Für den 24-Jährigen ist der FC bereits die fünfte Leihstation. Er will sich nun dauerhaft in Köln durchsetzen. Neue Chance am Samstag in Aussicht.
„Besonderes Spiel für mich“Tom Krauß, der FC-Neuzugang aus der Leipziger Fußball-Dynastie

Kam bisher in zwei Pflichtspielen für den FC zum Einsatz: Neuzugang Tom Krauß
Copyright: IMAGO/Beautiful Sports
Das kommende Bundesligaspiel des 1. FC Köln bei RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr) ist für Tom Krauß ein spezielles. Und das nicht nur, weil der 24-Jährige gute Chancen hat, für den länger verletzten und mittlerweile an der Schulter operierten Kölner Neuzugang Rav van den Berg wieder in die Startelf und ins Abwehrzentrum zu rücken.
Für Krauß ist es vor allem eine emotionale Rückkehr in seine Heimat. In Leipzig wurde er geboren, TuS Leutzsch (2005-2009), FC Sachsen Leipzig (2009-2011) und RB (2011-2019) waren seine ersten Vereine. „Meine Familie, die ich auch nicht jede Woche sehe, ist da, meine Freunde sind da – das ist schon etwas Besonderes für mich“, sagt der vielseitige Spieler, der sowohl im Mittelfeld-Zentrum, auf der Sechser-Position als auch in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen kann. Krauß entstammt einer wahren Leipziger Fußball-Dynastie.
Ururgroßvater Gustav, ein Fleischergeselle, gehörte zu den Mitbegründern des Vorgängervereins von Chemie Leipzig. Urgroßvater Fritz zählte erst als Stürmer, dann als Abwehrspieler zu den besten Fußballern Sachsens und war nach dem Krieg Trainer der BSG Chemie. Großvater Roland lief von 1966 bis 1971 für Lok und Chemie Leipzig in der DDR-Oberliga auf und wurde 1965 mit der DDR-Juniorenauswahl Europameister. Und Toms Vater Holger Krauß spielte gleich für mehrere Leipziger Vereine, den FSV Zwickau, den Halleschen FC und galt als großes Talent, das als 15-Jähriger vom VfB Leipzig zu Bayer 04 Leverkusen wechselte. Bei der Werkself war er Kapitän der U19 und durfte bei den Profis unter Trainer Dragoslav Stepanovic mittrainieren.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Frauenfußball Bayer 04 benötigt gegen hartnäckigen Gegner Widerstandskraft und Glück
- Futsal-Bundesliga Panthers Köln hoffen auf den ersten Saisonsieg
- Nach Kölner Spiel in Wolfsburg Albtraum-Rückfahrt für FC-Fans – ICE um 3 Uhr in Hannover evakuiert
- Das Spektakel in der Analyse Dieser 1. FC Köln ist einfach nicht kleinzukriegen
- Pierre Littbarski „Dieser FC-Start macht definitiv Lust auf mehr!“
- Fußball-Bundesliga Aus für Seoane in Gladbach – Ex-Profi Polanski übernimmt
- Basketball Wings Leverkusen liefern Trainer Patrick Reusch wichtige Erkenntnisse
Und sein Sohn Tom verfolgte schon als Kleinkind kein anderes Ziel, als auch Fußballer zu werden. „Wir haben unsere Gene offenbar weitergegeben. Tom ist allerdings der erste gebürtige Leipziger, der in der Bundesliga für RB aufgelaufen ist“, erzählt Holger Krauß stolz. Das war am 34. Spieltag der Saison 2019/20 gegen Augsburg, als der Filius vom damaligen RB-Trainer Julian Nagelsmann eingewechselt wurde.
