Beim 7:4-Sieg gegen Arnheim waren die Kölner erst von der Rolle, dann drehten sie auf. Auch Neuverpflichtung Jakub Kaminski traf doppelt.
Hinten vogelwild, vorne in TorlauneFC-Neuzugang Ache gelingt gegen Arnheim Hattrick innerhalb von neun Minuten

FC-Neuzugang Ragnar Ache schraubt sich hoch und köpft zum 4:4 gegen Arnheim ein.
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Es war ein wildes Spiel, ein Tor-Festival mit einigen schönen Aktionen, aber auch vielen Fehlern: Der 1. FC Köln bezwang am Sonntagnachmittag nach einer unterirdischen Anfangsphase dank einer deutlichen Steigerung Vitesse Arnheim in einem Spiel über zwei Mal 60 Minuten mit 7:4. Neuzugang Ragnar Ache gelang im zweiten Abschnitt ein Hattrick, der dem Stürmer Auftrieb geben sollte. Auch Neuverpflichtung Jakub Kaminski traf doppelt.
Der FC kam in Verlauf des Spiels in Torlaune – allerdings gegen den dann zweiten Anzug eines Zweitliga-Letzten. Als kurz vor dem Ende allerdings Ache verletzungsbedingt am Knie behandelt wurde, pfiff der Schiedsrichter vorzeitig nach 112 Minuten ab.
„In der Summe war nicht alles optimal, aber sieben Tore muss man erst einmal erzielen. Jetzt gilt es, die Dinge zu bewerten, aber sie auch nicht schönzureden“, sagte FC-Trainer Lukas Kwasniok, der mit den ersten 45 bis 50 Minuten eigentlich überhaupt nicht zufrieden gewesen sein dürfte. Denn gegen den niederländischen Traditionsklub, der nach dem Verlust der Profilizenz am Abgrund steht und wohl im Amateurfußball neu anfangen muss, fiel dem Bundesliga-Aufsteiger nach vorne nichts ein.
Der bis dato letzte Neuzugang Marius Bülter gab auf dem linken Flügel sein FC-Debüt, wurde aber kaum mal in Szene gesetzt und musste sich die Bälle oft aus der eigenen Hälfte holen.
1. FC Köln: Johannesson mit ungewohnten Fehlern – Bülter gibt Debüt
Und in der Defensive leistete sich der FC, bei dem diesmal Sebastian Sebulonsen die Kapitänsbinde übernahm, mehrere haarsträubende Fehler. Vor allem Isak Johannesson war von der Rolle, was nach dem bisherigen positiven Eindrücken so nicht zu erwarten war. Vor dem 0:1 durch Hoogewerf (9., abgefälschter Distanzschuss) ließ sich Johannesson in die Dreierkette fallen, spielte dann aber einen schlimmen Fehlpass. Vor dem 0:2 durch Yegoian (Schuss ins lange Eck) leistete sich der Isländer 20 Meter vor dem eigenen Tor einen kapitalen Ballverlust. Vitesse spielte mit viel Geschwindigkeit, mit dem Pressing des lange Zeit erstaunlich engagierten Gegners hatte der FC sichtlich Probleme.
