Der Mitgliederrat des 1. FC Köln präsentiert sein Team für die Wahl im Herbst – Wolf und Sauren ziehen Bilanz.
1. FC Köln vor den NeuwahlenDas Vermächtnis des Vorstands

Eckhard Sauren und Werner Wolf werden im Herbst nicht erneut zur Wahl antreten.
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Wenn nichts mehr dazwischenkommt, wird der Mitgliederrat des 1. FC Köln am Mittwoch das Team präsentieren, das im Herbst für den Vorstand kandidieren wird. Am Dienstagabend trat das Gremium zur abschließenden Sitzung zusammen, in der die Findungskommission das Ergebnis ihrer Suche vorstellte. Nach der Prüfung durch die Wahlkommission stand die Entscheidung fest.
Erstmals könnten im Herbst mehrere Teams zur Wahl stehen. Als Werner Spinner im Jahr 2012 mit Markus Ritterbach und Toni Schumacher gewählt wurde, bildete sich noch das vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Trio. Damals hätte der Vorschlag des Verwaltungsrats zwei Wahlgänge verlieren müssen, ehe es zu einer Kampfabstimmung gekommen wäre. Für diesen Fall stand ein Team um FC-Legende Karl-Heinz Thielen bereit. Doch Spinner, Schumacher und Ritterbach holten auf Anhieb mehr als 90 Prozent.
Chef des Verwaltungsrats war damals Werner Wolf, der nach Wolfgang Overaths Rücktritt den Klub kommissarisch führte. Heute ist Wolf erneut ein Klubchef bis zur nächsten Wahl. Bereits länger steht fest, dass der Mitgliederrat den aktuellen Vorstand nicht wieder vorschlagen wird. Werner Wolf und Eckhard Sauren haben daraufhin erklärt, für eine neue Amtszeit nicht zur Verfügung zu stehen.
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Carsten Wettich hingegen unternimmt einen neuen Anlauf. Der bisherige Vizepräsident tritt zusammen mit Wilke Stroman, der als Präsident kandidieren würde, und der ehemaligen FC-Spielerin Tugba Tekkal an. Das Team will auch ohne Mandat des Mitgliederrats kandidieren und benötigt dafür laut Satzung die Unterstützung von drei Prozent der FC-Mitglieder – etwa 4500 Stimmen.
Warum das Team des Mitgliederrats im Vorteil ist
Dafür müssen die Mitglieder ein Formular ausdrucken, ausfüllen, unterschreiben und es anschließend entweder digitalisiert per Mail oder Upload oder per Post einreichen. Ein erheblicher Aufwand. Neben Stroman sammelt auch Sven-Georg Adenauer Unterschriften. Doch gerade außerhalb der Saison ist es schwierig, viele FC-Fans zu erreichen. Das Team des Mitgliederrats ist da klar im Vorteil: Es darf direkt antreten.
Der Vorstand hat in jeglicher Situation – und wir hatten sehr schwierige Situationen – sehr eng, sehr vertrauensvoll und sehr professionell zusammengearbeitet. Das ist außergewöhnlich in der Qualität
Vorerst bleibt jedoch Wolf mit seinen Stellvertretern im Amt. Der 69-Jährige zeigt sich entschlossen: „Dieser Vorstand funktioniert hervorragend, hat immer hervorragend funktioniert und wird bis zum letzten Tag seinen Amtsgeschäften nachgehen“, sagte der Präsident unlängst im FC-Podcast bei Radio Köln. Mit dem Zielstrich vor Augen zogen Wolf und Sauren eine Bilanz ihrer Amtszeit. Und die fiel insgesamt überragend aus. „Der Vorstand hat in jeglicher Situation – und wir hatten sehr schwierige Situationen – sehr eng, sehr vertrauensvoll und sehr professionell zusammengearbeitet. Das ist außergewöhnlich in der Qualität“, beschrieb Wolf.
