Deko- und Geschenkentwürfe von Sarah Baumann und Tobias Langner werden in 5000 Einzelhandelsgeschäften verkauft.
„Good Old Friends“Siegburger Designer bringen Steine zum Blühen

Tobias Langner und seine Frau Sarah Baumann im kreativen Zentrum ihrer Firma Good Old Friends in Siegburg.
Copyright: Dieter Krantz
Sie lassen Blumen aus Steinen wachsen, binden Singvögeln wollene Schals um den Hals oder bringen Wichtelmänner an weihnachtlich dekorierte Fenster: Sarah Baumann und ihr Ehemann Tobias Langner sind mit ihrem Unternehmen Good Old Friends seit Jahren auf dem Markt der Geschenkartikel aktiv. Und das mit wachsendem Erfolg. Ein Besuch am Firmensitz am Turm in Siegburg.

Wichtelmänner und Adventskalender: Zwei von zahllosen Produkten der Firma Good Old Friends
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Der Name ist Programm, wie Langner erzählt: 2013 gründete er mit seinem „guten alten Freund“ Dirk Schächter die Firma. Als Schächter zwei Jahre später wieder in seine Grafikagentur zurückkehrte, machten Langner und Ehefrau Sarah Baumann gemeinsam weiter. Das habe nahegelegen, erzählt das kreative Paar. Während Sarah Baumann in Krefeld Produktdesign mit dem Schwerpunkt Porzellan studiert hat, ist Langner Objektdesigner mit Diplom einer Hochschule in Dortmund.
Seit 2018 ist Siegburg der Sitz des Unternehmens
Mit Gründung der Firma kehrten die gebürtigen Bonner wieder zurück aus dem Ruhrgebiet: „Wir brauchten die Unterstützung der Familie“, die beiden Töchter waren damals noch im Kita-Alter. Inzwischen wohnt die Familie in Hennef, seit 2018 ist das Gewerbegebiet Am Turm in Siegburg Heimat des Unternehmens. Die Ideen für neue Produkte indes entstehen selten am Bürotisch, sondern oft auf Reisen, berichtet das Paar.
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Die ersten Entwurfszeichnungen entstehen auf Papier, erst später kommt der P>C zum EInsatz.
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Nach wie vor sei der Spaß an Architektur und Design groß, oft besuchten sie Ausstellungen – nicht immer zur Freude der inzwischen zwölf und 15 Jahre alten Kinder. Immerhin: „Die Große bastelt gerne mit“, eine von ihr gestaltete Karte schaffte es sogar in die Serienproduktion. Kreativer Kopf der Firma aber ist Mutter Sarah.
Die ersten Skizzen fertigt sie von Hand an, erst später kommt für Reinzeichnungen oder Artwork auch der Computer zum Einsatz. „Schnibbeln, Kleben, Falten und Drahtbiegen“ gehören ebenfalls zum kreativen Prozess. Wenn aus den Zeichnungen nämlich die ersten Muster werden. „Es ist wichtig, dass man die Proportionen hinkriegt“, sagt Baumann, anderes müsse erst einmal ausprobiert werden.
Bis ein neues Produkt in Serie gehen kann, vergehen manchmal zwei Jahre, manchmal nur zwei Wochen. Und vielleicht, so Sarah Baumann, „wird auch nie was draus“. Aus den Ideen, die sich realisieren lassen, stellt das Paar vier jährliche Kollektionen zusammen: Je eine zu Ostern und Weihnachten sowie zwei Ganzjahreskollektionen. „Schutzengel und Glückstaler kann man immer gebrauchen“, sagt Langner.

Die ersten Muster entstehen noch in Siegburg, Sarah Baumann schnibbelt, faltet und klebt. Produziert wird inzwischen auf den Philippinen.
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Insgesamt erreichen so jährlich etwa 50 neue Produktgruppen den Handel. Was nicht bedeute, dass entsprechend viele andere Produkte ausgelistet würden, betont Sarah Baumann. „Wir achten darauf, dass wir nicht nur einmalig produzieren“; einzelne Entwürfe seien schon seit mehr als zehn Jahren im Programm. Was auch dem Fachhandel helfe, der keinen Abverkauf machen müsse.
Produziert wird auf den Philippinen, wo ebenfalls „ein alter Freund“ ursprünglich die Papiermühle der Fabrik betrieb. „Wir haben mit Karten angefangen“, sagt Langner heute. Man kenne die Arbeitsbedingungen dort, das Lieferkettengesetz hält er für richtig. Auch Sarah Baumann hält nach eigenem Bekunden viel davon, stellt aber einen hohen bürokratischen Aufwand fest.
Das Essen danach war teurer als unser Gewinn groß war
Sechs Quadratmeter groß war der erste Messestand in Frankfurt. Dort verzeichneten Langner und sein Gründungspartner sieben Kunden, „das Essen danach war teurer als unser Gewinn groß war“. Inzwischen hat das Unternehmen mehr als 30 Mitarbeitende am Firmensitz Siegburg und im Außendienst; den Umsatz möchte das Unternehmerpaar nicht verraten. Etwa 5000 aktive Kunden überwiegend in Deutschland, Österreich und er Schweiz verkaufen die Produkte; inzwischen auch ein Partner in Italien.

Rund 5000 Partner in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreiten die Geschenk- und Dekoartikel der Firma - ein Blick ins Lager
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Es sind ausschließlich Einzelhandelsgeschäfte, Dekoboutiquen, Buchhandlungen oder auch mal ein Gartencenter. Einen Direktverkauf an Endkunden gibt es nicht, Kaufhäuser und Handelsketten sind ausdrücklich nicht dabei. Mehrheitlich greifen Frauen zu, weiß man bei den Good Old Friends. 70 Prozent der Kundschaft sind weiblich. „Männer kaufen weniger oft Geschenke“, erklärt Sarah Baumann.
Die Begeisterung für den Hygge-Stil aus Skandinavien spielt dem Geschenke-Label mit den bewusst selbstgebastelt aussehenden Artikeln in die Hände. Angst vor einem Ende der Begeisterung für das nordisch-gemütliche Einrichten haben die „old friends“ aber nicht. „Wir entwickeln uns ja ständig weiter“, an Trendbüchern und -farben orientiere sie sich nicht, sagt Sarah Baumann. Ihr Mann sieht zudem ein wachsendes Interesse daran, in Läden einzukaufen und sich beraten zu lassen. Er räumt aber auch ein: „Wir liegen auch mal daneben“ – da könne ein Lieblingsstück der Entwickler im Handel scheitern.

