Schon beim Wahlscheider SV sei ihr Talent als Torhüterin zu erkennen gewesen, erinnert sich ihr Vater Gerd Klink.
FrauenfußballNeue Bayern-Keeperin Anna Klink war früher Feldspielerin in Lohmar

Torfrau Anna Klink (M) hält so gut, dass sie jetzt nach .Bayern München wechselte. In ihrer Jugend spielte sie in Lohmar Fußball.Archivfoto.
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Ruhig, fokussiert, ehrgeizig: Anna Klink hat nie viel Aufhebens um ihre Person gemacht. Doch wer mit ihr auf dem Platz stand, weiß, wie präsent die Fußballerin war und noch ist. Nach mehr als einem Jahrzehnt bei Bayer 04 Leverkusen und einem erfolgreichen Kapitel beim FC Basel hat die gebürtige Engelskirchenerin mit ihrem Wechsel zum FC Bayern München ein neues Kapitel aufgeschlagen: „Für mich sind die Bayern inzwischen die Nummer Eins im Frauenfußball in Deutschland, insofern ist es schon eine große Geschichte.“
Anna Klink aus Lohmar spielt jetzt bei Bayern
Was weniger bekannt ist: Aufgewachsen ist Anna Klink in Lohmar. Sie begann ihre Karriere als Feldspielerin beim Wahlscheider SV, ehe sie ins Tor wechselte. „Schon in jungen Jahren konnte man ihr Talent als Torhüterin erkennen“, erinnert sich ihr Vater Gerd Klink. „Irgendwann kam mal jemand von Bayer Leverkusen. Das war in der U15. Der Rest hat sich dann so ergeben, nicht zuletzt, weil Anna über einen sehr ausgeprägten Ehrgeiz verfügt.“
2009 wechselte sie nach Leverkusen und debütierte bereits mit 16 Jahren in der Bundesliga. „Ich hatte bei Bayer Leverkusen eine unfassbar tolle Zeit. Der Verein war wie eine Familie für mich.“ In Basel, wo sie 2023 anheuerte, habe ebenfalls ein großartiger Teamgeist geherrscht. Doch der Klub veränderte jüngst seine Torwartstrategie. „Ich hätte gerne in Basel weitergemacht. Aber der Verein arbeitet jetzt mit zwei jungen Torhüterinnen. Mein Vertrag wurde nicht verlängert“, berichtet die 30-Jährige.
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Torhüterin aus Lohmar erhielt auch Angebote aus Belgien und Schottland
Danach gab es Angebote aus Belgien und Schottland. Doch der Gedanke zum Beispiel an ein fremdes Land mit fremder Sprache und viel Regen ließ Klink zögern. Stattdessen entschied sie sich für München. „Der Verein hat mir gesagt, dass er zwei junge, talentierte Torhüterinnen hat, die beide eine Perspektive für die Nationalmannschaft besitzen. Ich soll mit meiner Erfahrung Ruhe in den Konkurrenzkampf bringen.“ Ihre Rolle als Nummer drei nimmt sie realistisch an: „Aber es kann schnell gehen, dann werde ich auch bei Spielen zwischen den Pfosten gebraucht.“
Anna Klink beschreibt sich selbst als ruhig, doch sie könne auch anders. „Ungerechtigkeit auf und neben dem Platz sowie im sonstigen Leben bringen mich auf die Palme. Außerdem kann ich nicht gut verlieren, wie der Rest meiner Familie.“
Ihre Freundin Mandana Büscher erinnert sich schmunzelnd: „Sie war nie laut, aber absolut spürbar, sichtbar und wahrnehmbar. Dabei hat sie eine enorme Ruhe ausgestrahlt – außer, wenn ihr mal etwas nicht gepasst hat.“ Unvergessen bleibt für sie ein verregnetes Kreispokalspiel 2009 gegen den SV Menden: „Es hat geregnet ohne Ende. Aber Anna und unsere Teamkollegin Nicole Günther haben das Spiel ihres Lebens gemacht.“
Ich arbeite gerne im Sport, das soll auch nach meiner aktiven Karriere so sein.
Auf die eine herausragende Parade in ihrer bisherigen Karriere will sich Klink dagegen gar nicht festlegen. Doch ein Moment aus der jüngeren Vergangenheit fällt ihr spontan ein: „Zuletzt habe ich eine ganz gute Figur abgegeben, als wir mit dem FC Basel im Cup-Halbfinale gegen Genf im Elfmeterschießen gewonnen haben.“
Parallel zum Fußball absolvierte Klink eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement und machte später ihren Bachelor in Sportmanagement. „Ich arbeite gerne im Sport, das soll auch nach meiner aktiven Karriere so sein.“
Eine kleine Eigenheit hat sie bis heute beibehalten: „Ich gehe immer mit dem linken Fuß zuerst über die Spielfeldumrandung aufs Feld. Das geht mir wirklich nie durch.“ Und was würde sie einer jungen Keeperin mit auf den Weg geben? „Sie soll alles genießen, was sie erlebt. Und wenn es mal nicht läuft, soll sie sich nicht zu viele Gedanken machen.“
Anna Klink steht beim FC Bayern bis 2027 unter Vertrag. Und auch wenn sie dort vielleicht nicht die erste Geige spielt, könnte ihre Rolle eine wertvolle sein – als erfahrene Stütze in einem ambitionierten Team. Vielleicht steht ihr spannendstes Kapitel in ihrer beeindruckenden Sportkarriere erst noch bevor.
Der Frauenfußball in Deutschland gewinnt weiter an Bedeutung. Der FC Bayern München feierte in der Saison 2024/25 seinen siebten Meistertitel, ab der kommenden Spielzeit wird die Bundesliga von zwölf auf vierzehn Teams erweitert. Mehr TV-Präsenz, steigende Zuschauerzahlen und internationale Transfers wie der Wechsel von Nationaltorhüterin Merle Frohms zu Real Madrid unterstreichen die zunehmende Professionalisierung. Zudem bewirbt sich Deutschland um die Ausrichtung der Frauen-EM 2029. Auch im Rhein-Sieg-Kreis ist der Frauenfußball fest verankert. Zahlreiche Vereine sind im Spielbetrieb aktiv, die Ligen reichen von der Mittelrheinliga bis in die Kreisklassen. Nachwuchsförderung über Stützpunkte und Auswahlmannschaften sorgt dafür, dass immer wieder Talente aus der Region den Sprung in höhere Ligen schaffen. (opo)