Ragnar ist vielleicht jemand, der einen Ticken länger braucht als andere, um sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Und da hilft dir das Toreschießen. Ich gehe davon aus, dass ihn das beflügeln wird.“
„In der ersten Halbzeit bin ich überrascht gewesen, dass wir so viele Ballverluste hatten. Wir hatten nur einen zentralen Innenverteidiger auf dem Feld, weil ich dachte, dass wir einen holländischen Zweitligisten besser bespielen können. Die Ausrichtung war sehr offensiv gewählt und durch die Fehler im Spielaufbau, ist es uns dann um die Ohren geflogen. Die Energie war dann aber wichtig und gut. Wir haben weiter gemacht und uns dann noch belohnt“, sagte Kwasniok, der bei Ache dann vorsichtig Entwarnungen geben konnte und eher von einer Vorsichtsmaßnahme sprach: „Das kann eigentlich nichts sein.“ Vielmehr freute sich der Coach nach dem Hattrick mit und für den Stürmer: „Ragnar ist vielleicht jemand, der einen Ticken länger braucht als andere, um sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Und da hilft dir das Toreschießen. Ich gehe davon aus, dass ihn das beflügeln wird.“
Im Verlauf der Partie entwickelten die Kölner vor den Augen von Ex-Offensivspieler Mark Uth, der nach dem Karriereende jetzt eine Management-Ausbildung beim FC begonnen hat, dann etwas mehr Zug nach vorne, doch hinten patzten sie weiterhin munter. Vor dem 0:3 durch van der Ley (40.) verlor Hübers den Ball an der linken Außenlinie viel zu einfach, dann ließ sich Johannesson vom Gegenspieler austanzen. Kurz darauf kam der FC endlich mal zu einer Schuss-Chance durch Martel, doch Arnheims Torwart Bramel war zur Stelle (44.). Auch die Schüsse von Waldschmidt und Bülter landeten nicht im Tor (51.).
Immerhin: Der FC war nun mehr gewillt, erzeugte endlich Druck und belohnte sich mit zwei Toren durch Jakub Kaminski. Erst spitzelte der Neuzugang nach einem langen Ball von Pacarada (allerdings aus abseitsverdächtiger Position) das Leder gekonnt an Arnheims Keeper vorbei und schob den Ball ins leere Tor zum 1:3 (54.), dann erzielte der Pole nach schönem Doppelpass mit Waldschmidt das 2:3 (55.). Nach einer sehenswerten Kombination über Waldschmidt und Thielmann traf Linton Maina mit einem strammen Schuss sogar noch zum 3:3 (60.) gegen Gäste, die jetzt keinen großen Widerstand mehr leisteten und kaputt wirkten.
Aches starker Auftritt – auch Sturmkollege Rondic trifft
Zu den zweiten 60 Minuten wechselte Kwasniok komplett durch. Vitesse ging nach einer flach geschlagenen Ecke, die praktisch überhaupt nicht verteidigt wurde, durch Steffen allerdings wieder in Führung (62.).
Doch der FC kam erneut zurück – und wie: Es folgte der Auftritt von Ragnar Ache. Nach einer Ecke des spielfreudigen Florian Kainz schraubte sich der Angreifer in die Höhe und köpfte zum 4:4 ein (74.). Kurz darauf traf der Stürmer nach Vorarbeit von Steffen Tigges sogar zur ersten Führung der Kölner (76.). In der 83. Minute war dann Aches lupenreiner Hattrick perfekt, als er nach schöner Vorarbeit von Kainz das 6:4 erzielte. Die Treffer sollten dem Neuzugang, der bisher einen eher schweren Stand hatte, Selbstvertrauen geben. Gleiches könnte auch für Imad Rondic gelten, der mit einem Kopfball-Torpedo zum 7:4 traf (92.). Das hohe Ergebnis, es kaschierte im fünften Testspiel der Vorbereitung dann allerdings doch einiges.
1. FC Köln (erste 60 Minuten): Schwäbe – Sebulonsen, Hübers, Pacarada – Thielmann, Martel, Johannesson, Maina – Bülter, Waldschmidt, Kaminski. Zweite 60 Minuten: Zieler – Schmied, Krauß, Heintz – Gazibegovic, Huseinbasic, Kainz, Tigges – Rondic, Ache, S. El Mala.- Tore: 0:1 Hoogewerf (9.), 0:2 Yegoian (24.), 0:3 van der Ley (40.), 1:3 Kaminski (54.), 2:3 Kaminski (55.), 3:3 Maina (60.), 3:4 Steffen (62.), 4:4 Ache (74.), 5:4 Ache (76.), 6:4 Ache (83.), 7:4 Rondic (92.).