Bayer 04 vollzog im Sommer einen Riesenumbruch – Nicht bei allen Abgängen läuft es so gut wie für Granit Xhaka.
Xhaka bärenstark, Wirtz sucht nach FormSo läuft es bei den Abgängen von Bayer 04 Leverkusen

Xhaka (l.) und Hincapie (r.) umarmen sich.
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Es war einer der radikalsten Umbrüche der vergangenen Jahre: Im Sommer 2025 stellte Vizemeister Bayer 04 Leverkusen seine Erfolgsmannschaft nahezu vollständig neu auf. Das Team, das im Jahr zuvor das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen hatte, zerfiel in seine Einzelteile. Spieler wie Florian Wirtz, Granit Xhaka oder Jeremie Frimpong, Sinnbilder der goldenen Leverkusener Jahre, suchten neue Herausforderungen. Zurück blieb ein Klub im Wandel und die Frage, ob sich der große Exodus für die vielen Abgänge gelohnt hat.
Wirtz auf der Suche nach Konstanz
Erste Station: England. Gleich fünf Spieler zog es auf die Insel. Der spektakulärste Transfer: Florian Wirtz. Für eine Fixsumme von 125 Millionen Euro wechselte der kreative Mittelfeldspieler zum FC Liverpool. Auch Jeremie Frimpong wechselte für 40 Millionen Euro ebenfalls an die Anfield Road. Zwei Transfers mit Signalwirkung – doch die Startphase verlief zäh. Wirtz wartet in der Premier League weiterhin auf seine erste Torbeteiligung.
Nur in der Champions League konnte er beim 5:1 gegen Eintracht Frankfurt mit zwei Assists aufblitzen. Beim 1:0-Sieg über Real Madrid zeigte er zwar seine Klasse, doch in England wird Geduld schnell zur Mangelware. Trainer Arne Slot mahnt zur Ruhe: Wirtz brauche Zeit, um das Tempo und die Physis der Liga zu verinnerlichen. Die Anlagen des 22-Jährigen sind unbestritten – seine Leichtigkeit, seine Spielübersicht, sein Gefühl für Räume. Ob er diese Fähigkeiten in der Premier League zu voller Wirkung bringen kann, wird über seinen weiteren Weg entscheiden.
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Für Frimpong gestaltet sich die Lage noch schwieriger. Eine Verletzung im Oberschenkel wirft ihn aktuell zurück, und selbst in den Spielen zuvor blieb er hinter den Erwartungen. Nach dem 1:2 gegen Crystal Palace Ende September kritisierte Slot den Niederländer öffentlich, er habe das Gegentor verschuldet. Die Konkurrenz ist groß, besonders der junge Conor Bradley überzeugt mit Dynamik und Disziplin. Frimpong kommt bisher auf neun Einsätze, sechs von Beginn an, doch nur zweimal spielte er durch.
Ganz anders die Geschichte von Granit Xhaka. Der 33-Jährige wagte einen für viele überraschenden Schritt: 15 Millionen Euro Ablöse, Wechsel zum Premier-League-Aufsteiger AFC Sunderland. Doch der Schweizer hat den Klub in wenigen Monaten verwandelt. Als Kapitän, als Stratege, als Ruhepol. Xhaka organisiert, ordnet, beruhigt das Mittelfeld und diktiert, wie schon in Leverkusen, das Spieltempo.
Hradecky verletzt
Liverpool-Legende Jamie Carragher und Manchester United-Legende Wayne Rooney lobten ihn jüngst als einen der Transfers des Jahres. Sein erstes Tor im Sunderland-Trikot erzielte er beim 1:1 gegen Everton. Unter seiner Leitung – Xhaka wurde sofort zum Kapitän ernannt – steht der Aufsteiger auf Rang vier, drei Punkte hinter Manchester City. Beim 2:2 gegen Arsenal, seinem Ex-Klub, erzwang Sunderland in letzter Minute den Ausgleich.
Xhaka erlebt derzeit eine späte Blüte seiner Karriere. Dabei bleibt die Frage offen, ob Bayer 04 vielleicht zu leichtfertig auf seine Führungsqualität verzichtet hat. Aleix Garcia macht seine Sache als Nachfolger ordentlich, doch die Balance im Mittelfeld ist fragil. Exequiel Palacios und Equi Fernández fehlen verletzt, Robert Andrich pendelt zwischen Sechserposition, Sperren und Notlösungen in der Innenverteidigung. Der junge Ibrahim Maza bringt frischen Schwung, denkt aber offensiver. Xhaka, der Stabilität verleiht, wäre in Leverkusen derzeit Gold wert.
Viele Abgänge suchen nach Form
Andere Abgänge kämpfen um Anschluss. Amine Adli sitzt beim AFC Bournemouth meist auf der Bank, ohne Tor, ohne Vorlage. Der Marokkaner, einst unermüdlicher Antreiber auf Leverkusens Flügel, ist derzeit nur eine Nebenrolle. Innenverteidiger Piero Hincapié, an Arsenal ausgeliehen, kam nach einer Verletzung auf lediglich zwei Einsätze. Selbst fit bleibt er derzeit Ersatz.
Auch Lukas Hradecky verließ die Werkself. Der langjährige Kapitän fand in Monaco zunächst einen sicheren Platz im Tor, ehe ihn eine Knieverletzung seit September stoppt. Jonathan Tah hingegen hat bei Bayern München seinen Platz gefunden. An der Seite von Dayot Upamecano bildet er eine der stabilsten Innenverteidigungen Europas. Die Bayern sind seit 17 Pflichtspielen ungeschlagen, 16 davon endeten mit Siegen – auch dank der Defensive. Victor Boniface, der bullige Stürmer aus dem Double-Team, ist leihweise bei Werder Bremen. Seine Leistungen stabilisieren sich, doch der Zustand seiner Fitness bleibt eine offene Frage.

