Florian Wirtz will zum FC Liverpool. Die Verhandlungen haben begonnen. Auch der 1. FC Köln verdient mit.
Bayer 04 verhandelt hartWirtz-Transfer zum FC Liverpool würde Rekorde brechen

November 2024: Florian Wirtz mit Bayer 04 Leverkusen zu Gast beim FC Liverpool an der Anfield Road.
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Am 5. November 2024 schleicht Florian Wirtz mit gesenktem Kopf vom Rasen an der legendären Anfield Road. Der Jungstar ist soeben mit Bayer 04 gegen den FC Liverpool mit 0:4 untergegangen. „Es war sein viertes Spiel in der Champions League und es werden noch viele folgen. Er kann auch viel mitnehmen aus diesem Spiel“, sagt danach Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Man muss ihm zugestehen, dass er auch Bereiche hat, wo er sich noch verbessern kann. Aber er hat immer gezeigt, dass er in der Lage ist, extrem schnell dazuzulernen und sich anzupassen. Ich glaube, dafür war der Abend heute gut.“
Von diesen Abenden an der Anfield Road wird Wirtz in Zukunft wohl noch einige erleben – dann aber auf der Seite der Heimmannschaft. Denn der von vielen Topklubs umworbene Pulheimer hat sich für ein Engagement beim FC Liverpool entschieden. Das hat der 22-Jährige zusammen mit Vater und Berater Hans Wirtz sowohl den Verantwortlichen bei Bayer 04 als auch dem Mitbewerber FC Bayern mitgeteilt. Die Verhandlungen zwischen den Klubs haben begonnen. Bayer 04 fordert eine Ablöse rund um 150 Millionen Euro für den Unterschiedsspieler, der bis 2027 unter Vertrag steht. Noch nie ist ein deutscher Spieler für eine derart hohe Summe gewechselt.
Dass die Bayern bei ihrem Transferziel Nummer eins in die Röhre gucken, überraschte die Münchner Verantwortlichen dann doch sehr. „Max Eberl hat mich informiert, dass Florian Wirtz wohl zu Liverpool tendiert. Wie das dann mit Leverkusen weitergeht, kann ich nicht sagen“, betonte FCB-Präsident Herbert Hainer am Samstag. Vor allem Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte sich vehement für einen Transfer von Wirtz stark gemacht – auch öffentlich. „Ich weiß schon, dass er sehr viel investiert hat an Energie und dergleichen“, sagte sein Bruder Dieter Hoeneß . „Natürlich ist das eine Enttäuschung, aber das Leben geht weiter.“
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Niederlage für Uli Hoeneß
Hoeneß versuchte Hans Wirtz bei mehreren persönlichen Treffen und Telefonaten von einem Wechsel an die Isar zu überzeugen. Und Vater Wirtz soll auch nicht abgeneigt gewesen sein. Bei der Familie soll der mediale Druck seit Anfang Mai dann aber überhaupt nicht gut angekommen sein. Einige Münchner Medien schossen über das Ziel hinaus, schrieben von unterschriebenen Vorverträgen für 2025 und 2026 und bereits laufenden Verhandlungen zwischen Bayer 04 und dem FC Bayern. Diese Falschmeldungen sorgten für große Irritationen bei der Familie.
In der vorvergangenen Woche kam es dann zu einem Treffen zwischen Familie Wirtz und Verantwortlichen des FC Liverpool in Blackpool. Der englische Meister soll sich allerdings schon seit geraumer Zeit mit einem Transfer des Nationalspielers beschäftigen. Ein Kriterium für die Entscheidung pro Liverpool soll auch der Unterschied in den Gesprächen zwischen Wirtz und LFC-Trainer Arne Slot auf der einen und mit Bayern-Coach Vincent Kompany auf der anderen Seite gewesen sein. Der Niederländer habe wohl deutlich mehr Eindruck mit seinen Plänen, vor allem in Bezug auf die persönliche Weiterentwicklung von Wirtz, gemacht.
In Liverpool gibt es zudem eine Vakanz auf der Position hinter den Spitzen, der FC Bayern hat mit Jamal Musiala schon einen ähnlichen Spielertypen. Julian Nagelsmann begrüßte am Sonntag die Entscheidung. „Wenn es Liverpool wird“, sagte der Bundestrainer, „ist es ein guter Schritt, weil er da auf seiner Position spielen kann“. Der ehemalige Klub von Jürgen Klopp biete ein „super Umfeld“. Nagelsmann berichtete, er habe sich mit Wirtz ausgetauscht und versucht, ihm „nach bestem Wissen und Gewissen Tipps zu geben“.
Für die Leverkusener Verantwortlichen wäre der Wechsel nach Liverpool in jedem Fall die zweitbeste Lösung. Bis zuletzt hatten Rolfes und Klubboss Fernando Carro versucht, Wirtz von einer Verlängerung seines Vertrages inklusive Ausstiegsklausel zu überzeugen. Der Verein hatte frühzeitig signalisiert, dass er einen Verbleib des Spielers bis 2026 ohne Verlängerung zwar akzeptieren würde, ein Transfer 2025 dann aber die Wunschlösung wäre. Einen Verkauf ins Ausland statt zum FC Bayern nehmen die Bayer-Verantwortlichen unter diesen Voraussetzungen mit Kusshand.
Dennoch muss der Transfervertrag erst einmal verhandelt werden. Rolfes und Carro haben dabei die volle Rückendeckung der Bayer AG und des Gesellschafterausschusses mit dem Vorsitzenden Werner Wenning an der Spitze, um eine harte Verhandlungslinie zu fahren. Sollte Liverpool die Leverkusener Vorstellungen nahezu erfüllen, wäre es ein Rekordtransfer für beide Ligen. In der Premier League ist aktuell Enzo Fernandez, den der FC Chelsea 2022 für 121 Millionen Euro von Benfica Lissabon holte, der teuerste Einkauf. Und in der Bundesliga hält noch der Ex-Dortmunder Ousmane Dembele den Rekord für den teuersten Verkauf. 2017 überwies der FC Barcelona 105 Millionen Euro plus Bonuszahlungen an den BVB.
Solidaritätsmechanismus hilft 1. FC Köln
Auch der 1. FC Köln wird an einem Wirtz-Transfer mitverdienen. Das Stichwort ist Solidaritätsmechanismus. Diese Fifa-Regel verlangt von den Klubs, einen Prozentsatz der Transfersumme, die sie für einen Spieler erhalten, an die Klubs zu zahlen, die ihn im Alter zwischen 12 und 23 Jahren entwickelt haben. Wirtz wechselte im Alter von 16 Jahren im Januar 2022 nach Leverkusen, wurde also knapp fünf Jahre in Köln ausgebildet. Je nach Vertragskonstrukt zwischen Leverkusen und Liverpool könnte der FC womöglich rund um zwei Millionen Euro mitverdienen.
Steht der Deal, werden die Leverkusener Anhänger sicher auch gebannt auf die Auslosung der Ligaphase in der Champions League Ende August warten. Duelle mit Real Madrid und Ex-Trainer Xabi Alonso und Liverpool mit Florian Wirtz hätten sicher ihren Charme.