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Mitglieder-Versammlung1. FC Köln denkt über Musik, Geschenke und Freibier nach

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Früher wurde beim FC noch per Karte abgestimmt, mittlerweile laufen die Wahlen digital – allerdings nur am Ort der Veranstaltung.

Früher wurde beim FC noch per Karte abgestimmt, mittlerweile laufen die Wahlen digital – allerdings nur am Ort der Veranstaltung. 

Der 1. FC Köln denkt über Maßnahmen nach, mehr Mitglieder zur Vorstandswahl am 27. September im Stadion zu bewegen – Mitgliederrat stellte sich gegen hybride Veranstaltung

Fünf Wochen bleiben bis zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln im Rhein-Energie-Stadion – und schon jetzt deutet vieles auf einen Rekordbesuch hin. Denn erstmals treten gleich drei Teams zur Wahl des Präsidiums an. Zwei Teams sammelten jeweils rund 4600 Unterstützerstimmen, um zur Wahl zugelassen zu werden. Die Marke zu erreichen, war eine beachtliche Leistung. Hinzu kam, dass sowohl die Vertreter des „Team Stroman“ als auch das Trio um den CDU-Politiker Sven-Georg Adenauer es nicht dabei beließen, Unterschriften zu sammeln. Sie regten die FC-Fans außerdem an, auch zur Versammlung am 27. September zu kommen.

Der Mobilisierungsgrad wird eine mitentscheidende Größe sein. Das dritte Team, vom Mitgliederrat nominiert und daher ohne Unterschriften zugelassen, kann auf den harten Kern der FC-Mitglieder zählen, der regelmäßig zu den Versammlungen erscheint. Das waren zuletzt insgesamt selten mehr als 1500 der mittlerweile mehr als 150.000 Mitglieder. Als 2022 Vorstandswahlen anstanden, kamen 913 FC-Fans in die Lanxess-Arena. Als tief in der Nacht abgestimmt wurde, nahmen noch 789 Mitglieder teil.

Kommt es zu einer Protestwahl?

Sollten diesmal tatsächlich Unterstützer der Konkurrenzteams zu Hunderten oder gar Tausenden anreisen, wären die Mehrheiten weit weniger gewiss – zumal in einer möglichen Stichwahl, in der ein aus eigener Initiative angetretenes Trio auf das „Team FC“ genannte Trio des Mitgliederrats um den Immobilienmanager Jörn Stobbe treffen könnte. In diesem Fall, so die Theorie, könnten die Gegner des „Team FC“ gemeinsam für das verbliebene Team stimmen, was eher eine Protestwahl als eine inhaltlich motivierte Entscheidung bedeuten würde.

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Eine Möglichkeit, viele Mitglieder zur Abstimmung zu bewegen, hatten die Teams Stroman und Adenauer in einer hybriden Mitgliederversammlung entdeckt. Im Mai hatte der noch amtierende Vorstand dafür geworben. Doch der Mitgliederrat bestand auf einer reinen Präsenzveranstaltung – die Satzung gibt dem Gremium in dieser Frage das letzte Wort. Dennoch kam das Thema zuletzt erneut auf. Das Team um Präsidentschaftskandidat Wilke Stroman, zu dem auch Tugba Tekkal und der bereits amtierende Vizepräsident Carsten Wettich gehören, forderte in einem Brief erneut eine hybride Lösung. „In den Gesprächen während der Sammlung der Unterschriften ist eines immer wieder aufgefallen: Viele Mitglieder wünschen sich eine hybride Mitgliederversammlung“, erklärte Stroman zuletzt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Auch Kandidat Adenauer plädiert für hybride Veranstaltung

Unterstützung kam von Konkurrent Sven-Georg Adenauer. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum eine hybride Versammlung im Jahr 2025 nicht möglich sein soll. Viele Mitglieder wünschen sich digitale Teilhabe“, betonte er. Der Mitgliederrat hatte eine hybride Veranstaltung unter anderem wegen technischer und auch rechtlicher Bedenken abgelehnt. Außerdem sieht das Gremium die Debatten- und Vereinskultur gefährdet, sollten die Mitglieder nur am Bildschirm ihre Rechte wahrnehmen können.

Damit stand eine ungewöhnliche Allianz: Stroman, Adenauer – und der amtierende Vorstand. Präsident Werner Wolf bekräftigte, dass man an der im Mai vertretenen Haltung festhalte. Der Mitgliederrat reagierte scharf, sprach von einer „Untergrabung demokratischer Entscheidungen“ und nannte das Agieren von Wettich „befremdlich“.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat der Vorstand nun zwar keinen weiteren Vorstoß bezüglich einer hybriden Veranstaltung unternommen. Dennoch ist der Versuch, mehr Menschen zu mobilisieren, längst nicht begraben worden. Im Gegenteil. So besinnt man sich unter anderem auf eine Maßnahme, die bereits vor vielen Jahren funktionierte: In Erinnerung blieb die Mitgliederversammlung 2017, als die berühmt gewordenen „Hoodies“ verschenkt wurden, Kapuzenpullover. Damals kam es zu Tumulten an den Ausgabestellen. Immerhin erschienen rund 6500 Mitglieder.

In diesem Jahr überlegt der Verein erneut, die Mitglieder mit Geschenken zu locken. Ob es sich erneut um Kleidungsstücke handelt, ist offen. Der Fanshop gibt vieles her: In der Vergangenheit etwa wollte ein FC-Präsident einmal Uhren an die Mitglieder verteilen, um seinen Ruhm zu mehren, ließ sich aber von dem auch kostspieligen Vorhaben abbringen.

Musik und Geschenke

Doch die Kraft der Geschenke soll es nicht allein richten. Zum Ende der Veranstaltung soll es auch einen Auftritt einer Kölner Band geben. Allerdings gibt es planerische Schwierigkeiten, schließlich findet am Tag nach der Versammlung das Heimspiel gegen Stuttgart statt. Eine taugliche Bühne im Stadion müsste also bald nach der Wahl abgebaut werden. Ein Konzert zum Abschluss könnte die zeitlichen Abläufe zusätzlich unter Druck setzen.

Musik und Geschenke – da liegt eine dritte Maßnahme nicht fern: Der 1. FC Köln überlegt, die Mitglieder im Stadion am Tag der Versammlung kostenlos zu verpflegen. Bratwurst und Softdrinks will man anbieten, das gab es bereits bei vergangenen Veranstaltungen, als die Mitglieder beim Einchecken zwei Essensbons erhielten.

Außerdem gibt es allerdings den Gedanken, spätestens zum Ende der Veranstaltung Freibier auszuschenken. Bislang ist der Ausschank alkoholischer Getränke während der Mitgliederversammlungen nicht vorgesehen – die Veranstaltungen haben ihre Längen, dauerten teils mehr als sechs Stunden. Über die gesamte Zeit alkoholische Getränke anzubieten, womöglich sogar kostenlos, könnte unkontrollierbare Folgen haben. Und eine Wahl sogar rechtlich anfechtbar machen – moralisch ohnehin. Daher ist eher denkbar, dass zum Ende der Veranstaltung ein letzter Tagesordnungspunkt bleibt: Ein gemeinsames Bier auf den neuen Vorstand.

Wie nah diese Überlegungen vor der Umsetzung stehen, ließ der 1. FC Köln am Dienstag unkommentiert. Klar dürfte sein, dass der Dreiklang aus Geschenken, kölscher Musik und Freibier dafür sorgen würde, dass mehr Mitglieder zur Wahl kämen als zuletzt.