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Vor dem AbrissSo sieht es heute in der leerstehenden Siegburger Schule im Haufeld aus

Lesezeit 4 Minuten
Die ehemalige Hauptschule Innere Stadt im Siegburger Haufeld wird abgerissen. An jeder Ecke begegnet dem Besucher Stadtgeschichte

Die ehemalige Hauptschule Innere Stadt im Siegburger Haufeld wird abgerissen. An jeder Ecke begegnet dem Besucher Stadtgeschichte Die Natur erobert sich das Gelände zurück

Im Juni 2012 endete nach fast 50 Jahren der Schulbetrieb. Jetzt macht die ehemalige Hauptschule Platz für die Umsetzung des Masterplans Haufeld.

Die 50 vollzumachen, blieb der Siegburger Hauptschule Innere Stadt verwehrt: Im Juni 2012 endete dort der Schulbetrieb, genau 49,5 Jahre nach der Einweihung. Nun sind auch die Tage des Anfang der 1960er Jahre errichteten Schulgebäudes gezählt. Ein letzter Rundgang.

Draußen vor dem Eingang der Schule holt sich die Natur das Gelände zurück: Verwildert sind die Grünflächen, Laub raschelt in den Ecken, wo der Wind die Blätter hingeweht hat. Hinter der Tür, die Projektsteuerer Kai Jensen mit dem Generalschlüssel öffnet, riecht es ungelüftet.

Im Keller der alten Siegburger Schule steht noch die Schwimmbad-Technik

Eine Schule mit Schwimmbecken war einst die Hauptschule, heute wissen nur die Eingeweihten, wo viele Siegburger Kinder einst das Schwimmen lernten: Der Siegburger Boxclub hatte hier seine Trainingshalle bekommen, ein eingezogener Boden über dem Becken machte es möglich. Unterdessen steht im Keller noch immer die seit vielen Jahren nicht genutzte Schwimmbadtechnik.

Im Keller steht noch die seit vielen Jahren nicht mehr genutzte Schwimmbadtechnik.

Im Keller steht noch die seit vielen Jahren nicht mehr genutzte Schwimmbadtechnik.

Über der Box- statt Schwimmhalle öffnet sich die Tür zur Turnhalle. Im Vorraum liegt ein altes Volleyballnetz vor dem Gerätespind, ein Kreideeimer für schwitzige Hände steht in der Ecke. Die richtige Technik beim Kugelstoßen erklärt eine Schautafel, die an der Wand lehnt.

Die ehemalige Hauptschule Innere Stadt im Siegburger Haufeld wird abgerissen. An jeder Ecke begegnet dem Besucher Stadtgeschichte

So geht Kugelstoßen: Eine Anleitung in der Turnhalle im Obergeschoss.

Alles Gerätschaften, für die die städtische Gebäudewirtschaft offenbar keine Verwendung hatte. „Wir versuchen, so nachhaltig wie möglich damit umzugehen“, sagt Kai Jesen. Und so haben die städtischen Kollegen unter anderem Leuchten und Teil der alten Brandmeldeanlage schon demontiert. „Die dient jetzt Schulungszwecken bei der Feuerwehr“, weiß Architekt Jensen.

Die ehemalige Hauptschule, einst in zwei Bauabschnitten errichtet, macht Platz für die Umsetzung des Masterplans Haufeld: Zwischen der Von-Stephan-Straße, der Wilhelmstraße und der Straße Haufeld entsteht nicht nur die neue Sporthalle für da Gymnasium Alleestraße, sondern auch Wohnbebauung mit Tiefgarage. Die Garage reiche bis an die Sporthalle heran, erklärt Kai Jensen, Projektsteuerer bei den Stadtbetrieben Siegburg. Die Wohnbebauung hält einigen Abstand.