Was der FC-Vorstand erreichte – und was nicht
Der Vorstand hat interne Prozesse angestoßen. Das Zukunftskonzept „Matchplan“ sah vor, die Einnahmen um 25 Millionen Euro jährlich zu steigern, um unter die Top-10 der Bundesliga zu kommen. In Teilen wurde das erreicht: Die Medieneinnahmen stiegen seit der Präsentation des Programms im Jahr 2021 um 9 Millionen Euro, Ticketeinnahmen durch Preiserhöhungen und Umbauten um 8 Millionen, Sponsoring um 10 Millionen. Hinzu kommen Mehreinnahmen aus dem Stadioncatering sowie neuen Logen. Das summiert sich nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf mehr als 30 Millionen Euro jährlich.
Trotz der verbesserten Einnahmensituation blieb das erhoffte Ergebnis aus – im Gegenteil. Als der „Matchplan“ präsentiert wurde, waren die höheren Erlöse vor allem zur Stärkung des Kaders vorgesehen. Man wollte das jährliche Budget für die Profimannschaft von damals etwa 55 Millionen Euro auf 80 Millionen steigern. Gleichzeitig, so die Vermutung, würde der Wert des Kaders wachsen. Von damals rund 100 Millionen auf später 185 Millionen Euro. Doch davon sind die Kölner weit entfernt. Als sie vor einem Jahr aus der Bundesliga abstiegen, lag das Budget für die Profis bei kaum mehr wettbewerbsfähigen 40 Millionen Euro. Nach dem Abstieg sank der Kaderwert auf 60 Millionen.

FC-Vizepräsident Carsten Wettich will sich erneut zur Wahl stellen, doch sein Team muss 4500 Unterstützerstimmen sammeln.
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Wolf betont dennoch die Stabilität. Der rigorose Sparkurs der vergangenen Jahre, die Trennung von Leistungsträgern sowie die Stärkung der Einnahmenseite haben dem FC zwar finanzielle Spielräume gegeben. Doch wegen der Transfersperre hatten die Kölner zunächst nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, neues Personal zu verpflichten. Und als sie dann wieder zuschlagen durften, investierten sie Millionensummen in Jusuf Gazibegovic, Joel Schmied und Imad Rondic. Alles Spieler, die kaum dazu beitragen werden, Werte zu schaffen. Die Königstransfers, dazu zählen auch Steffen Tigges, Sargis Adamyan und Luca Kilian, funktionierten zuletzt nicht.
Sauren sagt: „Wir bedauern die Transfersperre und den Abstieg“
So bleiben vor allem Strukturen und Prozesse. „Wir haben viele Dinge kreiert, von denen der Verein noch jahrelang profitieren wird. Wir werden dokumentieren, was uns in der Amtszeit alles gelungen ist. Wenn man sich dann selbst ein Zeugnis ausstellt und sieht, dass man einen schuldenfreien Verein, der investitionsfähig ist und in einen Kader investieren kann. Dann kann man schon sagen, dass man einige Dinge gut gemacht hat“, sagt Sauren, der immerhin einräumte, dass es auch Fehler gegeben habe. „Es war nicht alles gut, was wir gemacht haben. Wir bedauern die Transfersperre und den Abstieg.“
Ex-Geschäftsführer Keller hatte stets betont, dass Transfererlöse nicht zur Pflichtgröße in Finanzplänen werden dürfen. Doch der FC musste zuletzt ganz ohne nennenswerte Einnahmen auskommen – ein Nachteil, wie Wolf einräumt: „Wir werden Transfererlöse brauchen. Ohne sie kann man nicht oben mitspielen.“ Sauren ergänzt: „Jetzt braucht es gezielte Investitionen in Projekte und Mannschaft. Aber die Basis steht.“
Carsten Wettich nahm nicht am FC-Podcast teil – man wolle keine Wahlkampfplattform bieten, sagte Sauren. Am Dienstag meldete sich Wettich allerdings beim „Geissblog“ zu Wort. Und antwortete auf die Frage, was nicht gut gelaufen sei in der Amtszeit des scheidenden Präsidiums: „Wir sind abgestiegen. Wir sind ein Fußballklub, und am Ende zählt vor allem der sportliche Erfolg. Im Nachhinein hätten wir uns mehr Zeit lassen sollen bei der Umstellung von einer kurzfristigen auf eine mittelfristige Ausrichtung und mehr Geld in den Kader stecken sollen.“