Die Gremien debattierten hart, am Ende stand die logische Konsequenz: Veränderungen waren unausweichlich.
PersonalentscheidungDie logische Konsequenz beim 1. FC Köln


Christian Keller war mehr als drei Jahre am Geißbockheim in der Verantwortung.
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Man muss kein Untergangsprophet sein, um beim Blick auf die Tabelle zu erschaudern: Sowohl die SV Elversberg als auch der SC Paderborn haben den Rückstand auf den 1. FC Köln am Wochenende auf drei Punkte verkürzt. Gewänne eine dieser Mannschaften beide verbleibenden Spiele und leistete sich Köln die zehnte Saisonniederlage, wäre Rang zwei dahin.
Hinzu kommt der 1. FC Kaiserslautern, der zum Saisonfinale in Müngersdorf gastiert. Angeblich haben sich 150.000 Fans der Pfälzer um Tickets beworben. Sollte der FCK im direkten Duell die Chance auf den Aufstieg haben – es drohte ein Showdown, dem der FC kaum gewachsen wäre.
Wie einer, der alle Regeln des Siegens kennt – aber noch nie gewonnen hat
Die Situation ist also brisant. Doch Christian Keller hat sich dazu entschlossen, die Dinge laufen zu lassen. Dass er mit demonstrativem Unverständnis auf Nachfragen reagierte, verwundert nur jene, die Kellers Geschäftsführung der letzten drei Jahre nicht verfolgt haben. Immer konnte er erklären, warum er entschieden hatte, was schiefgegangen war. Regelmäßig skizzierte er nachträglich, wie hätte funktionieren können, was nicht funktioniert hatte. Wie einer, der alle Regeln des Siegens kennt – aber noch nie gewonnen hat.
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Dass er final dazu aufrief, seinem Beispiel zu folgen und optimistisch zu sein, sorgte für neue Bestürzung – und Zorn beim Publikum. Denn ähnlich optimistisch, wie er nun ins Saisonfinale gehen wollte, warf er sich einst in die Verhandlungen, die zur Transfersperre führten. Groß war auch die Zuversicht, als Keller im Januar 2024 Timo Schultz als Retter verpflichtete und am Trainer festhielt, bis alles verloren war. Man möchte sich kaum ausmalen, mit welchem Optimismus Keller die aktuellen Winter-Transfers erledigte – und nicht nur die.

FC-Trainer Gerhard Struber erlitt am Samstag gegen Absteiger Regensburg einen schweren Rückschlag.
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Dabei gab es Alternativen zur reinen Zuversicht. Die Vorgänge am Samstagabend im Stadion hatten bereits gezeigt, dass Trainer Gerhard Struber keine Zukunft mehr beim FC hatte – weder in der ersten noch in der zweiten Liga. Christian Keller hat gar nicht erst den Versuch unternommen, sein Schicksal von dem des Österreichers zu trennen. Diesen Irrtum konnte er nicht mehr wegmoderieren. Die Trennung war unausweichlich. Sie kommt deutlich zu spät angesichts der Bilanz, die Keller in den vergangenen drei Jahren vorgelegt hat.
Die Sanierung der Klubfinanzen auf Kosten der sportlichen Wettbewerbsfähigkeit beschreiben das Scheitern eines für den Sport verantwortlichen Geschäftsführers eines professionellen Fußballklubs.
Der scheidende Vorstand und mit ihm die Gremien hat die Zeichen der Zeit erkannt. Es konnte nicht mehr weiter gehen. Keller und mit ihm Gerhard Struber waren gescheitert. In der nächsten Saison, ganz gleich in welcher Liga, wäre ein Debakel unausweichlich gewesen.