Andrich steht bei Bayer Leverkusen unter Druck: Neue Konkurrenz im Mittelfeld und Ausbootung aus der Nationalmannschaft.
„Auf diesem Level bin ich nicht“Andrich kämpft um WM-Traum und seine Rolle bei Bayer 04

Tjark Scheller (SC Paderborn 07, l) und Robert Andrich (Bayer Leverkusen) kämpfen um den Ball.
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Nach der vergangenen Saison hatte Robert Andrich öffentlich mit einem Weggang von Bayer 04 kokettiert – weil er die Teilnahme an der WM 2026 in USA, Kanada und Mexiko nicht aufs Spiel setzten wollte. „Wenn ich irgendwie merken sollte, aus welchen Gründen auch immer, der Trainer steht nicht auf mich, oder es passt gar nicht zusammen, dann muss man darüber nachdenken“, hatte der 31-Jährige sogar noch im Trainingslager in Brasilien im Juli gesagt.
Doch Kurzzeit-Coach Erik ten Hag setzte voll auf Andrich, machte ihn sogar zum Kapitän der Werkself. Mittlerweile ist ten Hag aber nicht mehr da und Andrich nicht mehr Teil des DFB-Kaders. Erstmals seit seiner ersten Einladung im Oktober 2023 verzichtet Bundestrainer Julian Nagelsmann auf die Dienste des gebürtigen Potsdamers. Diese Entscheidung unterstreicht den Eindruck: Andrich hinkt seinen eigenen Ansprüchen hinterher und steht im letzten Spiel vor der Länderspielpause gegen den 1. FC Heidenheim am Samstag (15.30 Uhr, Sky) unter Zugzwang.
Beim mit viel Leidensfähigkeit erkämpften 1:0 bei Benfica Lissabon in der Champions League am Mittwoch konnte Andrich nicht mithelfen. Schon zum zweiten Mal in der noch jungen Saison saß der Mittelfeldspieler eine Rotsperre ab. Sowohl gegen Eintracht Frankfurt als auch in der Königsklasse gegen Paris St. Germain war Andrich überhart in Zweikämpfe gegangen und des Platzes verwiesen worden. In zwei der vergangenen vier Ligaspiele verzichtete Coach Kasper Hjulmand dann zudem freiwillig auf seinen von ten Hag geerbten Kapitän in der Startelf.
Robert Andrich übt Selbstkritik
„Mich belastet grundsätzlich die Situation, dass ich es selbst noch nicht schaffe, in einen Flow reinzukommen. (…) Kaum bin ich auf dem richtigen Weg, falle ich kurz runter und muss mich wieder hochkämpfen, um meine gewohnte Leistung zu bringen. Und so ehrlich muss ich sein – auf diesem Level bin ich noch nicht“, hatte Andrich zuletzt in der „Sport-Bild“ gesagt. Nun folgte konsequenterweise die Ausbootung in der Nationalmannschaft.
Hjulmand steht aber weiter zu Andrich, spricht ihm im Hinblick auf die Teilnahme an der WM im kommenden Jahr gut zu: „Ich wünsche mir auch sehr, dass sich Rob seinen Traum erfüllen kann. Ich will ihm helfen, so gut wie möglich für Bayer Leverkusen zu spielen, damit er dadurch hoffentlich beim nächsten Termin wieder zurück in der Nationalmannschaft ist. Rob ist ein Super-Spieler, der für uns als Kapitän einen sehr guten Job macht. Er ist sehr wichtig für mich.“
Allerdings hat Andrich auf seiner Position im zentralen Mittelfeld seit Mittwoch neue Konkurrenz. Ibrahim Maza spielte an der Seite von Aleix García im Maschinenraum vor der Abwehr. Und der 19-Jährige machte es so gut, dass er von der Uefa sogar als „Man of the match“ ausgezeichnet wurde. „Für mich ist Ibo ein sehr, sehr guter Spieler, mit dem ich sehr gut arbeiten kann. Er ist aufmerksam, kommt jeden Tag ins Training, um besser zu werden. Er lernt sehr, sehr schnell, ist sehr aufmerksam“, lobte Hjulmand. „Ich kann sehr direkt mit ihm kommunizieren. Er ist ein guter Spieler wegen seiner Persönlichkeit. Er will unbedingt lernen. Und jetzt hat er eine neue Position gespielt. Er hat nicht alles perfekt gemacht, das ist eine sehr große Rolle für seine Entwicklung, aber er hat ein gutes Spiel gemacht. Wir sind happy mit ihm, er ist erst 19 Jahre alt, hat vergangene Saison noch Zweite Bundesliga gespielt und spielt jetzt auf diesem Level. Das ist eine Super-Entwicklung.“
Deshalb ist es gut möglich, dass Hjulmand auch gegen Heidenheim wieder auf das Duo Maza/García als Doppelsechs setzt. Was passiert dann mit Andrich? Doch wieder ein Platz auf der Bank? Wohl eher nicht. Innenverteidiger Jarell Quansah ist etwas angeschlagen, also könnte Andrich erneut seinen Platz in der Dreierkette einnehmen. Das ist allerdings nicht die Position, für die Nagelsmann ihn in der Nationalmannschaft vorgesehen hat. Doch Andrich muss in diesen Tagen nehmen, was er kriegen kann, um wieder in Form zu kommen und Zeichen zu senden.
Leverkusen: Flekken – Andrich, Badé, Tapsoba – Arthur, García, Maza, Grimaldo – Hofmann, Poku – Schick; Heidenheim: Ramaj - Busch, Mainka, Siersleben, Föhrenbach - Niehues - Ibrahimovic, Schöppner, Honsak - Zivzivadze, Schimmer; Schiedsrichter: Dankert (Rostock).


