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MannstaedtTroisdorfer Museum zeigt 200 Jahre Firmengeschichte

4 min
Eine historische Aufnahme zeigt Männer mit freiem Oberkörper bei der Arbeit in einer Fabrik.

Heiß, laut und schmutzig war die Arbeit am Hochofen in Friedrich-Wilhelms-Hütte. 

In der Remise der Burg Wissem werden Leben und Arbeiten auf der Hütte in Bildern, Exponaten und Texten nachvollziehbar. Ein Buch folgt im Herbst.

Langenstraße, Windgassenplatz, Rote und Schwarze Kolonie. Namen, Gebäude und gewaltige Werkshallen: Wer in Troisdorf unterwegs ist, kann die Spuren nicht übersehen, die das wohl älteste bis heute existierende Unternehmen in der Stadt hinterlassen hat. In diesen Tagen feiert die Mannstaedt GmbH das 200-jährige Bestehen. Und das Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (Musit) widmet der bewegten Firmengeschichte eine Ausstellung unter der Überschrift „Stahl mit Profil“.

Schon vor Jahren habe man auf Burg Wissem das Thema auf der Agenda gehabt, berichtete Museumsleiterin Dr. Pauline Liesen bei einer Vorbesichtigung. „Wir hatten lange schon geplant, dazu etwas zu machen.“ Vor allem die zweite Hälfte der Firmengeschichte harrte noch der intensiven Befassung, nachdem Historiker Matthias Dederichs zu den ersten 100 Jahren geforscht hatte.

Historikerin forschte im Archiv des Troisdorfer Unternehmens

Intensives Quellenstudium ging der Ausstellung voran, für eineinhalb Jahre vertiefte sich Historikerin Dr. Petra Recklies-Dahlmann in die Archive, die Mannstaedt öffnete. Dabei, so Liesen, habe sie „vieles gesichtet, von dem man gar nicht wusste, dass bei Mannstaedt ist“. Und nicht nur die Archive öffnete der weltweit aktive Hersteller von warmgewalzten Profilen: Auch die Forschungsarbeit finanzierte das Unternehmen. Zur Publikation eines 250 Seiten starken Buches aus der Feder von Recklies-Dahlmann, das im Oktober erscheinen soll, hat der Heimat- und Geschichtsverein Troisdorf 20.000 Euro beigesteuert.

Drei Frauen in einer Ausstellung. Vorne liegt ein schweres, auf Hochglanz poliertes Maschinenteil, im Hintergrund ist ein Sicherheitsanzug für die Arbeit am Hochofen zu sehen.

In der Remise der Burg Wissem zeigt das Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (Musit) eine Ausstellung zum 200-jährigen Bestehen der Firma Mannstaedt. Von links: Bernadette Fischer, Dr. Pauline Liesen und Dr. Petra Recklies-Dahlmann

Der Gang durch die Remise macht die Besucher mit den vier prägenden Persönlichkeiten vertraut, ohne die es Mannstaedt in der heutigen Form nicht gäbe. Am Anfang steht Johann Wilhelm Windgassen, der 1825 das Unternehmen gründete und 1838 Hochofen und Walzstraße in Betrieb nahm. Windgassen blieb glücklos und musste 1843 die Zwangsversteigerung erleben. Johann Jakob Langen folgte ihm, dessen Sohn Emil 1860 den Bahnanschluss des Werks erreichte.

Louis Mannstaedt war es, der die 1911 die Produktion das Faconeisen-Walzwerk von Köln-Kalk nach Friedrich-Wilhelms-Hütte verlagerte. Er ließ 1912 die riesige Walzwerkhalle errichten; für die Arbeiter, die er aus Köln mitbrachte, ließ er die Rote und die Schwarze Kolonie errichten, außerdem die Casino-Kolonie. Mannstaedt organisierte einen Wochenmarkt für die Menschen, die dort wohnten. Ein Pferdefuhrwerk brachte die „Henkelmänner“ mit dem Mittagessen der Arbeiter in einem beheizten Ladeabteil ins Werk.

Von den früheren Arbeiterquartieren fanden die Ausstellungsmacherinnen – Bernadette Fischer hat die Schau konzipiert – keine Bilder. Wohl aber vom Arbeitsalltag im Werk: Bilder, die Zeugnis ablegen von der Härte der Arbeit. „Es war heiß, schmutzig und laut“, beschreibt es Liesen. Kein Wunder, dass es um die Wende zum 20. Jahrhundert harte Konkurrenz um die Arbeitskräfte gab: Die Rheinisch-Westfälische Sprengstoff-Fabrik und die Königliche Geschossfabrik in Siegburg boten vermeintlich weniger harte Arbeit bei guter Bezahlung.

In den 20er Jahren bestimmte Peter Klöckner das Schicksal der Werke an der Sieg, die damals noch zur Gemeinde Menden gehörten, weshalb bis heute einiges Archivgut im Sankt Augustiner Rathaus liegt. Als Klöckner-Mannstaedt-Werke AG – seit 1923 – ging die Fabrik in den Zweiten Weltkrieg, auch hier wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. „Man findet unterschiedliche Zahlen“, berichtet Petra Recklies-Dahlmann vom Ergebnis ihrer Recherche. Im Buch, das gerade in Druck ist, wird das Thema ausführlicher behandelt, auch in der Ausstellung bleibt es nicht unerwähnt.

Welche Verwendung die „auf der Hütte“ hergestellten Profile finden und fanden, zeigten zu Beginn des 20. Jahrhunderte Mustertafeln, die das Museum ebenso zeigen kann wie Auszüge aus der Mitarbeiterzeitung: Geländer für Autobahnbrücken sind darunter, Produkte für den Tunnelbau oder Profile für Landmaschinen wie Mähdrescher.

Eine Mustertafel mit verschiedenen Zierprofilen aus Stahl.

Auch in England wurden die Produkte aus Troisdorf vertrieben.

Ein besonders prächtiges Beispiel dessen, was aus Mannstaedt-Profilen entstehen konnte, hat nicht den Weg in die Remise gefunden: Das so prächtige wie mächtige sogenannte Kleine Haremstor steht im Haupthaus des Musit auf der anderen Seite des Burghofs. Aber dort beginnt idealerweise ohnehin der Besuch der Ausstellung. Denn hier werden die Grundlagen der industriellen Entwicklung Troisdorfs gezeigt.

Die Ausstellung „Stahl mit Profil“ wird am Sonntag, 7. September, um 11 Uhr in der Remise der Burg Wissem eröffnet. Um 12 und um 15 Uhr gibt es öffentliche Führungen (kostenfrei, Anmeldung unter 02241/900-456).  Für Familien gibt es eine Rallye durch das Musit und die Sonderausstellung. Die Ausstellung ist im Anschluss bis zum 30. November zu sehen.