweise vorhandene erneuert werden. „Noch nicht richtig weitergekommen“ sei man bei der Realisierung eines Berg-Tal-Radwegs zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott (Landesstraße 268), räumte Wagner ein. Das Problem: Das Projekt wäre mit Eingriffen ins Naturschutzgebiet Siebengebirge (FFH-Gebiet) verbunden. Wagner: „Wir bleiben an dem Thema dran.“
Dass Teilnehmer des Klimatestes die fehlende Berg-Tal-Verbindung einmal mehr monierten, zeigt nach Einschätzung von Bernhard Steinhaus, Sprecher der ADFC-Gruppe Siebengebirge, dass das Projekt ein „Dauerbrenner“ sei. Eine „Vorplanung“ für die Maßnahme liegt schon vor, was sie kosten würde, konnte Lutz Wagner nicht sagen.
Zur Orientierung: Eine Berg-Tal-Verbindung für Radfahrer durch das Schmelztal von Bad Honnef nach Aegidienberg (L 143) würde laut einem Gutachten bis zu zwölf Millionen Euro kosten. Die Strecke ist aber auch deutlich länger als die Variante an der L 268 in Königswinter vorbei am Kloster Heisterbach.