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„Er hat geweint“Der 1. FC Köln verliert spät gegen Dortmund – Schock nach Hübers-Verletzung

6 min
Timo Hübers wird nach seiner Verletzung auf dem Platz im Signal Iduna Park behandelt. Der 1. FC Köln unterlag am Samstag (25. Oktober) Borussla Dortmund mit 0:1.

Timo Hübers wird nach seiner Verletzung auf dem Platz im Signal Iduna Park behandelt. Der 1. FC Köln unterlag am Samstag (25. Oktober) Borussla Dortmund mit 0:1.

FC-Coach Lukas Kwasniok spricht nach dem 0:1 in Dortmund von einer „doppelten Niederlage“. Abwehrchef Timo Hübers verletzte sich schwer.

Köln ärgert Dortmund lange, verliert am Ende aber dramatisch. Zudem muss der Aufsteiger um Timo Hübers bangen. Der Abwehrspieler verletzt sich in der Schlussphase wohl schwer.

Das Wichtigste zuerst

Dortmund. Bitter. Dramatisch. Glücklos. Es war schwierig für die Kölner, nach dieser so späten 0:1-Niederlage am Samstagabend durch ein Tor von Maximilian Beier in der sechsten Minute der Nachspielzeit die richtigen Worte zu finden. Überschattet wurde das Spiel auch noch durch die Horror-Knieverletzung von FC-Verteidiger Timo Hübers, der in der 82. Minute nach einem Zweikampf mit dem Dortmunder und früheren Kölner Stürmer Serhou Guirassy auf dem Rasen liegen blieb, sich ans Knie fasste.

Als Hübers mit einer Trage vom Feld getragen werden musste, liefen ihm Tränen über das Gesicht. Der Verteidiger, der früher bereits zwei Kreuzbandrisse erlitten hatte, wird aller Voraussicht nach monatelang ausfallen. Die restlichen Minuten musste der FC auch noch in Unterzahl bestreiten, da sein Auswechselkontingent bereits erschöpft war.

Das Tor

Bis zur sechsten Minute der Nachspielzeit war ein glänzend aufgelegter Kölner Torhüter Marvin Schwäbe für die Dortmunder trotz Dauerdrucks schier nicht zu überwinden, alles hatte der FC-Keeper vereitelt. Oder seine Vorderleute hatte es leidenschaftlich wegverteidigt. Doch dann war Schwäbe doch noch geschlagen: Nach einer Ryerson-Ecke bekamen die Gäste den Ball nicht weg, Fabio Silva verpasste einen Abschluss, doch dann kam der eingewechselte Maximilian Beier zum Schuss. Der Ball wurde noch von Sebastian Sebulonsen abgefälscht, ging dann auch noch durch die Beine von Eric Martel und schlug unten rechts im Kölner Tor ein. Schwäbe war machtlos.

Das war gut beim 1. FC Köln

Die Kölner zeigten sich als echte, kompakte Einheit, verteidigten aufopferungsvoll. In der ersten Halbzeit hatten sie auch offensiv ein paar Nadelstiche durch ihr Juwel Said El Mala setzen können. Stark auch das Verhalten der Dortmunder Zuschauer: Als der schwerverletzte Timo Hübers vom Platz getragen werden musste, verabschiedeten nicht nur die Kölner, sondern auch die Dortmunder Fans den Kölner Verteidiger mit aufmunterndem Beifall.

Das war schlecht

Im Zentrum ließ der FC zu viel zu. Das lag auch daran, dass Mittelfeldspieler Isak Johannesson und Denis Huseinbasic sowie der vorne ihnen positionierte Jakub Kaminski nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Oder anders ausgedrückt: Vielleicht war auch die Qualität der Dortmunder Gegenspieler an diesem Abend zu stark. Im Laufe der zweiten Halbzeit wurde der Druck der Gastgeber immer größer, Entlastung für die Kölner gab es eigentlich gar keine mehr. Erst recht nicht in Unterzahl nach Hübers‘ Verletzung.

Moment des FC-Spiels gegen den BVB

War dann doch das späte Siegtor von Dortmunds Maximilian Beier. Aus Kölner Sicht hätte auch Said El Mala wieder zum Helden werden können, als er freistehend vor BVB-Torwart Gregor Kobel stand, abschloss und der Ball Zentimeter neben den rechten Pfosten sauste.

Spieler des Spiels

Marvin Schwäbe, der Hexer im Kölner Tor, an dem die Dortmunder lange verzweifelten.

Das sagen die Trainer

Niko Kovac (Borussia Dortmund):

„Ich habe den Jungs das schon in der Kabine gesagt. Das können mir die Jungs nicht allzu oft antun. Da geht die Pumpe schneller, der Bart wird grauer. Die Kölner haben es richtig gut gemacht, haben super verteidigt und waren auch mit ihren Kontern in der ersten Halbzeit brandgefährlich. Ich denke, man hat gesehen, warum der 1. FC Köln heute dort steht, wo sie im Moment stehen – eine Mannschaft, die sehr gut verteidigt, ein Team, das sehr gut umschalten kann, mit vielen guten, schnellen Spielern.

