Der Vorstand des 1. FC Köln denkt über rechtliche Schritte nach einer Mitteilung des Beirats nach. Vizepräsident Sauren wirbt für Wettichs Team.
Gremienstreit beim 1. FC KölnBeiratssitzung eskaliert nach Debatte über Wahlempfehlung

Vizepräsident Eckhard Sauren beim Protest des 1. FC Köln vor dem Kölner Rathaus
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Beim Dinner im Anschluss an das Golfturnier des 1. FC Köln im Gut Lärchenhof am Montagabend war es Eckhard Sauren ein Anliegen, das Wort an die rund 100 Gäste zu richten. Er sei „in Sorge“ um die Zukunft des Vereins, sagte der scheidende Vizepräsident: „Bei der letzten Mitgliederversammlung sind zwölf Leute in den Mitgliederrat gewählt worden, die alle von der Kurve vorgeschlagen waren. Die stellen ein Vorstandsteam vor, von dem man weiß, dass es Kurven-nah ist“, sagte Sauren.
Im Juni hatte der FC-Mitgliederrat das Trio um den Immobilienmanager Jörn Stobbe vorgeschlagen, dem zudem Rechtsanwalt Jörg Alvermann und Sportwissenschaftler und DFB-Coach Ulf Sobek angehören. Tatsächlich hatte das Fanbündnis „Südkurve e.V.“ im vergangenen Herbst wie üblich eine Liste mit aus seiner Sicht wählbaren Kandidaten für den Mitgliederrat veröffentlicht. Nur diese zwölf Kandidaten hatten es ins Amt geschafft. Das Gremium, dem bis zu 15 Mitglieder angehören können, hatte nicht voll besetzt werden können.
Bei der letzten Mitgliederversammlung sind zwölf Leute in den Mitgliederrat gewählt worden, die alle von der Kurve vorgeschlagen waren. Die stellen ein Vorstandsteam vor, von dem man weiß, dass es Kurven-nah ist
Vor der Wahl hatte Vizepräsident Carsten Wettich im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ darin allerdings keinen Makel erkennen wollen. „Dass Mitglieder Wahlempfehlungen aussprechen, ist ein demokratischer Prozess. Wer mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, muss dann andere oder mehr Mitglieder zur Versammlung hinbringen beziehungsweise überzeugen“, sagte der Anwalt damals. Ein Jahr später fürchtet Eckhard Sauren dagegen, „dass der 1. FC Köln dann zu stark in der Hinsicht abgleitet“.
Er wolle daher „alle Leute ermuntern, zur Mitgliederversammlung zu kommen, um mit möglichst vielen Leuten eine demokratische Wahl durchzuführen“, fügte Sauren an. Um danach auf eine Alternative zum Vorschlag des Mitgliederrats hinzuweisen. „Carsten Wettich, unser Vizepräsident, hat ein Team. Von daher glauben wir, dass es wichtig ist, die Sorge zu äußern. Denn sonst reden wir in drei, vier Jahren, und der FC ist Richtung Kurve abgedriftet.“ Wettich kandidiert mit Unternehmer Wilke Stroman und Menschenrechtsaktivistin Tugba Tekkal.
Zuletzt hatte es Diskussionen über die öffentliche Empfehlung des FC-Beirats gegeben. Das Gremium, dem McKinsey-Manager Klaus Behrenbeck vorsteht und dem Rewe-Boss Lionel Souque, Alexander Wüerst (Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Köln), Ulrich Voigt (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Köln/Bonn) oder IOC-Mitglied Michael Mronz angehören, hatte sich für das Team des Mitgliederrats ausgesprochen.
Wettich: Beitrag verstößt gegen Neutralitätsgebot
Wettich hatte sich nicht zur öffentlich gemachten Festlegung des Beirats geäußert. Allerdings eröffnete der Vorstand die Beiratssitzung im Geißbockheim am Dienstagabend mit Vorwürfen und Drohungen, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr. Der Beirat habe gegen ein Neutralitätsgebot verstoßen. Die Diskussion eskalierte innerhalb weniger Augenblicke, die Sitzung wurde abgebrochen.
Zuletzt hatte sich der Vorstand bereits mit dem Mitgliederrat in der Debatte über eine hybride Mitgliederversammlung überworfen. Das Tischtuch zwischen dem Präsidium und dem Gremium ist ohnehin spätestens seit der Mitgliederversammlung 2024 zerschnitten, als der Vorstand auf Empfehlung des Mitgliederrats nicht entlastet worden war.

Carsten Wettich sprach Ende August auf dem Heumarkt.
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Vor sechs Jahren war Wettich noch selbst Teil der Findungskommission des Mitgliederrats, die das Präsidium aus Werner Wolf, Eckhard Sauren und Jürgen Sieger ausgewählt hatte. Sieger hatte den Vorstand nach nur 100 Tagen wieder verlassen, Wettich war nachgerückt. Auch damals gab es Wahlempfehlungen, wenn auch nicht von den Gremien selbst, sondern nur von deren Vorsitzenden. Wettich kommentierte das auf der Präsentations-Pressekonferenz des Wahlvorschlags. „Uns war es wichtig, die Vorsitzenden und insgesamt die Leute im Verein mitzunehmen und nicht nur anzuhören, um einen breit getragenen Vorschlag für ein Vorstandsteam zu unterbreiten. Umso mehr haben wir uns darüber gefreut, dass sich Herr Kley als Vorsitzender des Beirats und Lionel Souque als Vorsitzender des Aufsichtsrats öffentlich hinter unseren Vorschlag gestellt haben“, sagte er damals.

Michael Vesper soll die FC-Mitgliederversammlung am 27. September moderieren.
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Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln wird in diesem Jahr einen neuen Moderator haben. Karl-Ludwig Kley steht wegen anderweitiger Termine nicht zur Verfügung. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ übernimmt Michael Vesper (73). Der ehemalige NRW-Minister und gebürtige Kölner ist seit 2018 Präsident des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen, das den Galopprennsport in Deutschland vertritt.