Detlef Langemann spricht vor Spiel vier der Serie gegen Ingolstadt über Kölner Playoff-Chancen, Torhüterphilosophie, die lange Titelflaute der Haie - und das Dauerproblem mit der Halle.
Ur-Hai Langemann zum Halbfinale„Das Momentum ist bei den Haien, sie dürfen es nicht hergeben“

Detlef Langemann, Legende der Kölner Haie
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Wenn die Kölner Haie am Mittwoch um 19:30 Uhr in der ausverkauften Lanxess-Arena in den Playoffs zum vierten Halbfinalspiel gegen den ERC Ingolstadt antreten, wird Detlef Langemann (78) wie üblich in der Halle sein – und seinem Verein die Daumen drücken. Langemann ist einer der Kölner Spieler, die im Jahr 1972 die Abspaltung der Eishockeyabteilung vom KEK hin zum neu gegründeten Kölner EC forcierten. Er war Kapitän der Haie-Meistermannschaft von 1977 und 1979. Seine Rückennummer 14 ist gesperrt und hängt unter dem Dach der Arena. Und er verfolgt die Entwicklung der Haie sehr aufmerksam.
Langemann zu Gast in der Südkurve
Beim ersten Heimspiel gegen Ingolstadt, das der KEC am Freitag mit 5:2 gewann, mischte sich Langemann unter die Fans in der Südkurve – Langemann über seinen Platzwechsel:
„Ich sitze normalerweise oben im Block 205. Vor ein paar Monaten hatte ich über einen Sponsor Kontakt zu einem Fanclub der Haie, und man bat mich, einmal unten in den Stehplatzbereich zu gehen. Ich war dort vorher noch nie, und es war herrlich. Es ist eine andere Perspektive.“
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In der „Best of 7“-Serie gegen den ERC führt der KEC mit 2:1 – Langemann über die bisherigen Playoff-Leistungen des KEC:
„Das Momentum ist bei den Haien, sie dürfen es nicht hergeben und müssen nach vorne marschieren. Die Haie spielen wahnsinnig gut in der Verteidigung, wahnsinnig schnell raus und schnell nach vorne. Während der Hauptrunde hätte ich genug dazu zu sagen gehabt, was nicht so gut gelaufen ist. Aber im Moment ist alles top, vorne wie hinten. Auf dem Niveau, auf dem sie sich zurzeit bewegen, haben sie die Chance, das Finale zu erreichen. Und ich würde es ihnen wünschen. Auch Ingolstadt spielt gut, aber zuletzt waren wir den kleinen Tick besser, auf den es in engen Spielen ankommt. Im Golf muss auch der letzte Putt drin sein.
Wenn wir am Mittwoch gewinnen, haben wir drei Chancen auf den Finaleinzug. Das werden wir dann auch hinkriegen, und dann sind wir gegen Berlin im Finale. Ich traue es den Haien zu. Es wäre im Finale sehr schwer. Aber es sind Playoffs, da kann alles passieren. Es kann sich jemand verletzen oder krank werden, wichtige Spieler können ausfallen. Oder plötzlich ist ein Spieler völlig ausgepumpt, auch das kommt vor bei dieser enormen Belastung.“
Langemann hofft auf Titel
Torhüter Julius Hudacek ist zuletzt über sich hinausgewachsen, zwei Shutouts hat er in den Playoffs schon geschafft – Langemann über die Bedeutung eines guten Goalies:
„Torhüter sind etwas ganz Besonderes, darüber kann man stundenlang reden. Ich bin kein Freund davon, die Torleute ständig zu wechseln – das scheint ein bisschen in Mode gekommen zu sein. Ich bin vom alten Schlag und sage: Ein Torwart ist ein Juwel, aber auch ein Mensch, der eine besonders gute Behandlung braucht. Torhüter machen 40 bis 50 Prozent der Leistung aus. Sie denken auch anders, sie haben ihr eigenes Spiel innerhalb des Spiels.“
Zuletzt gewannen die Haie 2002 ihre letzte von acht Meisterschaften – Langemann über die lange Titelflaute:
„Nach 23 Jahren ohne Titel – die Zahl mag ich kaum aussprechen – würde ich es den Haien gönnen, dass sie ganz nach vorne kommen. Vor allem auch Kapitän Moritz Müller, der seit mehr als 20 Jahren in Köln spielt. Er ist so ein feiner Kerl. Es passt im Moment alles. Die ganze Crew, die beim KEC arbeitet, auch im Hintergrund, um die Arena vollzubekommen und das Programm zu gestalten, macht es sehr gut. Manchmal denke ich, es ist ein bisschen zu viel Show. Mich hätte es als Spieler vielleicht genervt. Aber die Leute wollen Unterhaltung haben. So ist die Zeit.“
Die Haie haben zwar in dieser Saison Rekordzuschauer-Einnahmen. Da die Kosten für die Hallenmiete und das Trainingszentrum aber sehr hoch sind, müssen sie trotzdem knapp kalkulieren und gehören nicht zu den finanzstärksten Teams der DEL – Langemann über die spezielle Situation des KEC:
„Ich sage es ganz ehrlich: Was mich seit Jahrzehnten aufregt, ist, dass wir keine eigene Halle haben. Die Radrennbahn in Müngersdorf, die umgebaut wird, hätte meiner Meinung nach ein Eishockeystadion werden können, mit dem man wunderbar zurechtkommt. Die Infrastruktur ist da, die Sporthochschule. Aber was haben wir da? Radrennen, Basketball und Handball. Und kein Eishockey. Leider. Falls es die Lanxess-Arena irgendwann mal nicht mehr geben sollte – sei es, weil sie zu teuer wird oder wir nicht mehr hineindürfen, man weiß es ja nie – wo sollen wir dann Eishockey spielen? Wenn die Vereine in Amerika nicht klarkommen, ziehen sie einfach in eine andere Stadt. Aber so etwas gibt es hier nicht.“