Aber ich glaube, dass meine Mannschaft das heute auch richtig gut gemacht hat – von der ersten bis zur letzten Minute. Was mich freut, ist die Tatsache, dass wir nicht in der 96. Minute gewonnen haben – das ist natürlich das Schönste. Darüber freuen wir uns, aber auch darüber, dass unsere Finisher, wie ich sie nenne – die Jungs, die in die Partie kommen – dem Spiel nochmal einen Impact geben. Man sieht: Es gibt keinen Leistungsabfall.“

Lukas Kwasniok (1. FC Köln):

„Es gibt Tage im Leben, die würde man ganz gerne streichen im Nachhinein – und da gehört heute dieser auch bei mir dazu. Das hängt einfach damit zusammen, dass wir uns für einen leidenschaftlichen Kampf nicht belohnen konnten mit einem Punktgewinn. Und was noch fataler und schlimmer ist: die schwere Verletzung von Timo Hübers. Wenn du dann so eine doppelte Niederlage mit nach Hause nehmen musst, dann tut das weh.

Aber zu unserem Job gehört es dazu, immer wieder hinzufallen, Niederlagen einzustecken – auch schwere, auch harte Niederlagen – um dann aufzustehen. Und das werden wir auch morgen tun. Wir schauen, dass wir dann im Pokal irgendwie bestehen können gegen die Bayern. Wir freuen uns drauf. Zum Spiel: Insgesamt glaube ich einfach, dass wir in der ersten Halbzeit schon zwei, drei Umschaltsituationen hatten, wo du in Führung gehen musst, wenn du hier irgendwas mitnehmen willst. Das haben wir leider nicht geschafft. Dann war klar, dass wir in der zweiten Halbzeit immer weniger Entlastung hinbekommen werden, auch wenn wir es uns anders erhofft haben. Und spätestens mit der schweren Verletzung und der nicht mehr vorhandenen Möglichkeit, wechseln zu können, haben wir es in Unterzahl dann nicht mehr komplett geschafft.

Eine Minute hat am Ende gefehlt. Und trotzdem möchte ich mich einfach bei der Mannschaft bedanken für die Einsatzbereitschaft. Ich glaube, wenn man heute bei Wikipedia nach dem Wort Aufopferung suchen würde, würden zwei Namen rausspringen: Eric Martel und Timo Hübers. Und deswegen sind wir irgendwo stolz und trotzdem niedergeschlagen. Ich habe Timo nur kurz gesehen – er hat geweint, er hat Schmerzen. Es geht ihm einfach miserabel, so deutlich kann man es sagen. Alles Weitere kann ich jetzt nicht beantworten. Ich weiß nicht, wie er nach Hause transportiert wird oder ins Krankenhaus, weil ich die Möglichkeit nicht mehr hatte, mit ihm zu sprechen. Wir hoffen, dass es einigermaßen glimpflich ausgeht – aber es sieht sehr, sehr bescheiden aus.“

Das sagen wir

Zwar kassierte der 1. FC Köln im achten Bundesligaspiel seine dritte Niederlage, doch er muss sich nicht grämen. Denn so tritt definitiv kein Team auf, das mit dem Abstiegskampf zu tun hat beziehungsweise noch haben wird. Der FC präsentierte sich als echte Einheit, verteidigte kompakt und leidenschaftlich. Die Kölner erwiesen sich als unbequemer Gegner und versteckten sich zumindest in der ersten Halbzeit auch offensiv nicht. Im Verlauf der zweiten Halbzeit zeigte sich dann aber, wer der Bundesliga-Aufsteiger und wer der wiederholte Champions-League-Teilnehmer ist: Mit den Einwechslungen von Beier, Sabitzer, Silva, Bellingham und Brandt konnte der BVB immer wieder mit Qualität nachlegen. Und der FC konnte dem außer großem Kampf nur noch wenig entgegensetzen. Die Dortmunder übten nun Dauerdruck aus. Dem hielt der FC lange stand – erst kurz vor dem Abpfiff war er dann geschlagen.

Die Niederlage dürfte den FC aber nicht umwerfen, denn dafür präsentiert sich bisher zu stabil. Ein Schock ist indes für die Kölner die schwere Verletzung von Timo Hübers. Immerhin steht der neue Innenverteidiger Rav van den Berg jetzt oder in Kürze wieder zur Verfügung.

Der FC muss den späten Knockout nun irgendwie aus den Kleidern schütteln. Das wird nicht einfach, könnte Kwasnioks Team aber gelingen. Am Mittwoch kommt das Starensemble des FC Bayern zum Pokal nach Müngersdorf. Natürlich ist der FC krasser Außenseiter, aber mit Euphorie auf dem Platz und von den Rängen kann der Aufsteiger womöglich dem großen Favoriten Paroli bieten. Das ist zumindest die Hoffnung.