Die Mitglieder haben entschieden: Jörn Stobbe als Präsident und seine Vize Jörg Alvermann und Ulf Sobek bilden den neuen Vorstand des 1. FC Köln.
MitgliederversammlungJörn Stobbe ist neuer FC-Präsident – deutlicher Sieg im ersten Wahlgang

Das Team Stobbe hat die Wahl gewonnen und stellt den nächsten Vorstand des 1. FC Köln.
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Der 1. FC Köln hat einen neuen Vorstand. Nach einer von in der Spitze rund 6000 Mitgliedern besuchten Versammlung im Rhein-Energie-Stadion stand am Samstagabend um 19.05 Uhr fest, wer den 1. FC Köln in den kommenden Jahren führen wird. Acht Stunden nach Beginn der Veranstaltung fiel die Wahl auf das Team um den Immobilienmanager Jörn Stobbe – etwas unerwartet bereits im ersten Durchgang. 65 Prozent der Mitglieder entschieden sich für Stobbe, nur 25 Prozent der Stimmen entfielen auf Stromans Team, Sven-Georg Adenauer vereinigte zehn Prozent der Stimmen auf sich. „Vielen, vielen Dank für das Vertrauen“, rief Stobbe nach der Wahl der Tribüne entgegen.
Der 59-Jährige war der vom Mitgliederrat satzungsgemäß nominierte Vorstandskandidat und profitierte vor allem von der Rede seines Mitstreiters Jörg Alvermann. Der Sportrechtler überzeugte die FC-Fans mit einem so engagierten wie kompetenten Auftritt und half seinem Team dabei, viele unentschlossene Wähler zu mobilisieren und Sympathisanten endgültig für sich zu gewinnen.
Es bedeutet mir unheimlich viel. Das als Team hingekriegt zu haben – mega, mega. Es war ein wunderschöner Tag, einfach nur fantastisch. Eine gute Sache für die FC-Familie, auf der man aufbauen kann.
„Es bedeutet mir unheimlich viel. Das als Team hingekriegt zu haben – mega, mega. Es war ein wunderschöner Tag, einfach nur fantastisch. Eine gute Sache für die FC-Familie, auf der man aufbauen kann.“ Er wolle sich nun „mit dem Team im Geißbockheim zusammensetzen“, mit den Geschäftsführern Philipp Liesenfeld und Philipp Türoff sowie Sportchef Thomas Kessler.
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Klare Sache: das Votum der Mitglieder bei der Wahl des FC-Vorstands
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Die konkurrierenden Teams um den Politiker Sven-Georg Adenauer sowie den Unternehmer Wilke Stroman, die jeweils mehr als 4600 Unterstützerstimmen gesammelt hatten, konnten die Mitglieder im Stadion, die sich nicht bereits vorab festgelegt hatten, nicht nachhaltig überzeugen.
Sven-Georg Adenauer reagierte gefasst auf die Pleite. „Ich nehme das sportlich. Ein paar Prozente mehr hätte ich mir gewünscht. So war es eindeutig, das muss ich respektieren. Aber es ist gut, wenn die Dinge klar sind. Ich bin stolz auf mein Team und darauf, dass wir die Unterschriften zusammenbekommen haben und die Mitglieder so eine Wahl hatten. Aber das Leben ist nicht immer gerecht.“

