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Schwierige Sportchef-SucheDas sind Kandidaten des 1. FC Köln für die Keller-Nachfolge

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Köln Pressekonferenz Vorstellung Friedhelm Funkel 05.05.2025 Friedhelm Funkel Cheftrainer, Trainer 1. FC Köln, Dr. Werner Wolf Präsident 1. FC Köln und Thomas Kessler Sportdirektor 1. FC Köln posieren im Stadion Pressekonferenz

Vorerst in der Verantwortung beim 1.FC Köln (v.l.): Trainer Friedhelm Funkel, Präsident Werner Wolf und Sportdirektor Thomas Kessler

Beim 1. FC Köln gibt es viele offene Fragen. Das gestaltet auch die Suche nach einem neuen Geschäftsführer Sport schwierig. Doch es gibt natürlich Kandidaten.

Es war ein Schritt, vor dem die Vereinsführung des 1. FC Köln und seine Gremien gehörigen Respekt hatten. Mag die Demission des schier allmächtigen Sport-Geschäftsführers Christian Keller berechtigt oder sogar überfällig gewesen sein, so wussten auch die Verantwortlichen, dass nach einer Trennung ein Vakuum im sportlichen Bereich entstehen würde. Das ist nun der Fall – in der wichtigsten Phase der Kaderplanung für die kommende Saison.

Dazu kommt, dass die Trennung von Keller und die Suche nach einem neuen Sport-Geschäftsführer in eine Phase fällt, in der der aktuelle Vorstand nur noch einer auf Zeit ist. Das Präsidium scheidet in seiner aktuellen Besetzung Ende September definitiv aus dem Amt. Die Nachfolger stehen noch nicht fest, womöglich droht dem Klub ein Machtkampf. Dieser Zustand ist auch ein Ballast für die Gespräche mit möglichen Kandidaten für die Keller-Nachfolge. Der Vorstand sucht zudem einen neuen Geschäftsführer Marketing, denn auch von Markus Rejek, der den Machtkampf gegen Keller verlor, hatte sich der Klub erst im Februar getrennt.

Kessler übernimmt vorerst sportliche Leitung

Thomas Kessler, früherer FC-Torwart und bis dato Bereichsleiter Lizenzfußball, wird vorerst die sportliche Leitung an der Seite des verbliebenen Geschäftsführers Philipp Türoff übernehmen.„Interimsweise“, wie zumindest FC-Präsident Werner Wolf am Montagnachmittag sagte. Kessler genießt am Geißbockheim einen guten Ruf und gilt als loyal, doch ob ihm die Vereinsführung und die Gremien auch den Job eines Geschäftsführers Sport zutrauen, ist offen. Vorerst hat der 39-Jährige die Chance, sich zu bewähren.

Alles zum Thema Christian Keller

Und danach? Vieles ist ungeklärt. Jeder mögliche neue Sport-Geschäftsführer des FC will natürlich wissen: Wer sind jetzt und in Zukunft die Entscheider am Geißbockheim? Sucht tatsächlich das scheidende Vorstands-Trio den Sportchef im Alleingang aus? Die Gremien sind der Meinung, dass das nicht mehr der Fall sein darf. Und so gibt es durchaus kluge Gedankenspiele, einen möglichen neuen Vorstand in die Entscheidung mit einzubinden. Bisher ist bekannt, dass der amtierende Vizepräsident Carsten Wettich ein Team mit Unternehmer Wilke Stroman (als Präsidenten) und der früheren FC-Spielerin Tugba Tekkal aufgestellt hat.

Das alleinige Vorstands-Vorschlagsrecht obliegt laut Satzung jedoch dem Mitgliederrat, der nach Informationen dieser Zeitung mittlerweile ebenfalls ein Team beisammenhat, das am 12. Mai dem Gremium sein Konzept vorstellen soll. Als Kandidaten auf die Position des Geschäftsführers Sport sollen nach Informationen dieser Zeitung bisher drei Namen eine Rolle spielen: Jonas Boldt, Rachid Azzouzi und Pablo Thiam.

