Immer wieder drängen Fußballer und Trainer darauf, von „Spiel zu Spiel“ zu denken. Bayer 04 setzt diese Phrase in Perfektion in die Tat um – und macht sich so zum Meister.
KommentarBayer 04 Leverkusen macht eine langweilige Fußball-Floskel zu seinem Erfolgsrezept


Auf dem Weg zur Meisterschaft: Bayer 04 Leverkusen um Victor Boniface (vorne)
Copyright: IMAGO/Uwe Kraft
Der größte Tag der Vereinsgeschichte rückt näher: Am Sonntag könnte Bayer 04 Leverkusen mit einem Heimsieg gegen Werder Bremen erstmalig Deutscher Meister werden und sich zu den bislang zwölf Bundesliga-Titelträgern gesellen. Doch noch nie stürmte eine Mannschaft mit einer derartigen Erfolgsserie in Richtung Schale – 42 Saisonspiele ohne Niederlage sind es nach dem 2:0 im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gegen West Ham vom Donnerstagabend.
Was ist das Erfolgsrezept der Werkself? Natürlich spielt der perfekt zusammengestellte und qualitativ hochwertige Kader eine große Rolle, genau wie das umfassende Fußballwissen von Trainer Xabi Alonso. Schwächen und Ängste der Gegner gehören immer dazu – ebenso eine Portion Glück. Und dann gibt es da noch eine Fußball-Floskel, bei fast jedem Trainer und vielen Spielern beliebt. Von Sportjournalisten beinahe leidenschaftlich verachtet: „Von Spiel zu Spiel denken.“ Im Normalfall rangiert dieser Satz in der Aussagekraft gleich hinter „alles raushauen“ und „es gibt keine leichten Gegner“.
Ein Sieg fehlt zu Bayer 04 Leverkusens Meisterschaft
Die Phrasen werden benutzt, wenn dem Fußballer oder dem Verantwortlichen gerade nichts Besseres einfällt oder er schlicht keine Lust auf ein längeres Gespräch hat. Auch in Leverkusen war die Floskel in dieser Saison von fast allen Protagonisten in Endlosschleifen zu hören.
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Bayer 04 ist derzeit jedoch in jeder Hinsicht ein Sonderfall. So auch in dieser. Denn der Werksklub hat „von Spiel zu Spiel denken“ auf allen Ebenen bis in die letzte Pore verinnerlicht. Egal, wie lang die Erfolgsserie wurde, egal wie nah die Titel rückten, egal wie furios die Mannschaft auftrat: Zu keinem Zeitpunkt war im Verein ein verfrühter Blick in Richtung Saisonende zu beobachten oder ein Abheben in irgendeiner Form. Das nächste Spiel war, so abgedroschen es klingt, tatsächlich immer das wichtigste.
Sogar auf die Fans färbte diese Herangehensweise ab – wohl auch der „Vizekusen“-Vergangenheit geschuldet, als diverse sicher geglaubte Titel im letzten Moment hergeschenkt wurden. 2024 ist das anders. Es gab keine Choreos, nicht einmal längere Gesänge im Stadion. Erst am Donnerstagabend hallte ein krachendes „Deutscher Meister wird nur der SVB!“ durch die Arena. Jetzt beschreibt die Floskel den Kern der Wahrheit: Das nächste Spiel ist das wichtigste – in Bayer 04 Leverkusens Vereinsgeschichte.