Auftrag für Abriss der Schule ist noch nicht vergeben

Dazwischen entstehe ein Platz mit, so Jensen, „sehr hoher Aufenthaltsqualität“. Die Anlage markiere zudem den Beginn der Grünspange, die sich eines Tages von hier bis zum Bahnhof ziehen soll. Vorbei unter anderem an der nahezu fertigen Kita: Dort wird im Juni die Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes eröffnet. Und erst dann können die Gruppen der Elterninitiative Murkel in die frei werdende Immobilie an der Wilhelmstraße umziehen, die derzeit noch in der Haufeldschule untergebracht sind.

Noch ist der Auftrag für den Abriss der Schule nicht vergeben. Einmal begonnen, wird es wohl ein Dreivierteljahr dauern, bis das Gebäude verschwunden ist. In dieser Frist müsse auch ein Teil der Baugrube eingerichtet werden, bevor man dann den Abbruch fortsetzen könne, erklärt Jensen das geplante Prozedere. Etwa eine Million Euro werde das kosten. „Abreißen ist ja heute auch nicht mehr so einfach“, sind doch Vorgaben der Kreislaufwirtschaft zu beachten.

Gebäude war 2015 auch als Unterkunft für Geflüchtete genutzt worden

Der Gang durch den in zwei Bauabschnitten errichteten Komplex belegt deutlich, dass das Gebäude nach dem Ende des Schulbetriebs keineswegs leerstand. Hier fand das selbstverwaltete Jugendzentrum (SJZ) – inzwischen als Verein und faktisch nicht mehr existent – ebenso zeitweilige Unterkunft wie der Verein Junges Forum Kunst. An die Präsenz der Chorgemeinschaft Germania erinnert ein großer Schrank mit Intarsienschriftzug. Dessen Zukunft ist derzeit noch ungewiss, im Archiv und Stadtmuseum wurden Lösungen für den Chor gefunden.

Die ehemalige Hauptschule Innere Stadt im Siegburger Haufeld wird abgerissen. An jeder Ecke begegnet dem Besucher Stadtgeschichte

Die ehemalige Hauptschule Innere Stadt im Siegburger Haufeld wird abgerissen. An jeder Ecke begegnet dem Besucher Stadtgeschichte Noch ist unklar, wo der Holzschrank der Chorgemeinschaft Germania einmal stehen soll.

An der Wand der Lehrküche fordert ein Schild auch in arabischen Buchstaben dazu auf, nach dem Kochen wieder Ordnung zu schaffen: Eine Erinnerung an die Zeit, als 2015 Menschen in großer Zahl auch nach Siegburg kamen und hier Obdach fanden. Im großen Erdgeschossflur stapelten sich 2018 erneut gespendete Hilfsgüter: Eine Unterstützung für die  Menschen, die im August bei dem verheerenden Brand am Brückberg alles verloren hatten.

Zuletzt gehörte die Karnevalsgesellschaft Siegburger Ehrengarde zu den Nutzern der Immobilie, zudem der Stadtsportverband. Als „Haus der Begegnung“ nahm die Immobilie mit der Adresse Haufeld 22 aber auch den Partnerschaftsverein, die Heimatgruppe Bunzlau, die Griechische Gemeinde Rhein-Sieg-Kreis, den deutsch-türkischen Freundschaftsverein – künftig in der Kita Arkadas – und den kroatischen Heimatverein Diaspora Croatica auf.

Einige Gruppen sollen nach ihrem Auszug im sanierten Studienhaus an der Humperdinckstraße ein neues Zuhause finden. Der Boxclub zieht gerade in neue Räumlichkeiten wird auf dem ehemaligen Phrix-Gelände Am Turm um. Die Bunzlauer haben, so Rathaussprecher Jan Gerull, „die Haufeld-Schule in Richtung Königswinter verlassen.“ Andere wiederum werden künftig im Pfarrer-Ruprecht-Saal in der Kaldauer Straße 27 zu finden sein. 

Die Bestände des Stadtarchivs indes haben noch keine bleibende Heimstatt gefunden: Die Arbeitsplätze befinden sich aktuell am Friedensplatz und im Gewerbegebiet Am Turm; das Depot in der Mühlenstraße und bei der Spedition Achnitz. Nach der Fertigstellung des Rathauses sollen die beiden Abteilungen dann dort wieder zusammengeführt werden.