Mehr als 5500 Mitglieder kamen ins Rhein-Energie-Stadion zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln.
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Gegen 16 Uhr und damit fünf Stunden nach Veranstaltungsbeginn hatten die Vorstellungsrunden der Teams begonnen, dem Alphabet nach begann Sven-Georg Adenauer. Der Politiker hielt eine Rede, mit der zu rechnen gewesen war: Klar strukturiert, souverän vorgetragen – und er vergaß nicht, Versprechen an die Mitglieder zu geben.
Zum seit Jahren stockenden Versuch, das Geißbockheim auszubauen, kündigte er an: „Wir bringen das jetzt endlich voran.“ Stadionkauf und Ausbau, vielleicht die Suche nach alternativen Standorten. Zwar erwähnte er mehrfach seinen Großvater Konrad Adenauer. Dennoch sagte er auch: „Ich trete nicht an, weil ich Adenauer heiße. Sondern, weil ich seit Jahrzehnten Verantwortung übernehme.“
Die einen reden viel, die anderen hatten ihre Chance
Ohne Spitze gegen seine Mitbewerber kam allerdings auch Adenauer nicht aus. „Die einen reden viel, die anderen hatten ihre Chance“, sagte der 65-Jährige mit Blick auf die Teams Stobbe und Wettich.
Jörn Stobbe stieg mit einem „klaren Nein zu Investoren“ ein und griff damit zahlreichen späteren Einwürfen vor, in denen Mitglieder seine Engagements bei den Kickers Offenbach sowie dem Hamburger SV thematisierten.
Er kenne die Erfolgsfaktoren des Vereins aus vorangegangener Gremienarbeit genau, außerdem werde er sich für die Infrastruktur-Projekte Geißbockheim und Stadion einsetzen: „Ich weiß, wie das geht. Ich mache seit 30 Jahren nichts anderes.“ Stobbe versprach den Mitgliedern „wertschätzende Kommunikation und transparente Fehlerkultur“.
Zum Champion dieses Tages wurde Jörg Alvermann, auch das überraschte kaum jemanden, der den 54-Jährigen in den vergangenen Monaten seit der Nominierung beobachtet hatte.
Der Anwalt aus Sülz stieg ein mit einer Absage: Sein Team werde darauf verzichten, ein emotionales Video zu zeigen. Stattdessen hob Alvermann zu einer Rede an. Stellte die Haltung seines Teams zum Thema Rechtsformwechsel klar, sprach über den anstehenden Kampf um die 50+1-Regel, in dem der 1. FC Köln eine führende Rolle einnehmen will. Und ging das scheidende Präsidium mit Carsten Wettich scharf an. „Es war so viele Jahre Zeit, eine neue Satzung auf den Weg zu bringen, die Rechtsform zu wechseln und die Markenrechte zurück in den Verein zu holen. Es war so viel Zeit, Druck auf die Politik auszuüben. Eine Strategie für dieses Stadion vorzulegen. Nichts ist geschehen, und darum ist es jetzt Zeit für einen Wechsel, und zwar für einen vollständigen Wechsel.“
Es war so viele Jahre Zeit, eine neue Satzung auf den Weg zu bringen, die Rechtsform zu wechseln und die Markenrechte zurück in den Verein zu holen. Es war so viel Zeit, Druck auf die Politik auszuüben. Eine Strategie für dieses Stadion vorzulegen. Nichts ist geschehen, und darum ist es jetzt Zeit für einen Wechsel, und zwar für einen vollständigen Wechsel.
Für seinen Beitrag erhielt Alvermann den Applaus des Tages, teils erhoben sich die Mitglieder von ihren Sitzen.
Nach Alvermanns Vorrede wirkte das Video des Teams um Wilke Stroman etwas unglücklich, dieser Kniff des vom Mitgliederrat nominierten Trios hatte damit funktioniert. Stroman ließ Carsten Wettich und Tugba Tekkal („Ich möchte nicht gewählt werden, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich als Frau die Kompetenz für das Amt besitze“) den Vortritt – offenbar, weil er als vermutlich stärkster Redner seines Teams den positiven letzten Eindruck bescheren sollte. Doch Stromans Rede verpuffte. Der Unternehmer, der zuvor bei öffentlichen Auftritten überzeugt hatte, nannte sich in einem Atemzug mit Franz Kremer und erntete für sein Zitat der Südkurven-Gesänge gar Pfiffe und Buhrufe. Eine besonders in den sozialen Medien mit großem Aufwand betriebenen Kampagne brach in diesen Momenten in sich zusammen.

Lionel Souque zerriss auf offener Szene seine ausgearbeitete Rede und improvisierte - mit Erfolg.
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Einen besonders unkonventionellen Auftritt legte Rewe-Boss Lionel Souque hin. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats hatte keinen Platz auf dem Podium erhalten und seine Rede nur im Rahmen der Aussprache zu den Vorstandskandidaten halten dürfen. Doch die Redezeit war angesichts der zahlreichen Wortmeldungen begrenzt worden. Souque zerriss seine vorbereitete Rede, um ein flammendes Statement für Stobbes Team zu halten. Er spreche für „alle Sponsoren, Banken, Gremien: Wir brauchen einen Verein, in dem alle an einem Strang ziehen. Und das geht nur mit diesem Team.“ Der Vorstandschef des Hauptsponsors Rewe erhielt dafür begeisterten Applaus.
Zahlreiche Wortbeiträge der Mitglieder
Als die Aussprache auszuufern drohte, wies der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Präsident Werner Wolf darauf hin, dass die Rederechte der Mitglieder nicht eingeschränkt werden dürften, um keine Anfechtung der Versammlung und damit der späteren Wahl zu riskieren. Die Redezeit wurde auf zwei Minuten begrenzt, die Mitglieder um absolute Disziplin gebeten. „Das geht nach hinten los“, warnte Versammlungsleiter Michael Vesper, als etwa der frühere Profi-Trainer Roland Koch, der zum Team Adenauer zählte, seine Zeit überziehen wollte.
Demokratie braucht Zeit, sagte eine Rednerin und mahnte die Mitglieder zu Recht zur Geduld. Tatsächlich blieb der Ton zwar teils genervt, aber im Rahmen des demokratischen Diskurses. So wurden sämtliche Beiträge und Fragen zugelassen und geäußert, die Kandidaten erhielten noch die Gelegenheit, Stellung zu beziehen und Aussagen zu kommentieren.
So bildete die lange erwartete Versammlung mit ihrem klaren Wahlergebnis einen Startpunkt, von dem aus der Verein nun die Aufgaben in Angriff nehmen kann, deren Umsetzung in den vergangenen Monaten so wortreich angekündigt worden war.
„Ich glaube, der FC hat jetzt die riesige Chance, mit geeinten Gremien Dinge auf den Weg zu bringen, die zuletzt liegengeblieben sind“, erklärte Alvermann, „aber das machen wir vereint und im Austausch mit dem bisherigen Vorstand, der bereits das Angebot erneuert hat, uns zu unterstützen. Und dann packen wir das an.“

Emotionale Momente nach der Wahl für Ulf Sobek, Jörg Alvermann und Jörn Stobbe nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses
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