1. FC Köln: Tom Krauß entstammt einen Leipziger Fußball-Dynastie
Tom Krauß stand zwar noch bis 2023 beim Brauseklub unter Vertrag, doch eigentlich ist er schon seit Sommer 2020 aus Leipzig weg. Erst wurde er für zwei Jahre an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen, dann an Schalke 04. Für die Königsblauen zu spielen, sei sein „Kindheitstraum“ gewesen, befand er damals. Doch nach dem Abstieg verließ er den Klub und wechselte 2023 für eine Ablöse von fünf Millionen Euro zum FSV Mainz 05. Deshalb sagt Krauß: „Es hat sich sehr viel verändert, seitdem ich aus Leipzig weg bin. Dennoch ist es für mich eine Rückkehr in meine Heimat. Ich habe dort meine ganze Jugend verbracht und mich sehr wohl gefühlt.“
Das möchte er jetzt auch am Geißbockheim. Und zwar von Dauer. „Ich will jetzt mal ankommen“, sagt der 14-fache U21-Nationalspieler, der unter dem Mainzer Trainer Bo Henriksen keinen einfachen Stand hatte und in der vergangenen Saison erneut ausgeliehen wurde: in der Hinrunde erst an den englischen Zweitligisten Luton Town, bei dem er auch nicht wirklich glücklich wurde („Ich habe das dann auch wegen familiärer Probleme abgebrochen“), in der Rückrunde dann an den VfL Bochum, bei dem er zwar zum Leistungsträger avancierte, den Bundesliga-Abstieg aber mit seinem Team nicht verhindern konnte.
Jetzt wurde Krauß erneut bis Saisonende ausgeliehen, doch der FC sicherte sich in den Verhandlungen mit Mainz eine Kaufoption. Krauß' Fußball-Wanderschaft könnte und soll enden. „Hier beim FC habe ich jetzt den Spaß wiedergefunden. Ich will mich etablieren und endlich mal bei einem Verein ankommen. Daher werde ich jetzt auch nicht verrückt, nur weil ich zweimal auf der Bank saß“, meint Krauß, für den die Kölner also Leih-Verein Nummer fünf sind.
Beim FC kam er bisher in zwei von vier Pflichtspielen über knapp 100 Minuten zum Einsatz. Das ist ausbaufähig „Am Ende will man natürlich immer spielen. Es ist aber auch wichtig für mich, ruhig zu bleiben und dem Trainer zu zeigen, dass ich da bin. Wenn ich dann die Chance bekomme, muss ich sie nutzen. Es ist erst der 3. Spieltag, ich werde weiter geduldig bleiben“, sagt Krauß, der nun aber öfter von Trainer Lukas Kwasniok seine Chance bekommen könnte.

Tom Krauß (l.) 2019 bei den Profis von RB Leipzig mit dem heutigen Leverkusener Torjäger Patrik Schick
Copyright: imago images/Picture Point LE
Und zwar im Abwehrzentrum. „Der Vorteil von Tom als Rechtsfuß links in der Dreierkette ist, dass er normalerweise in einer Mann-gegen-Mann-Konstellation gut nach innen auflösen kann“, erklärte Kwasniok jüngst, der trotz des überaus gelungenen Saisonstarts mit sieben Punkten aus drei Ligaspielen immer auch für personelle und taktische Überraschungen gut ist, weiß auch Krauß: „Wir haben in drei Spielen jetzt drei verschiedene Formationen gespielt und sind sehr variabel.“ Der positive Start, er gebe seiner Mannschaft viel Selbstvertrauen, die ein großer Zusammenhalt auszeichne. Krauß spricht von einer enormen Kaderbreite, viel Konkurrenzkampf und einem hohen Niveau im Training. „Jeder will sich zeigen und spielen. So pushen wir uns gegenseitig und entwickeln uns weiter. Das alles ist wichtig, um Spiele am Ende noch mal zu ziehen.“
Das gelang dem FC bisher eindrucksvoll, der nicht nur in der Nachspielzeit das Pokalspiel in Regensburg zu seinen Gunsten drehte (2:1), sondern auch spät in Mainz gewann (1:0) und in Wolfsburg sogar in der 104. Minute noch zum 3:3 ausglich. „Wir rechnen uns immer Chancen aus, auch in Leipzig, sonst bräuchten wir gar nicht erst hinfahren. Wir kommen mit einer breiten Brust und wollen das zeigen. Wir gehen zwar als Underdog ins Spiel, doch diese Rolle haben wir schon in Wolfsburg gut angenommen. Wir werden vielleicht mal leiden müssen, aber wir wollen auch RB auf jeden Fall ärgern“, kündigt Krauß Gegenwehr an. Familie und Freunde werden ihm dann vor Ort die Daumen drücken. Leipziger Fußball-Dynastie hin oder her.