1. FC Köln: Rosen bleibt bei Burnley, doch über Boldt, Azzouzi und Thiam wird diskutiert

Auch über Alexander Rosen wurde offenbar nachgedacht, doch der langjährige Sportdirektor und Sport-Geschäftsführer der TSG Hoffenheim (bis Juli 2024) steht nach Informationen dieser Zeitung weder für den FC noch für einen anderen Klub zur Verfügung. Erst seit wenigen Wochen ist der 46-Jährige für das international tätige Investorenkonsortium ALK unter anderem als Berater des englischen Championship-Klubs (2. Liga) FC Burnley tätig.In Berlin weiß man auch nichts von einem Kölner Interessen an Oliver Ruhnert (53), den derzeitigen Chefscout und früheren Geschäftsführer von Erstligist Union, der zuletzt mit seiner Kandidatur (für das Bündis Sahra Wagenknecht) für den Bundestag gescheitert war.

Boldt ist trotz seiner erst 43 Jahre bereits seit knapp zwei Jahrzehnten im Profifußball tätig. Für Bayer 04 Leverkusen arbeitete der in Nürnberg geborene und in Düsseldorf aufgewachsene Manager in verschiedenen Funktionen von 2007 bis 2019, ab 2014 als Sportmanager und später als Sportdirektor, jeweils unter Rudi Völler. Von 2019 bis 2024 fungierte er zuletzt als Sportvorstand beim Hamburger SV. Er trug maßgeblich zur Konsolidierung des Klubs bei, doch der sportliche Erfolg blieb unter ihm aus. Zu vernehmen ist, dass für Boldt, der zuletzt auch bei Hertha BSC gehandelt wurde, der FC-Job trotz seiner Bayer-Vergangenheit reizvoll wäre.

Genau das dürfte auch auf den erfahrenen Manager Azzouzi zutreffen. Der 54-Jährige, in Mariadorf bei Aachen aufgewachsen, spielte 1988/89 für den FC in der Jugend und war von 1995 bis 1997 Profi bei Fortuna Köln. Azzouzi ist seit rund 20 Jahren als Manager im Profifußball tätig, war Sportdirektor für den FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf und hat vor allem über eine Dekade für die SpVgg Greuther Fürth gearbeitet, die er zweimal in die Bundesliga führte. Doch Ende Oktober 2024 folgte für den Geschäftsführer Sport das überraschende Aus bei den Franken.

Azzouzi war bereits zwei Mal (2012 und 2019) beim FC als Sportchef im Gespräch. Im Interview mit dieser Zeitung sagte Azzouzi im April: „Man empfindet Wertschätzung, wenn dein Name bei einem Klub mit dieser Strahlkraft gehandelt wird. Es gab Anfragen, allerdings beide Male keine konkreten Gespräche.“ Azzouzi verwies darauf, dass er aus Respekt vor dem da noch im Amt befindlichen Keller sich nicht konkret zum FC äußern wolle. Doch er schwärmte auch: „Ich bin im Rheinland groß geworden, habe gerne in Köln gelebt und gespielt. Wenn du vor FC-Heimspielen das Stadion betriffst, bekommst du Gänsehaut – auch als Vertreter des Gegners.“

Pablo Thiam beim Photocall zum Benefizlauf der Arche - Fuer den Frieden ist ihnen kein Weg zu weit am 19.08.2023 vorm Brandenburger Tor in Berlin. Berlin Deutschland

Ex-FC-Profi und zuletzt für Hertha BSC und den VfL Wolfsburg tätig: Pablo Thiam

Der in Bonn geborene Thiam hat sogar FC-Stallgeruch. Der 51-Jährige begann am Geißbockheim mit dem Fußballspielen, durchlief die Jugendabteilung der Kölner und debütierte 1994 auch als Profi für den FC, für den er bis zu seinem Wechsel 1998 zum VfB Stuttgart (weitere Stationen: Bayern München, Wolfsburg) als Defensivspieler 98 Pflichtspiele absolvierte.

Der Ex-Nationalspieler Guineas schlug nach seiner aktiven Karriere in Wolfsburg eine Management-Laufbahn ein, erst als Management-Assistent, dann als sportlicher Leiter der U-23-Regionalliga-Mannschaft. Von 2021 bis 2023 war der Ex-Profi sportlicher Leiter der Fußball-Akademie von Hertha BSC. Bis heute verfügt Thiam über gute Drähte zum FC, beispielsweise zu den aktuellen Vorstandsberatern Frank Schaefer und Erich Rutemöller. Mit Schaefer tauschte er sich noch am Sonntag am Rande des Meisterschafts-Viertelfinals der U19 gegen den HSV aus.